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Projekt "Lebensraum Brache" - Naturschutz in Ackerbaulandschaften

Lageplan der Woche der Umwelt Standnummer: 170 lupe

Bereich: Naturschutz Gewässer- und Bodenschutz

Ziel des Projektes ist es, die Lebensbedingungen für Flora und Fauna in Ackerbaulandschaften zu verbessern. Dieses Ziel soll neben den praktischen Maßnahmen vor Ort besonders durch eine gezielte Beratungs-, Politik- und Öffentlichkeitsarbeit, sowie durch eine Vernetzung relevanter Akteure und Umsetzungsprojekte auf nationaler und europäischer Ebene erreicht werden. Als Ergebnis konnten auf bislang 5.500 ha Acker- und Stilllegungsflächen in Hessen und Bayern mehrjährige, wildtierfreundliche Buntbrachen etabliert werden. Dies beruht insbesondere auf einer intensiven Beratungsarbeit und Informationsvermittlung an Landwirte, ihre Interessensvertreter, Jagdverbände, Jagdgenossenschaften, Naturschutzverbände und politische Entscheidungsträger. Darüber hinaus wurden Empfehlungen zur Weiterentwicklung der gesetzlichen Grundlagen für den Naturschutz in Ackerbaulandschaften erarbeitet. Hierbei setzt das Projekt zum Erhalt der biologischen Vielfalt vor allem auf die Agrarumweltprogramme.
Das Projekt „Lebensraum Brache“ mit seinen acht Partnern hat sich in Deutschland als erstes Verbundprojekt der naturschutzfachlich sinnvollen Nutzung des Marksteuerungsinstrumentes Flächenstilllegung angenommen.

Anschrift:

Firma:

Internationaler Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd

Straße:

Gothaer Straße 9

Postleitzahl:

34289

Ort:

Zierenberg

Internet:

www.Lebensraum-Brache.de

WDU-ID: 233
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Eigendarstellung des Ausstellers
(Für diesen Text ist ausschließlich der Aussteller selbst verantwortlich!)

Wildtierfreundliche Stilllegungsflächen
Eine mit Wild- und Kulturpflanzenarten begrünte Buntbrache im zweiten Standjahr. Diese blüten- und nektarreiche Fläche in der Nähe von Würzburg ist ein wahres Paradies für Hummeln, Bienen und Schmetterlinge. Hier die Mischung "Lebensraum I". Bildautor: www.Lebensraum-Brache.de/ W. Kuhn
Rückzugsräume im Winter
Mehrjährige Buntbrachen sind beliebte Rückzugsräume für Wildtier in der Winterzeit. Hasen, Rebhühner und Rehe fühlen sich hier ebenso Wohl, wie die unzähligen Insekten und Spinnen, die in den toten Pflanzen überwintern. Bildautor: www.Lebensraum-Brache.de/ J.A. Wadsack
Nektar- und Pollenquellen
Kultur- und Wildpflanzen in den Brachemischungen sind wichtige Nektar- und Pollenquellen für zahlreiche Bienen, Hummeln und Schmetterlinge. Bildautor: www.Lebensraum-Brache.de/ W. Kuhn
Überwinterung
Viele Insekten- und Spinnenarten nutzen die toten Pflanzenstängel als Überwinterungsmöglichkeit, die auf normalen Äckern nicht oder kaum vorhanden sind. Mitte: Sackspinne (Clubiona spec.), Links: Schilfradspinne (Larinioides cornutus), Rechts: Laufspinne (Philodromus spec.) Bildautor: www.Lebensraum-Brache.de/ J.E. Tillmann
mehrjährige Buntbrache
Eine im zweiten Standjahr von Färberkamille (Anthemis tinctoria) dominierte Buntbrache in Nordhessen. Angesät wurde hier die Mischung "Lebensraum I". Bildautor: www.Lebensraum-Brache.de/ M. Börner
Ackerbrachen und Stilllegungsflächen werden Wildtieroasen
Struktur- und artenarm Stilllegungsfläche (1) können leicht zu wildtierfreundlichen Buntbrachen (2) umgestaltet werden

Projekt „Lebensraum Brache“ – Naturschutz in Ackerbaulandschaften

Hintergrund
Die fortschreitende Industrialisierung der Landwirtschaft in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts führte zu dramatischen Veränderungen und Verlusten an Lebensräumen für wildlebende Tier- und Pflanzenarten. Viele der früher häufigen Arten der Agrarlandschaft sind heute sehr selten geworden, in Einzelfällen sogar vom Aussterben bedroht. Diese Entwicklung war und ist in ganz Deutschland, im Trend in ganz Europa zu beobachten. Speziell in Gebieten mit guten bis sehr guten landwirtschaftlichen Produktionsbedingungen hat dieser Prozess zu negativen Veränderungen von Landschaften beigetragen.

Als geeignete Steuerungsinstrumente zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Ackerbaulandschaften kristallisieren sich neben den obligatorischen Instrumenten, den Cross Compliance Standards und der Flächenstilllegung vor allem die Agrarumwelt- und Vertragsnaturschutzprogramme heraus. Doch in der breiten Fläche wirken diese Instrumente nur unzureichend, so dass der Artenrückgang unvermindert anhält. Obwohl Ackerbaulandschaften mit ihren Landschaftselementen eine hohe Bedeutung für den Natur- und Artenschutz haben, wurden diese bisher nur zögerlich in öffentliche Förderprogramme einbezogen.

Ziel des Projektes
Das Projekt zielt darauf ab, die Lebensbedingungen für Flora und Fauna in Ackerbaulandschaften zu verbessern. Dieses Ziel soll neben den praktischen Maßnahmen vor Ort besonders durch eine gezielte Beratungs-, Politik- und Öffentlichkeitsarbeit, sowie durch eine Vernetzung relevanter Akteure und Umsetzungsprojekte auf nationaler und europäischer Ebene erreicht werden.

Das Projekt greift dabei auf die bislang gewonnenen Erkenntnisse zu einer wildtiergerechten Gestaltung von Acker- und Stilllegungsflächen zurück und leistet damit ein Beitrag für einen praxisorientierten Naturschutz. Besondere Brisanz gewinnt die Thematik des Naturschutzes auf Ackerflächen aktuell durch die Ausdehnung des Anbaus Nachwachsender Rohstoffe und der damit einhergehenden Flächenkonkurrenz für Wildtierlebensräume in Ackerbaulandschaften.

Projektdesign und -umsetzung
Das Grundkonzept des Projektes „Lebensraum Brache“ war und ist es, als Netzwerk verschiedener Fachdisziplinen den Naturschutz in Agrarlandschaften umzusetzen und somit die Brücke zwischen Jagd, Landwirtschaft und Naturschutz zu schlagen. Im Fokus des Projektes steht dabei die ökologische Optimierung von Acker- und Stilllegungsflächen als wichtiges Instrument zur Förderung und zum Erhalt von Agrarbiozönosen. Die hierfür auf stillgelegten Äckern etablierten Ansaatbrachen wurden nicht nur hinsichtlich ihrer naturschutzfachlichen Bedeutung bewertet, sondern vielmehr wurde ebenfalls versucht, die Ansaatbrachen in Hinblick auf ihre Akzeptanz in der Landwirtschaft und auf ihre agrarwirtschaftliche Integrierbarkeit zu optimieren.

Das Projekt besteht aus mehreren gleichberechtigten Bausteinen. Sie decken die Bereiche Beratung und Information, der Politik- und Öffentlichkeitsarbeit, der praktischen Umsetzung und der wissenschaftlichen Begleitung ab.

Ergebnisse

Die nachfolgend Bausteine und Projektpartner tragen in diesem interdisziplinären Projekt dazu bei, die praktisch erprobten und wissenschaftlich begleiteten Maßnahmen öffentlichkeitswirksame darzustellen und mit den relevanten agrar- und umweltpolitischen Entscheidungsträgern zu diskutieren.

Der Baustein „Umsetzung in die Praxis“ koordiniert die Umsetzung von wildtierorientierter Stilllegungsflächen in zwei deutschen Bundesländern. So konnten in der Zeit von 2003 bis 2006 über 5.500 ha wildtiergerechte gestaltete Acker- und Stilllegungsflächen in Hessen und Bayern angelegt und im Laufe des Projektes hinsichtlich ihrer Habitateignung optimiert werden.

Der Baustein „Wissenschaft & Monitoring“ dokumentiert die Artenvielfalt und die Entwicklung ausgewählter Offenlandarten in drei Versuchsregionen. Über das pro-jektbegleitende Monitoring der Vogelwelt insbesondere des Rebhuhns und die Analyse der Habitatnutzungsfrequenzen des Feldhasen konnte ein positiver Effekt von Ansaatbrachen auf den Lebensraum Agrarlandschaft ermittelt werden. Die mehrjährigen Ansaatbrachen wurden bevorzugt von Rebhühnern als Bruthabitat genutzt. Verschiedene andere Vogelarten fanden in den Brachen eine Heckenersatzstruktur, die sie wie z.B. die Heckenbraunelle als Neststandort nutzten. Auf der anderen Seite bedingte der abwechslungsreiche Aufwuchs der artenvielfältigen Ansaatmischung aber auch geeigneten Lebensraum für Vögel, die lückige bzw. schüttere Vegetation und offenen Boden bevorzugen, so dass die Feldlerche als häufigster Brutvogel auf den Flächen bestätigt werden konnte.


Im Rahmen der agrarwirtschaftlichen Optimierung wurden die Ansaatmischungen dahingehend zusammengestellt, dass sie einen mindestens zweijährigen Vegetationsbestand gewährleisten, der bestmöglich Problemunkräuter unterdrückt.

Der Baustein „Öffentlichkeitsarbeit“ umfasst die Beratung und Informationsvermittlung an Landwirte und ihre Interessensvertreter, Landesjagdverbände, Jagdgenossenschaften, Naturschutzverbände, politische Entscheidungsträger auf allen Ebenen und die interessierte Öffentlichkeit. Neben der Durchführung von Exkursionen, Informationsveranstaltungen, Pressereisen, der Erarbeitung und Bereitstellung von Broschüren und Pressmeldungen wurde und wird der Aufbau einer Homepage (www.Lebensraum-Brache.de) rund um das Thema des Naturschutzes in Ackerbau-landschaften voran getrieben.

Der Baustein „Politik“ erarbeitet Empfehlungen zur Weiterentwicklung der gesetzlichen Grundlagen für den Naturschutz in Ackerbaulandschaften auf europäischer und nationaler Ebene und diskutiert diese mit Bund und Ländern (Ministerien, nachgeordnete Behörden).

Das Projekt „Lebensraum Brache“ hat sich in Deutschland als erstes Verbundprojekt der naturschutzfachlich sinnvollen Nutzung des Marksteuerungsinstrumentes Flächenstilllegung angenommen und bundesweit die Möglichkeit der wildtiergerechten Gestaltung von Brachflächen vorangetrieben, so dass das Anlegen von mehrjährigen Buntbrachen in diversen Bundesländern in die Agrarumweltförderung ab 2007/08 aufgenommen wurde.

Ausblick
Um die Lebensbedingungen für wilden Tier- und Pflanzenarten in Ackerbaulandschaften zu verbessern, gilt es künftig, das bestehende Netzwerk von Akteuren und Mitstreitern weiter auszubauen.

Die Ergebnisse des Projektes werden einen Beitrag dazu leisten, den Natur- und Artenschutz in Ackerbaulandschaften größere Bedeutung zu geben. Dieses Ziel wird durch umfangreiche Beratung und Multiplikatorenschulung, sowie durch die Multiplikation von positiven Erfahrungen aus Umsetzungsprojekten auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene und einer wissenschaftlichen Begleitung erreicht. Darüber hinaus werden Akteure des ländlichen Raumes und die interessierte Öffentlichkeit für die Anliegen des Projektes sensibilisiert. Schließlich sind über politische Arbeit auch die Rahmenbedingungen und die gesetzlichen Grundlagen für den Umgang und die Förderung von Natur- und Artenschutzmaßnahmen in Ackerbaulandschaften entsprechend zu gestalten. Hierfür wird eine intensive Beratungs- und Lobbyarbeit auf allen relevanten Ebenen (EU, Bund- und Länderminiserien usw.) durchgeführt.

Um zu prüfen, wie erfolgreich die für dieses Ziel notwendigen Maßnahmen am Ende der Laufzeit des Projektes sind, wird die Entwicklung von Offenlandarten (Flora, Leittierarten wie Hase und Rebhuhn, Avifauna, Arthropoden) in ausgewählten Versuchsregionen weiter wissenschaftlich dokumentiert.

Darüber hinaus soll der Einsatz und das Potenzial von Wildpflanzenarten und -mischungen zur Erzeugung von Biogas zusammen mit der Firma Saaten Zeller (http://www.saaten-zeller.de) erprobt werden. Ziel ist es hier mit Stauden Alternativen zum Anbau von Monokulturen aus Raps, Mais und anderen Getreidearten zu erforschen. Durch mehrjährige Nutzung solcher Bestände könnte es möglich sein, Biogasanlagen wirtschaftlicher, umweltverträglicher und nachhaltiger zu bewirtschaften. Darüber hinaus wird durch den Einsatz von Wildstauden der Lebensraum unserer Fauna im Vergleich zum z.B. monokulturellen Maisanbau erheblich verbessert.

Die Partner des Projektes und Mitaussteller der "Woche der Umwelt"sind:

  • Internationaler Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC) (www.cic-wildlife.org)
  • Deutsche Wildtier Stiftung (www.deutschewildtierstiftung.de)
  • Deutsche Verband für Landschaftspflege e.V. (DVL) (www.lpv.de)
  • Landesjagdverband Bayern e.V. (www.jagd-bayern.de)
  • Landesjagdverband Hessen e.V. (www.ljv-hessen.de)
  • Institut für Wildtierforschung an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (www.tiho-hannover.de/einricht/wildtier/index.htm)
  • Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) (www.lwg.bayern.de)
  • Saaten Zeller (www.saaten-zeller.de)
Gefördert wurde das Projekt „Lebensraum Brache“ von 2003-2006 durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, die Deutsche Wildtier Stiftung und aus Mitteln der Jagdabgabe.

Weitere Informationen zum Projekt unter www.Lebensraum-Brache.de

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