Mensch und Wildnis - traditionelle Unterkünfte aus internationalen Partner-Großschutzgebieten als Lernorte einer Bildung für Nachhaltigkeit

Aktenzeichen 23460/01
Abschlussbericht:
Projektträger: Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald

94481 Grafenau
weitere Projekte aus der Umgebung
Telefon: -
Internet: https://www.nationalpark-bayerische-wald.de
Bundesland: Bayern
Beschreibung:
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Schutzgebietskonzept von Nationalparken ist eine weltweite Idee, die sich den Erhalt des ursprünglichen Naturerbes auch für künftige Generationen zum Ziel gesetzt hat. Dieses weltumspannende Konzept eröffnet eine globale Perspektive für gemeinsames Lernen nachhaltiger Schutz- und Nutzungskonzepte und bietet ideale Ansatzpunkte für die Umsetzung der Ziele der UN Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung 2005 -2014. Im nationalen Aktionsplan Deutschlands für die Dekade ist die internationale Zusammenarbeit als eines der vier Hauptziele festgeschrieben. Die internationale Zusammenarbeit innerhalb dieses Projektes erfolgte sowohl auf regionaler deutsch-tschechischer Ebene, als auch mit Schutzgebieten anderer Erdteile. Das Internationale Wildniscamp schafft auf mehreren Ebenen Kooperationen mit diesen Schutzgebieten. Elemente aus Umweltbildung und globalem Lernen werden an einem Ort zusammen geführt.
Ziele sind gleichermaßen die Vermittlung von Schlüsselkompetenzen, die Reflexion des eigenen Natur- und Wildnis-Verständnisses durch die Teilnehmenden sowie des eigenen Lebensstils bis hin zur Änderung des Konsumverhaltens.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAuf dem Gelände des Wildniscamps am Falkenstein wurden acht verschiedene Unterkünfte (Hütten und Zelte) indigener und anderer traditioneller Bewohner von Nationalparken verschiedener Erdteile errichtet, in denen Gruppen jeden Alters, vor allem jedoch Jugendgruppen übernachten können (je 6-8 Personen pro Hütte) und welche Anknüpfungspunkte für die Bildungsarbeit mit den Gruppen bieten. Die Hütten bzw. Zelte sind von der Architektur und Inneneinrichtung her im Stil der jeweiligen Ursprungsländer gebaut und mit Hilfe von Fachleuten aus den Schutzgebieten errichtet worden. Es sind Partnerschaften von Gruppen aus der Region Bayerischer Wald/Šumava mit den Schutzgebieten anderer Erdteile entstanden. Darüber hinaus wurden innerhalb des Projektes ein regionales deutsch-tschechisches Jugendforum ins Leben gerufen, grenzüberschreitende mehrtägige Wildniswanderungen konzipiert und erprobt sowie weitere gemeinsame Maßnahmen der beiden Nationalparkverwaltungen Bayerischer Wald und Šumava durchgeführt.


Ergebnisse und Diskussion

Der internationale Ausbau des Wildniscamps am Falkenstein mit Hütten und Zelten aus Nationalparken aller Welt, die begleitende konzeptionell pädagogische Arbeit sowie die Erstellung der Bildungsmaterialien waren eindeutig der Schwerpunkt innerhalb des gesamten Projektes Mensch und Wildnis. Mit Unterstützung der Partner aus Asien, Afrika und Lateinamerika, die größtenteils über die GTZ (Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit) und den DED (Deutscher Entwicklungsdienst) vermittelt wurden, sind auf dem Gelände des Wildniscamps am Falkenstein insgesamt acht traditionelle Unterkünfte von Bewohnern anderer Schutzgebiete entstanden (Venezuela, Chile, Brasilien, Benin, Vietnam, Mongolei, Russland, Bayern / Böhmen). Die typisch ausgestatteten Hütten bzw. Zelte bilden nun den Ausgangspunkt einer intensiven Bildungsarbeit und liefern eine Vielzahl von Anregungen. Es werden Wochenprogramme für Schulklassen zu den Themen Biodiversität und globaler Klimawandel angeboten. Diese Themen werden von den Gruppen aus der Sicht des Landes, in dessen Hütte sie leben, bearbeitet und in der Gesamtgruppe zusammengetragen. Ein Wechsel an Methoden ermöglicht ein erlebnisorientiertes Lernen mit hoher Eigenmotivation. Die Evaluation von Aufenthalten erster Gruppen, macht deutlich, dass das Konzept seine grundlegende Zielsetzung, durch die Hütten ein Anregungspotenzial zu schaffen, erreicht und dass die Kinder und Jugendlichen diese Anregungen gerne annehmen. Gleichzeitig lieferte die Evaluation Hinweise, wo die Konzepte noch zu verfeinern sind. Zur Vorbereitung finden die Gruppen auf der Internetseite www.wildniscamp.de umfangreiche Informationen zu den Länderhütten. Die Internetseite wurde hierzu umfassend überarbeitet.
Ein weiterer sehr wichtiger Teil des Projektes Mensch und Wildnis war es, eine funktionierende Jugendbeteiligung in der Nationalparkregion auf den Weg zu bringen. Mehrere vorbereitende Veranstaltungen mündeten schließlich in der Gründung eines deutsch-tschechischen Jugendforums, in dem junge Menschen aus beiden Ländern gemeinsam nach Möglichkeiten suchen, gestaltend bei der Entwicklung ihrer Heimatregion mitzuwirken.
Nunmehr ist es auch möglich, die beiden Nationalparke Bayerischer Wald und Šumava auf mehrtägigen Wildniswanderungen intensiv kennen zu lernen. Was bislang lediglich auf bayerischer Seite angeboten wurde, konnte durch die Entwicklung eines grenzüberschreitenden Konzeptes durch unseren Kooperationspartner WaldZeit e.V. erweitert werden und wurde 2007 bereits mehrmals erfolgreich erprobt.
Weitere Maßnahmen zur Verbesserung der deutsch-tschechischen Zusammenarbeit rundeten das Projekt Mensch und Wildnis ab: gemeinsame Camps der Juniorranger, Tschechisch-Sprachkurse für Mitar-beiter der Nationalparkverwaltung, grenzüberschreitende Führungskonzepte und die Fortbildung von Waldführern.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Besondere Veranstaltungen innerhalb des Projektes, wie die Auszeichnung als Dekade Projekt, die Vorstellung des Internationalen Wildniscamps auf der Woche der Umwelt im Schloss Bellevue bei Bundespräsident Horst Köhler, sowie die Eröffnungsveranstaltung für das Internationale Wildniscamp wurden als herausragende Ereignisse für eine intensive Pressearbeit genutzt. Darüber hinaus wurde das Projekt auf Fachtagungen vorgestellt, mit Bildungsakteuren diskutiert und inhaltlich weiter entwickelt.


Fazit

Alle Module des Projektes finden ausnahmslos über den Projektzeitraum hinaus eine Fortsetzung. So sehen die Länderhütten im Wildniscamp am Falkenstein ihrer ersten kompletten Nutzungssaison entgegen. Das Jugendforum arbeitet mit großem Elan, bereitet Treffen vor, gründet Arbeitsgruppen und hat Sprecher gewählt, die die Jugendlichen bei der nächsten Nationalpark-Beiratssitzung vertreten werden. Es wurden viele Grundsteine gelegt wurden, die die Bildungsarbeit in den beiden Nationalparken Šumava und Bayerischer Wald noch über viele Jahre prägen und beflügeln werden.

Förderzeitraum: 14.12.2005 - 14.03.2008 (2 Jahre und 3 Monate)
Fördersumme: 119.500,00
Förderbereich: III.7.1
Stichworte: UN-Dekade, Naturschutz
Publikationen: