Machbarkeitsstudie zur Entwicklung eines maritimen Entsorgungs- und Recyclingzentrums in Hamburg

Aktenzeichen 15550/01
Abschlussbericht:
Projektträger: IMS Ingenieurgesellschaft mbH
Stadtdeich 5
20097 Hamburg
weitere Projekte aus der Umgebung
Telefon: 040/32818-0
Internet: -
Bundesland: Hamburg
Beschreibung:
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

In der Nordsee sind im Zeitraum 2000-2020 ca. 400 Offshore-Plattformen außer Betrieb zu setzen, zu demontieren und an Land zu entsorgen. Hier wird ein beträchtlicher Markt entstehen, auch gerade im Bereich der Landaktivitäten, die dann weniger mit Offshore-Technik zu tun haben, als vielmehr mit industrieller Demontage, Abfallwirtschaft und Umweltschutz. Maritime Entsorgung wird sich zukünftig aber auch auf ein wesentlich weiteres Feld erstrecken, als es durch den Offshore-Markt allein definiert wäre:
n ausgediente Schiffe,
n Wracks und geborgene gefährliche Ladung n Altteile aus Reparatur und Umbau von Schiffen und Offshore-Einheiten n ausgediente Hafen- und Seewegsanlagen, aber auch auf
n vergleichbare Altteile aus dem Landbereich, z. B. dem Abbau von Industrieanlagen, wenn diese auf dem Wasserweg antransportiert werden können.
Die Zielsetzung der Machbarkeitsstudie wird mit den folgenden beiden Fragestellungen definiert:
1) Mit welchen innovativen Ansätzen und Technologien kann ein Maritimes Entsorgungs- und Recyclingzentrum umweltverträglich und aufwandsgerecht realisiert werden?
2) Geben die Marktdaten, die internationale Konkurrenzsituation und die ordnungspolitischen Randbedingungen Anlass, ein solches Zentrum pilothaft, marktgerecht, strukturell eingebunden und wirtschaftlich am Standort Hamburg zu betreiben?


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenFür die Durchführung der Machbarkeitsstudie sind folgende 7 Arbeitspakete definiert worden:
1) Darstellung der heutigen Entsorgungssituation im maritimen Bereich
2) Bestehende Verwertungs- und Entsor-gungsstrukturen für vergleichbare Landkonstruktionen
3) Verfügbare Technologien und Verfahren in Deutschland
4) Prognosen für den Zeithorizont 2000 - 2030
5) Entwicklung von Szenarien und Konzept-überlegungen für ein Maritimes Entsorgungs- und Recyclingzentrum in Hamburg
6) Ableitung und Bewertung der grundsätzlichen Chancen und Risiken
7) Zusammenfassung und Empfehlungen.
Die Bestandsaufnahmen und Prognosen beziehen sich sowohl auf die bestehenden bzw. sich entwickelnden Märkte als auch auf die relevanten Technologien, vor allem in den maritimen Bereichen, in den Recycling- und Aufbereitungsverfahren sowie der Entsorgungswirtschaft.


Ergebnisse und Diskussion

Umfangreiche Bestandsaufnahmen wurden für den Offshore-Bereich sowie den Bereich der Seeschiffe erarbeitet, die nun in Form von Datenbanken vorliegen. Weiterhin wurden der Stand der heutigen Entsor-gung sowie die rechtlichen Rahmenbedingungen in den verschiedenen Bereichen analysiert.
Aufbauend auf den Bestandsaufnahmen und eingehender Marktanalysen wurde prognostiziert, wann die betrachteten Einheiten zur Entsorgung anstehen werden. Anschließend wurde in Form von Szenarien abgeleitet, wie sich zukünftige Anforderungen an die Entsorgung darstellen werden und in welcher Form und unter welchen Marktbedingungen diese Entsorgung stattfinden wird. Für die in der Nordsee installierten Offshore-Plattformen wurde analysiert, in welchen Anteilen sich das Gesamtaufkommen auf die verschiedenen potentiellen Standorte von Entsorgungszentren in den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich und Norwegen sowie in Hamburg verteilen wird. Die Ergebnisse zeigen, dass für ein Maritimes Zentrum in Hamburg primär die Demontage, das Recycling und die Entsorgung der Decksstrukturen von Offshore-Plattformen in Frage kommt. Auf der Grundlage der entwickelten Marktszenarien wurde ein Marktanteil in der Größenordnung zwischen 12 bis 24 % abgeschätzt.
Die Szenarien für den Schiffsbereich zeigen, dass in Hamburg sowie an anderen Nordsee-Standorten die Randbedingungen für ein wirtschaftliches Schiffsrecycling nicht gegeben sind. Von Hamburg aus sind jedoch eine Reihe von unternehmerischen Aktivitäten denkbar, mit denen Beiträge zur Verbesserung der Praxis des Schiffsrecyclings auf dem Subindischen Kontinent und in China geleistet werden können.
Die Untersuchungen ergaben weiterhin, dass sich mittel- bis langfristig eine relevante zusätzliche Auslastung des Hamburger Zentrums durch Flugzeuge und Schienenfahrzeuge der heute neuesten Generation ergeben kann. Demontage, Recycling und Entsorgung von Land- und Offshore-Windenergieanlagen stellt eine weitere mittelfristige Perspektive dar.
Wesentliche Elemente des entwickelten Konzeptes für ein Zentrum in Hamburg sind:n Primäre Ausrichtung auf den Offshore-Markt
n Kompetenzfokus bei Demontage, Recycling und Entsorgung von Topsides und Decksmodulen
n Schwankendes Aufkommen erfordert hohe Flexibilität im Personalbereich
n Dimensionale Unterschiede bei Topsides und Modulen erfordern auch dimensionale Flexibilität im Layout des Zentrums
n Qualität bei Demontage, Recycling und Entsorgung müssen Hauptziele seinn Notwendiger stufenweiser Aufbau bedeutet geringe Anfangsinvestitionen
n Kooperationen zur Erhöhung der Flexibilität und Nutzung des Zentrums in Hamburg
n Aktivitäten beim internationalen Schiffsrecycling können von einem Hamburger Zentrum ausgehen
n Konsequente Integration weiterer Tätigkeitsfelder.
Die Implementierung von Funktionen sollte folgende Bereiche umfassen:
? Management und Koordination:Geschäftsführung, Akquisition, Projektmanagement etc.
? Kernfunktionen direkt im Entsorgungs- und Recyclingzentrum:
Logistik, Demontagen, Zerlegung, Reinigung etc.
? Assistenzfunktionen durch fest eingebundene Partnerfirmen:
Flurtransport, Lifts, spezielle Reinigungs- und Entsorgungsmaßnahmen etc.
? Abnahmefunktionen durch Rahmenverträge mit Unternehmen der deutschen Recycling- und Entsorgungswirtschaft:
Materialrecycling, Entsorgung von Gefahrstoffen etc.
? Kooperation mit Brokern und Handelshäusern:
Vermarktung von aufgearbeiteten Maschinen, Anlagen und Ausrüstungen
Auf dieser Grundlage wurden beispielhaft ein mögliches Layout des Zentrums und die erforderliche technische Ausstattung abgeleitet.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Der jeweilige Bearbeitungsstand der Studie wurde im Rahmen von drei Beiratssitzungen der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, den beteiligten Unternehmen sowie UBA, BSH, GMT und der Hamburger Wirtschaftsbehörde vorgestellt. Im Rahmen der abschließenden Beiratssitzung wurden neben der in Berichtsform vorgenommenen Darstellung der Ergebnisse dieser Studie weitere mögliche Formen der Öffentlichkeitsarbeit (Workshops, Internet, Pressekonferenz) erörtert.


Fazit

Für ein Maritimes Entsorgungs- und Recyclingzentrum mit Standort Hamburg bestehen gute Aussichten, an dem in der Nordsee sich entwickelnden Offshore-Rückbaumarkt zu partizipieren. Die Stärke eines Zentrums in Hamburg liegt dabei im Bereich des Produkt- und Materialrecyclings sowie der Entsorgung. Hamburg kann hier eine in allen Bereichen kompetente und zuverlässige Entsorgungs- und Recyclingwirtschaft vor Ort bzw. im Umfeld vorweisen und damit eine umweltgerechte und unangreifbare Beendigung des jeweiligen Rückbauprojektes anbieten.

Förderzeitraum: 18.02.1999 - 30.05.2001 (2 Jahre und 3 Monate)
Fördersumme: 63.911,49
Förderbereich: III.10.1
Stichworte: Schiff , Recycling
Publikationen: