Biotop-Verbund in intensiv genutzten Agrarlandschaften - Möglichkeiten, Grenzen und Perspektiven (Dachprojekt)

Aktenzeichen 19428/01
Abschlussbericht:
Projektträger: Universität Rostock Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät Fachgebiet Phytomedizin
Satower Str. 48
18059 Rostock
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Telefon: +49 381 4983 160
Internet: -
Bundesland: Niedersachsen
Beschreibung:
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Bedeutung von Strukturelementen für die Lebensraumfunktion von Agrarlandschaften ist naturwissenschaftlich hinreichend erwiesen. Mit unterschiedlichen Instrumenten und Projekten wird versucht, diese zu erhalten bzw. in intensiv genutzten Ackerbauregionen wieder zu erhöhen. Ziel des Vorhabens ist es, Ansätze für einen Biotopverbund in intensiv genutzten Agrarlandschaften zu fördern, indem gesellschaftliche, politische und administrative Optionen dafür erfasst und geprüft und, wenn möglich, ausgeweitet und zu einem realistischen Rahmen für eine produktionsbegleitende Umsetzung einer Biotop-Vernetzung auch in Ackerbörden zusammengefügt werden. Das Vorhaben ist in engem Zusammenhang mit fünf Modellprojekten in intensiv genutzten Agrarlandschaften zu sehen und bildet sozusagen ein inhaltliches und organisatorisches Dach, in dem die Modellfunktion der Einzelprojekte überregional vernetzt und gestärkt werden und die transregionale Zusammenarbeit gefördert wird (Dachprojekt)


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie geplanten Arbeiten um die o.a. Zielsetzung zu erreichen lassen sich vier Bereichen zuordnen
1. Netzwerk Regionalprojekte: Einrichtung einer Schnittstelle, die die Organisation des Verbundes der unabhängigen Regionalprojekte ermöglicht, den Austausch fördert und optimiert und die Außen-wirkung erhöht.
2. Untersuchung von Förderinstrumenten für die Einrichtung von Strukturelementen und einem Biotop-Verbund: Erfassung, Prüfung und Aktualisierung bestehender Möglichkeiten auf verschiedenen Ebe-nen, bspw. EU, Bund, Länder und Regionen. Zusammentragen der Ergebnisse zu den festgestellten Effekten (Ziele, Kosten, Administrierbarkeit, Akzeptanz).
3. Flexibilisierung der Instrumente: Ansätze für Flexibilisierungen bestehender Förderinstrumente mit positiver Wirkung für einen Biotop-Verbund werden erarbeitet und auf ihre Realisierbarkeit überprüft. Das gilt insbesondere hinsichtlich rechtlicher Aspekte.
4. Handlungsleitfaden: Die in dem Vorhaben erarbeiteten Ergebnisse und die Erfahrungen aus den Regionalprojekten, Anforderungen und Hemmnisse für konkrete Projekte und Perspektiven für Biotop-Verbund-Aktivitäten in der agrarisch genutzten Landschaft werden in einem Leitfaden zusammengestellt.


Ergebnisse und Diskussion

1. Ein Netzwerk von fünf Aktionsprojekten wurde für einen verbesserten Informationsaustausch begründet. Hierfür wurde der Begriff Lebensraum Börde etabliert. Das Dachprojekt hat einen Flyer zum Netzwerk erarbeitet, der die folgenden Jahre von allen Projekten eingesetzt wurde. Außerdem wurden regelmäßige Treffen und gemeinsame jährliche Statusseminare geplant und vorbereitet. Bei den Statusseminaren war ein weiteres Projekt - Lebensraum Brache - beteiligt. Die jeweils zweitätgigen Statusseminare wurden 2003 und 2004 durchgeführt, in 2005 durch das Projekt Lebensraum Brache. Die Kommunikation mit den Projekten diente dazu, einen Ideen- und Maßnahmenaustausch zwischen den Aktionsprojekten anzuregen und gemeinsame Aktivitäten zu initiieren.
2. Für betriebswirtschaftliche Berechnungen zur notwendigen Prämienhöhe für die Anlage von Saumbiotopen hat das Dachprojekt vergleichbare Eckdaten erarbeitet und Kalkulationen auf dieser Basis durchgeführt. Die notwendigen Kompensationszahlungen schwanken stark, u. a. in Abhängigkeit von den Opportunitätskosten. In 6 benachbarten Landkreisen zu den Aktionsprojekten wurden Fragebögen an alle dort ansässigen Landwirte versandt. Im Anschluss daran wurden die Naturschutzexperten der jeweiligen Regionen persönlich interviewt. Mit den gesammelten Daten konnten Bestimmungsfaktoren für Interesse, Teilnahme und Ablehnung von Biotopvernetzungsmaßnahmen bei Landwirten und Naturschützern sowie die präferierte Ausgestaltung dieser Maßnahmen analysiert werden. Die Landwirte in intensiv genutzten Agrarlandschaften brauchen einfache, risikoarme Maßnahmen, um Erfahrungen mit Naturschutzfragen zu sammeln. Sie bevorzugen flexible Maßnahmen mit überschaubarer Laufzeit. Die Akzeptanz ist höher, wenn sie die Maßnahmen mit Auflagen im Pflanzenschutz verbinden können. Eine angemessene Prämienhöhe und feststehende, kompetente Ansprechpartner in der Agrarbehörde erhöhen die Teilnahme. Vertreter der Naturschutzbehörden in den Regionen bevorzugen stärker naturschutzfachlich ausgerichteten Maßnahmeneigenschaften längere vertragliche Bindungszeiten.
3. Basierend auf den Untersuchungen werden Flexibilisierungen vorgeschlagen: die Einbeziehung der Standortgunst (in Form der Ertragsmesszahl) in die Prämienkalkulation führt zu realistischeren Kompensationszahlungen. Eine flexiblere Vertragsdauer und Dauer am Standort (Stichwort: Rotationsprinzip) der Saumbiotope sollte angestrebt werden. Da die Akzeptanz bei Landwirten hoch ist, wenn Saumbiotope mit Abstandsauflagen im Pflanzenschutz kombiniert werden können, sollten diese Konzepte unbedingt verfolgt werden. Naturschutz- und Landwirtschaftsinteressen weisen auch Schnittmengen auf: Landwirte sehen die Notwendigkeit einer besseren Biotopvernetzung und Naturschutzexperten schlagen auch pragmatische Maßnahmen vor. Angesäte Kulturpflanzenmischungen sind aus agrarischer und rechtlicher Sicht (Stichwort: gebietsfremde Arten) unproblematischer als die Ansaat von Wildpflanzen. Angesäte Blühmischungen sollen aus agrarischer Sicht Ackerunkräuter unterdrücken - aus naturschützerischer Sicht ist dies bei Problemunkräutern willkommen, bei selteneren, authochtonen Arten aber eher problematisch. Wenn bei artenreichen, angesäten Wildkrautmischungen nur heimisches Saatgut eingesetzt werden soll, sind die Saatgutkosten hoch. Für die Finanzierung von Vernetzungsmaßnahmen können Instrumente aus der regionalen Naturschutzförderung, der Politik für den ländlichen Raum und Ausgleichsgelder genutzt werden.
4. Ein Handlungsleitfaden aus den Ergebnissen der Projekte wurde erarbeitet.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Projekte beteiligten sich gemeinsam an den DLG-Feldtagen 2004 in Dummerstorf. Neben einer Feldparzelle mit verschiedenen Ansaatmischungen hat das Dachprojekt eine Diskussionsveranstaltung im Rahmen des DLG-Forums organisiert. Für die Feldtage 2006 in Hessen lag die wesentliche Vorbereitung beim Projekt Lebensraum Brache, die Börde-Projekte beteiligten sich vor Ort mit Informationen und Postern. Auf der Grünen Woche im Januar 2006 wurde eine Podiumsdiskussion zu dem Schwerpunktthema im Rahmen des Erlebnisbauernhofes des Deutschen Bauernverbandes durchgeführt.
Im Frühjahr 2007 waren die fünf Aktionsprojekte weitgehend abgeschlossen. Am 27.02.2007 hat das Dachprojekt deswegen die Abschlusstagung des Projektnetzwerks Lebensraum Börde zusammen mit dem Projekt Lebensraum Brache in Göttingen vorbereitet und durchgeführt. Die Tagung war mit 68 Teilnehmern vor allem aus den Umsetzungsbereichen (Projekte, Verbände, Behörden) besucht.
Im Sommer 2005 wurde eine Webseite mit Informationen über die Projekte und über weiteres Nützliches zu dem Thema Acker als Lebensraum durch das Dachprojekt erstellt und ist seitdem freigeschaltet (www.acker-als-lebensraum.de).


Fazit

Die Notwendigkeit für strukturelle Maßnahmen in diesen Landschaften wird von allen Seiten gesehen. Das Angebot pragmatischer Maßnahmen, die auch agrarische Interessen berücksichtigen, kann langfris-tig auch zu Verbesserungen der Naturschutz-Situation führen.

Förderzeitraum: 01.07.2002 - 30.06.2008 (5 Jahre und 12 Monate)
Fördersumme: 154.451,00
Förderbereich: II.7.1
Stichworte: Ökonomie, Arten- / Biotopschutz
Publikationen: