Berücksichtigung von biologischer Vielfalt und Ökosystemleistungen als Basis für eine nachhaltige Windenergieproduktion im Wald

Zielsetzung & Anlass

Windenergie spielt im Rahmen der nachhaltigen Entwicklung und dem damit verbundenen Wechsel zur ressourcenschonenden und klimafreundlichen Energiegewinnung eine wesentliche Rolle. Die Standortauswahl für Windenergieanlagen gestaltet sich jedoch häufig komplex und ist regelmäßig mit Kompromissen für Mensch und Natur verbunden. In einigen Bundesländern – darunter Hessen – ist der Betrieb von WEA im Wald bereits gängige Praxis. Im Gegensatz zum Offenland sind die Effekte der Windenergieproduktion auf die biologische Vielfalt und ökosystemare Funktionsweise in Waldökosystemen bisher nur unzureichend erforscht.

Ziel unseres Forschungsprojektes ist es, zu untersuchen, wie sich Windenergieanlagen im Wald auf ganze Artengemeinschaften und auf die ökosystemare Funktionsweise auswirken. Dazu untersuchen wir Vögel und Fledermäuse, welche durch ihre insektivore Lebensweise und der damit einhergehenden Ökosystemleistung als natürlich Schädlingskontrolleure einen wichtigen Beitrag zu Integrität des Waldes leisten. Wir vergleichen sowohl die Zusammensetzung von Vogel- und Fledermausgemeinschaften als auch die Jagdaktivität in unterschiedlicher Entfernung von Windenergieanlagen und inwiefern sich Muster zwischen verschieden strukturierten Wäldern unterscheiden. Mit den zu erwartenden Erkenntnissen wollen wir zur Entwicklung einer nachhaltigeren Windenergieproduktion in Wäldern beitragen.

Arbeitsschritte & Methoden

Wir untersuchen den Einfluss von Windenergieanlagen auf Artengemeinschaften im Wald, indem wir in 22 Untersuchungsgebieten entlang eines Distanzgradienten Muster in der biologischen Vielfalt und der ökosystemaren Funktionsweise mit Fokus auf Singvögel, Fledermäuse und Arthropoden untersuchen. Die Datenerhebung besteht im Wesentlichen aus vier Arbeitspaketen:

AP Ia) Der Artenreichtum, die Abundanz und Diversität der Artgemeinschaft der Vögel wird mittels einer Punkt-Stopp-Kartierung in 80 m, 130 m, 250 m, 450 m und 700 m Distanz zur nächsten Windenergieanlagen kartiert. Dabei wird die Häufigkeit der Vögel akustisch anhand ihrer Rufe und Gesänge erfasst.

AP Ib) Der Artenreichtum, die Abundanz und Diversität der Artengemeinschaft der Fledermäuse wird mit Hilfe von automatisierten Ultraschalldetektoren in 80 m, 130 m, 250 m und 450 m Distanz zur nächsten Windenergieanlagen aufgenommen. Hierbei werden Echoortungsrufe passiv aufgezeichnet, was nachfolgend die Identifizierung und Quantifizierung ermöglicht.

AP II) Um herauszufinden, wie sich der Betrieb von Windenergieanlagen im Wald auf die trophische Regulierung von herbivoren Insekten durch insektivore Vögel und Fledermäuse auswirkt, erfassen wir die Abundanz, Diversität und Biomasse der Artengemeinschaft der Arthropoden in direkter Nähe und größerer Entfernung (80 m und 450 m Distanz) zur nächsten WEA mit Hilfe von SLAM-Traps (hängende Malaisefallen).

AP III) In einer sozioökonomischen Konfliktanalyse wird die lokale Windenergieproduktion (z.B. MW/Jahr im untersuchten Gebiet) ökologischen Proxies, auf Basis unserer Forschungsergebnisse (AP I – II), gegenübergestellt. Es soll ermittelt werden, unter welchen Standortbedingungen die Windenergieproduktion im Wald unter gleichzeitigem Schutz der Biodiversität und der Funktion des Ökosystems effizient gelingt.

Aktenzeichen 34123/01
Abschlussbericht:
Projektträger: Philipps-Universität Marburg Naturschutz
Karl-von-Frisch-Str. 8
35043 Marburg
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Telefon: +49 6421 28-23478
Internet: -
Bundesland: Hessen
Förderzeitraum: 01.11.2019 - 28.02.2023 (3 Jahre und 4 Monate)
Fördersumme: 414.580,00
Förderbereich: 06
Stichworte: Arten- / Biotopschutz
Publikationen: