Nachhaltige Produktion hoch feststoffhaltiger Wandfarben durch Umstellung von absatzweiser auf kontinuierliche Fertigung

Aktenzeichen 32590/01
Abschlussbericht:
Projektträger: AURO Pflanzenchemie AG
Alte Frankfurter Str. 211
38122 Braunschweig
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Telefon: 0531 281 41 19
Internet: -
Bundesland: Niedersachsen
Beschreibung:
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die größte Produktgruppe der AURO Pflanzenchemie AG sind Dispersionsfarben. Diese Wandfarben haben
einen Feststoffgehalt von bis zu 50% und werden derzeit absatzweise nach dem in Abbildung 2–1
dargestellten Verfahren produziert.Zunächst wird Wasser in einem Ansatzbehälter bei Raumtemperatur vorgelegt. Dispergiermittel und Entschäumer
werden hinzugegeben. Unter Rührer werden verschiedene Füllstoffe und Pigmente zugegeben
und mit einem Zahnscheibenrührer untergerührt, bis keine Knoten mehr vorhanden sind. Die Partikel müssen
durch die Mischdauer ausreichend benetzt werden. Eine vollständige Benetzung der Partikel ist notwendig,
um Agglomerate aufzubrechen, eine erneute Agglomeration zu verhindern und so eine geringe
Partikelgröße bei gleichzeitig enger Partikelgrößenverteilung zu erreichen. Einerseits ist es nötig, schnell
zu rühren, andererseits muss darauf geachtet werden, nicht zu viel Luft in das Produkt einzutragen. Die
Zugabe geschieht derzeit manuell aus 25 kg-Sackgebinden. Hier ergeben sich Verluste durch Staubbildung
und Absaugung. Aufgrund der hohen Staub- und Lärmbelastung sowie dem Umgang mit Chemikalien sind
dabei Mund-, Ohren-, Augen- und Handschutz als persönliche Schutzausrüstung zu tragen. Nach der Feststoffzugabe
folgen weitere Additive zur Verdickung und Stabilisierung der Dispersion. Hier muss ebenfalls
auf eine ausreichende Mischdauer geachtet werden um die gewünschten Qualitätseigenschaften der Farbe
zu erreichen. Die Zugabe aus 20 L-Gebinden erfolgt ebenfalls händisch durch den Anlagenbediener. Diese
Arbeit ist für den anlagenbetreuenden Mitarbeitenden sehr zeit- und arbeitsaufwendig.
Die Rührleistung von etwa 60 kW über 45 bis 60 Minuten führt zu einem hohen Energieeintrag, welcher in
einem unerwünschten Anstieg der Temperatur im Rührkessel ausgehend von etwa 15 K auf über 40 °C
resultiert. Zusätzlich zur vom Antrieb des Rührwerks abgegebenen Abwärme des Motors wird auch hier
ein erheblicher Anteil an Energie im Medium dissipiert.
Am Ende des Prozesses wird eine Qualitätsprüfung durchgeführt. Diese Vorgehensweise ist aufgrund der
Wartezeit bis zur vollständigen Trocknung zeitaufwändig und sorgt für erhöhte Lagerhaltungskosten, bis
die Produkte seitens der Qualitätssicherung freigegeben werden können. Nach Freigabe wird der Rührkessel
zur Abfüllstation transportiert und händisch angeschlossen. Danach erfolgt die Abfüllung in 5 L- bzw.
10 L-Gebinde und Stapelung der Gebinde auf Paletten. Dieser Vorgang wird mit Hilfe von Robotern durchgeführt.
Sobald ein Rührkessel vollständig entleert ist, reinigen die Mitarbeiter diesen händisch. Das hierbei
anfallende Abwasser wird gegebenenfalls neutralisiert und kann anschließend entsorgt werden. Trotz genauen
Einhaltens des Produktionsrezeptes kommt es aufgrund des absatzweisen Herstellverfahrens bei
Verwendung wechselnder Rohstoffchargen mit natürlichen Inhaltsstoffen unvermeidlich zu geringen
Schwankungen im Endprodukt.
Gegenstand des Forschungsprojekts war die Entwicklung eines neuen, nachhaltigen Herstellverfahrens für
hochfeststoffhaltige Dispersionswandfarbe. Dies sollte durch die Umstellung der heute absatzweisen auf
eine kontinuierliche Betriebsweise erreicht werden. Mit einer kontinuierlichen Herstellung und damit verbundener
Automatisierung kann eine Prozessintensivierung geschaffen werden. So wird nicht nur eine
gleichbleibende Qualität durch geregelte Dosierung der Edukte erreicht, sondern auch ein verringerter
Energiebedarf [1]. Durch den dauerhaften Betrieb der Anlage werden Reinigungs- und Produktwechselstrategien
notwendig, die die Abfall- und Fehlchargenproduktion minimieren. Außerdem können somit War12.12.2018
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tezeiten und Lagerhaltungskosten reduziert werden [2]. Das dauerhafte Tragen der Schutzausrüstung sowie
das Handling der Eduktgebinde fordert viel Kraft und Anstrengung von den Anlagenbedienenden. Das
Neuverfahren erlaubt auch älteren Mitarbeiter, ihren wertvollen Erfahrungsschatz weiterhin einzubringen
und an jüngere Generationen weiterzugeben. Nicht zuletzt ist die Höherqualifikation des Arbeitsplatzes
durch Einsatz moderner Produktions- und Steuerungssysteme zu nennen. Mit dem Forschungsprojekt
wurde ein energie- und ressouceneffizienter, ergonomischer sowie qualitätsgesicherter Herstellungsprozess
entworfen und experimentell ausgearbeitet. Das Projekt adressiert damit alle drei Dimensionen der
Nachhaltigkeit, Ökonomie, Ökologie und soziale Verträglichkeit. Insbesondere die mit der technologischen
Weiterentwicklung verbundene Erhöhung der Arbeitssicherheit und der Arbeitsplatzergonomie zeichneten
das Projekt aus.

Förderzeitraum: 02.10.2015 - 01.10.2018 (2 Jahre und 12 Monate)
Fördersumme: 288.885,00
Förderbereich: II.4.2
Stichworte: Farbe, Green Chemistry
Publikationen: