Zielsetzung & Anlass
Die Erfahrungen aus dem Forschungsvorhaben „Kostengünstiger und zukunftsfähiger Geschosswohnungsbau im Quartier“ (DBU AZ 33119) wurden in Form von Vorträgen, Seminaren und Workshops Planenden und Wohnungsunternehmungen zugänglich gemacht. Es ging darum, eine große Anzahl von Akteuren in die Lage zu versetzen, einen zukunftsfähigen Effizienzstandard für die 2020er Jahre umzusetzen. Dazu wurden die Ergebnisse des Forschungsvorhabens für die Fortbildungsformate aufbereitet und Angebote für unterschiedliche Veranstalter in drei Formaten erstellt, als Tagesseminar, Workshop oder Vortrag.
Arbeitsschritte & Methoden
Für die Seminare galt das Ziel, die Inhalte in sechs bis acht Unterrichtseinheiten á 45 Minuten umfassend darzustellen. Die meist fachlich versierten Teilnehmenden sollten in die Lage versetzt werden, die komplexen Zusammenhänge mit großer Informationstiefe aufzunehmen und Bezug zu ihren eigenen Bauplanungen aufzustellen. Wesentliche Inhalte sollten sie ihrerseits sowohl für ihre Bau- und Planungspraxis aber auch in Form von Vorträgen oder Seminaren weitergeben können. Dieser Multiplikatoreffekt wurde dadurch erreicht, dass Zugang zu den Folien der Präsentation geschaffen und der Projektbericht des Vorgängerprojekts in leicht überarbeiteter Form zur Verfügung gestellt wurde.
Die Workshops wendeten sich an Wohnungsunternehmen, Kommunen oder Institutionen, die konkrete Bauvorhaben umsetzen wollten und dazu eine Fortbildung für ihr Planungsteam wünschten. Workshops sollten jeweils in einer frühen Planungsphase angestrebt werden mit der Möglichkeit Verbesserungen und Innovationen bei den Projekten umzusetzen. Für die Workshops wurden aus den Seminarfolien Kurzfassungen erstellt, die pro Themenschwerpunkt als fünf- bis zehnminütige Einführung in die konkrete Diskussion am Projekt genutzt wurden. Dabei erfolgte in zahlreichen Fällen eine Gewichtung auf besondere Fragen, die im Vorfeld miteinander abgestimmt wurden. Die Schwerpunkte der Workshops lagen grundsätzlich in der Diskussion und gemeinsamen Optimierung der konkreten Bauvorhaben mit dem gesamten Planungsteam.
Vorträge wurden nach unterschiedlichen Schwerpunkten individuell an die Fragestellung der jeweiligen Veranstaltung angepasst. Dazu waren besonders in der späteren Projektphase Aktualisierungen erforderlich. Besondere Herausforderungen bestanden in den fachlich-inhaltlichen Änderungen, die sich durch den Regierungswechsel zur Ampelkoalition hin ergaben. Eine sehr hohe Relevanz ergab sich zudem aus der Ankündigung für das Auslaufen der BEG-Förderung zum 1.2.2022 im November 2021 und dem tatsächlichen BEG-Förderstopp am 24.1.2022. Das galt für die Überarbeitung aller Präsentationsunterlagen der drei Formate.
Voraussetzung zur Erfüllung des Vorhabens lag im Gewinnen von Veranstaltern für die Vorträge, Seminare und Workshops. Systematisch wurden Kooperationspartner aus Vorläuferprojekten, Energieagenturen, Energieberater-Netzwerke, Architektenkammern und sonstige Seminarveranstalter angesprochen. Da die Fortbildungsprogramme der Veranstalter üblicherweise mit großem Vorlauf aufgestellt werden, konnten die Veranstaltungen in Teilbereichen erst mit einem Zeitversatz von sechs bis zwölf Monaten nach Projektstart beginnen, einige Veranstaltungen konnten allerdings bereits sehr schnell nach Projektstart durchgeführt werden.
Ergebnisse & Diskussion
Das Vorhaben diente zur Verbreitung von Forschungsergebnissen, die im Rah-men des DBU-Vorgängerprojektes (DBU-AZ 33119) erarbeitet wurden. Es sollte eine möglichst hohe Multiplikatorwirkung bei einem hochkarätigen Fachpublikum erzielt werden. Diese Zielsetzung wurde nicht nur erreicht, sondern über die avi-sierten Teilnehmerzahlen hinaus übertroffen. Wichtig waren allerdings auch Im-pulse in Richtung von Entscheidungsgremien sowie Einflüsse auf politische Ge-staltung durch Diskussionen und Beiträge in entsprechenden Workshops auf Bundes- und Landesebene, aber auch bei zahlreichen Prozessen auf kommuna-ler Ebene.
Die Fortbildungsangebote wurden sehr gut angenommen, da der hohe Zubau von Wohnungen, wie er durch die Bundesregierung geplant ist, für die Planenden eine große Herausforderung darstellt. Es war erkennbar, dass die aktuelle Situation mit den Unsicherheiten hinsichtlich der Entwicklung des GEG und der BEG-Förderung in hohem Maß Interesse an den Themenstellungen der Fortbildung bewirkte. Den meisten Akteuren ist bewusst, dass sie zukünftig den Standard des Effizienzhauses 40 mit Passivhausqualität umsetzen müssen, auch wenn manch eine Planung derzeit aufgrund der geänderten Fördersituation auf GEG-Standard zurückgeschraubt wird.
Die Zielsetzung des Fortbildungsvorhabens konnten umfassend erfüllt werden. Aufgrund der hohen Nachfrage bei den Fortbildungsangeboten konnten insgesamt 37 Veranstaltungen durchgeführt werden. Die Anzahl der Teilnehmenden lag etwa bei der doppelten Anzahl gegenüber den ursprünglich geplanten Personen.
Öffentlichkeitsarbeit
Das Vorhaben stellt eine originäre Form der Öffentlichkeitsarbeit in Verbindung mit gezielter Fortbildung dar. Die drei Formate als Seminare, Workshops und Vorträge haben sich sehr bewährt, um gezielt Informationen für unterschiedliche Bedarfsprofile weiterzugeben und Diskussionen und weitere Öffentlichkeitswirkungen anzustoßen.
Fazit
Der hohe Zubau von Wohnungen, wie er auf der Agenda der Bundesregierung steht, stellt eine große Herausforderung dar. Derzeit wird in der politischen Diskussion deutlich, dass der Anspruch einerseits mit hoher architektonischer und städtebaulicher Qualität nicht nur eine Entschärfung der aktuellen Wohnmarktkrise zu erzielen, sondern klimaneutrale und kostengünstige Gebäude und Quartiere zu realisieren, ein extrem ambitioniertes Ziel darstellt. Der aktuelle Stand hinsichtlich der Entwicklung des GEG und der BEG-Förderung lässt nicht erkennen, dass die Rahmenbedingungen dafür vorhanden sind. Aufgrund der Preis- und Liefersituation sind Planungen hinsichtlich der Kosten insbesondere seit Frühjahr 2022 kaum mehr kalkulierbar. Zudem ist de facto im Neubau die Förderung vollständig eingestellt, da bei den Energieberatern und Architekten die QNG-Anforderungen (Qualitätssiegel nachhaltige Gebäude) der BEG EH 40-Förderung nur mit sehr hohem Aufwand und hohen zusätzlichen Kosten umsetzbar sind. Deshalb werden viele Neubauten zur Zeit zurückgestellt. Der positive Aspekt liegt darin, dass die energetische Sanierung wieder in den Fokus gerät, die wir dringend benötigen.
Das durch die DBU geförderte Fortbildungsprogramm zum kostengünstigen und zukunftsfähigen Geschosswohnungsbau im Quartier wurde mit deutlich höherem Interesse als erwartet abgefragt. Deshalb ist sehr zu empfehlen, die Fortbildungsinhalte fortzuschreiben und an die neuen Herausforderungen anzupassen. Gemeinsam mit Energieagenturen, Architektenkammern und weiteren Institutionen sollte überlegt werden, wie eine zielgerichtete Fortbildung auf Basis der bewährten Grundlagen weiterentwickelt werden kann.