Hauptprojekt: Viel Umwelt für wenig Geld - Umweltqualität für Haushalte mit knappen Einkommen

Aktenzeichen 16965/01
Abschlussbericht:
Projektträger: AWO Bundesverband e. V.Heinrich-Albertz-Haus
Blücherstr. 62/63
10961 Berlin
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Telefon: 0228/6685-0
Internet: -
Bundesland: Niedersachsen
Beschreibung:
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Ziel des Vorhabens ist es, wirksame Beratungsangebote und Selbsthilfestrategien für mehr Umweltqualität für Haushalte mit knappen Einkommen (unter 80% der Durchschnittseinkommen) zu entwickeln und dauerhaft zu etablieren. Umwelt- und soziale Aspekten werden verbunden, indem Informationsgrundlagen und Umsetzungsmotivation für Verhaltensänderungen entwickelt werden, die zugleich Umweltent-lastungen bewirken, finanziell vorteilhaft sind und zu einer Verbesserung der Lebensqualität führen.
Anlass des Vorhabens ist die Erkenntnis, dass Haushalte mit knappen Einkommen von den traditionellen Medien und Beratungsangeboten der Umweltberatung wenig erreicht werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Kernidee zur Umsetzung basiert auf der Schaffung ökologischer Vorbildhaushalte, die innerhalb der Zielgruppe ein persönlich nachvollziehbares Vorbild geben. Aus diesen Haushalten werden HaushaltsberaterInnen qualifiziert, die das System in einem auf Freiwilligenarbeit beruhenden Schneeballsystem weitertragen.
Mitglieder aus 20 Starthaushalten, die bereit sind, eine Beratung zur ökologischen Optimierung ihres Alltags aktiv mitzumachen, werden im Zuge der Beratung und Optimierung ihres eigenen Haushalts als HaushaltsberaterInnen ausgebildet. Der Schneeballeffekt des Vorhabens wird mit der Aktivierung der Beratungsrolle der ausgebildeten HaushaltsberaterInnen in Gang gesetzt. Sie führen als Gastgeber Öko-Parties durch, in denen sie für Maßnahmen umweltgerechten Verhaltens werben, die sie selber als praktikabel und nützlich erkannt und umgesetzt haben. Die Öko-Parties verbinden dabei die Aspekte soziale Kontakte, Freizeitgestaltung und praxisorientierte Information und Beratung.
Die HaushaltsberaterInnen optimieren ihrerseits jeweils mindestens 3 weitere Haushalte und schaffen so die zweite Generation ökologischer Vorbildhaushalte, aus denen wiederum HaushaltsberaterInnen qualifiziert werden.
Das Schneeballsystem wird so angelegt und entwickelt, dass es nach Ablauf des Vorhabens von dem Projektträger AWO weitergeführt werden kann.
Für die Beratung und Qualifizierung werden geeignete Vermittlungsinstrumente (leicht verständlich und auf die Zielgruppe abgestimmt) entwickelt, erprobt und eingesetzt.


Ergebnisse und Diskussion

Vorbildhaushalte: In der Pilotregion Osnabrück (Stadt und Landkreis) konnten 18 ökologische Vorbildhaushalte gefunden werden. Die Haushalte erhielten eine individuelle Beratung zur ökologischen Optimierung, legten eine Maßnahmenplanung fest und führten über einen Zeitraum von ca. 22 Monaten insgesamt 147 Verhaltensveränderungen durch. Schneeballeffekt: Als Gastgeber von Öko-Parties fungierten vier Haushalte. Das Partykonzept stieß auf gute Resonanz. Es wurden so jedoch nur vier neue Haushalte gewonnen. Durch zielgruppenspezifische Ansprache wurden weitere Haushalte geworben, so dass insgesamt 10 Haushalte die zweite Generation bildeten. Für die Beraterrolle zur Weitergabe ihres Wissens an Andere wurden die Teilnehmer in Workshops und durch individuelle Supervision qualifiziert. Sechs Teilnehmer wurden in 10 neuen Haushalten als Laienberater aktiv. Auf Grund der für einen Schneeballeffekt zu geringen Zahl der Teilnehmer in der Pilotregion wurde auf die Qualifizierung der zweiten Generation Haushalte zu Laienberater und auf den Aufbau einer dritten Generation verzichtet. Die Projektkonzeption wurde so modifiziert, dass die Projektidee örtlichen Trägern aus dem Bereich So-ziales und Umwelt als zeitlich begrenzte Aktion angeboten werden konnte. Dieses Angebot wurde mit guter Resonanz überregional verbreitet. Ein Arbeitslosenzentrum aus Nordrhein-Westfalen führt die Projektidee aktiv weiter. Ein Handwerksbetrieb plant, die Projektkonzeption als Kundenbindungsmaßnahme einzusetzen. Der Projektträger AWO führt die Projektwebsite weiter und sucht nach weiteren lokalen Trägern für die Projektkonzeption. Beratungsinstrumente: Die entwickelten laiengerechten Vermittlungsinstrumente (Handbuch, Website u.a.) wurden erfolgreich eingesetzt. Zielgruppe: Die ursprüngliche Ziel-gruppe (unterdurchschnittliche Einkommen) wurde teilweise erreicht. Die Zielgruppe wurde im Projektverlauf auf durchschnittliche Einkommen erweitert.
Diskussion: Die Zielgruppe konnte - in kleinem Maßstab - erfolgreich angesprochen werden. Wichtige Faktoren waren der individuelle, realistische Haushaltscheck und die individuell angepasste Maßnahmenplanung. Es kann von einer nachhaltigen Umweltentlastung durch die Verhaltensänderungen der beteiligten Haushalte ausgegangen werden. Anzahl und Kontinuität der umgesetzten Verhaltensveränderungen in den Privathaushalten überstiegen die in diesem Bereich angestrebten Ziele. Das Konzept der Öko-Party im Privathaushalt sprach auch Personen mit Distanz zu Umweltthemen an. Das Konzept der Beratung von Haushalten durch Laienberater, die auf diese Aufgabe vorbereitet werden, erwies sich als tragfähig. Das angestrebte durch Freiwilligenarbeit getragene Schneeballsystem funktionierte nicht in dem geplanten Rahmen: die Anzahl der Teilnehmenden war zu gering, der subjektive Zeitaufwand in der Regel zu hoch. Im Projektzeitraum kam es zu unwesentlichen Verschiebungen gegenüber der ursprünglichen Zeitplanung und zu einer wesentlichen Modifizierung der Projektkonzeption (s. o.). Der bewilligte Kostenrahmen wurde wegen der kleineren Teilnehmerzahl in der Pilotregion nicht ausgeschöpft.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Projektidee wurde in einem Mailing an 450 ausgesuchte Soziale- und Umwelteinrichtungen versandt. Sie wurde in 7 Email-Newslettern mit einer Verbreitung von wenigen hundert bis zu 1000 Empfängern platziert. Das Projekt wurde über Vorträge und Informationsveranstaltungen bei verschiedenen AWO- und anderen sozialen Einrichtungen sowie verschiedenen Konferenzen bekanntgemacht. Es wurden 18 Artikel - darunter 11 durch lokale Medien in der Pilotregion - über das Projekt veröffentlicht und eine lokale Radiosendung bestritten. Die projekteigene Website (www.oeko-kick.de) stand ab Oktober 2002 zur Verfügung.


Fazit

Umweltberatung erreicht die Zielgruppe Haushalte mit knappen Einkommen, wenn sie auf Augenhöhe und ohne Überforderung der Angesprochenen erfolgt. Auf diesem Wege ist die Etablierung von Verhaltensveränderungen und eine Erhöhung der Lebensqualität der Teilnehmenden möglich. Der Einsatz von vorbereiteten Laienberatern ist für die Zielgruppe erfolgreich möglich. Es empfiehlt sich der Zugang über zielgruppenspezifische Strukturen mit eigener Personalkapazität. Ein überwiegend auf Ehrenamtlichkeit ruhender Schneeballeffekt scheint nicht realisierbar zu sein.
Das Projekt hat eine Reihe innovativer Ansätze für die Umweltberatung miteinander verbunden - die Zielgruppe Haushalte mit (unter)durchschnittlichen Einkommen, die Einbeziehung von Freiwilligenarbeit, die Qualifizierung von LaienberaterInnen, die Verbindung von Umweltberatung mit einem sozialen Träger.
Zur Erprobung dieser Projektkonzeption musste inhaltlich und methodisch Neuland betreten werden.
Mit Blick auf die weitere Verfolgung der Projektergebnisse sollte eine Konzentration auf den Ansatz der Beratung ohne Überforderung (auf Augenhöhe) und den Einsatz von Laienberatern erfolgen.

Förderzeitraum: 06.04.2000 - 06.06.2003 (3 Jahre und 2 Monate)
Fördersumme: 402.801,88
Förderbereich: III.9.2
Stichworte: Haushalt, nachhaltiger Lebensstil
Publikationen: