Nachhaltige Mobilität im Quartier. Eine Akzeptanzstudie.

Zielsetzung & Anlass

Dieses Forschungsprojekt untersucht ausgehend von der gegebenen Mobilitätssituation in drei ausgewählten Quartieren einer Großstadt sowie den Anforderungen und Bedürfnissen der ansässigen Bevölkerung, wie nachhaltige Mobilität in die Quartiersgestaltung und -entwicklung integriert werden kann. Ziel ist es, durch die Verlagerung von Pkw-Wegen auf andere energieeffizientere Verkehrsmittel wie Fahrrad und ÖV, Energie und Ressourcen im Verkehrssektor einzusparen und gleichzeitig die Lebensqualität im Quartier zu erhöhen. Da eine günstige Ausgangssituation im direkten Wohnumfeld unmittelbar das Mobilitätshandeln bestimmt, ist es wichtig, die Mobilitätsplanung im Quartierskontext zu untersuchen.

Arbeitsschritte & Methoden

Das Projekt umfasst im Wesentlichen vier aufeinander aufbauende Arbeitsschritte. Zuerst werden anhand quantifizierbarer Parameter drei Quartiere in Bochum ausgewählt. Diese ausgewählten Stadtteile sollen sich in ihrer Lage innerhalb des Stadtgebiets und vor allem aber in ihrer verkehrsinfrastrukturellen Ausstattung unterscheiden.
Im zweiten Schritt wird in den drei ausgewählten Quartieren eine schriftliche Befragung mit insgesamt 1.200 Personen durchgeführt. Ziel der Befragung ist es, das aktuelle Verkehrsverhalten der Bevölkerung zu erfassen. Es wird Fragen zur Verkehrsmittelverfügbarkeit und dem -besitz sowie den genutzten Verkehrsmitteln und zurückgelegten Wegen geben. Weitere Themenblöcke werden Fragen zu Einstellungen, zur Bereitschaft für Verhaltensänderungen und zu potenziellen Investitionsentscheidungen für verschiedene Verkehrsmittel enthalten.
Im dritten Schritt werden Vertiefungsinterviews mit ausgewählten Personen aus der Befragung geführt. Ziel ist es, statistische Zwillinge auszuwählen, die sich in ihren „harten“ Faktoren (z. B. Beschäftigung, Haushaltsgröße, alltägliche Verkehrswege, Verkehrsmittelverfügbarkeit, Quartier) gleichen, aber unterschiedliche Verkehrsmittel für den Großteil ihrer Wege nutzen. In Einzelinterviews mit solchen Personen sollen die Motive des Mobilitätshandelns untersucht werden.
Im vierten und letzten Schritt sollen die wissenschaftlichen Ergebnisse in praxisrelevante Informationen übersetzt werden.

Ergebnisse & Diskussion

Die Ergebnisse des Projekts, insbesondere der quantitativen Befragung, sind in einen Zwischenbericht (Mai 2021) beschrieben worden.

Ein Abschlussbericht ist derzeit in Arbeit und wird zum Projektende vorgelegt. In einem Abschlussworkshop (Februar 2022) werden die Projektergebnisse vorgestellt und diskutiert.

Der Methodenbericht sowie die Daten der quantitativen Befragung werden zum Projektende an das Datenarchiv von GESIS Leibniz-Insitut für Sozialwissenschaften zur Aufbewahrung und für wissenschaftliche Sekundäranalysen übergeben.

Teile der Daten werden in einem Promotionsvorhaben der Projektmitarbeiterin Anne Graf verarbeitet. Die Dissertation wird voraussichtlich in 2023 veröffentlicht.

Öffentlichkeitsarbeit

Das Projekt wurde auf verschiedenen Ebenen in die Universitätslehre (Lehrforschungsprojekt, Projektseminar, Abschlussarbeiten) eingebunden, sowie auf zwei Tagungen (Herbst 2020) vorgestellt.

Die Projektempfänger beteiligen sich zudem aktiv im Netzwerk der Universitätsallianz Ruhr im Kompetenzfeld „Mobilität und Logistik“. Das gehört die Projektvorstellung im Rahmen der Ruhr-Lecture im Januar 2022 zum Thema Transforming Urban Mobility.

Im Februar 2022 findet zudem eine Projektvorstellung im Rahmen des DBUdigital Online-Forums "Nachhaltige Mobilität im Quartier" statt.

Weiterführende Informationen/Links:
Projektwebseite
Aktenzeichen 35436/01
Abschlussbericht:
Projektträger: Ruhr-Universität Bochum Fakultät für Sozialwissenschaft Lehrstuhl für Soziologie / Stadt und Region
Universitätsstr. 150
44801 Bochum
weitere Projekte aus der Umgebung
Telefon: +49 234 32-28706
Internet: -
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Beschreibung:
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Dieses Forschungsprojekt untersucht ausgehend von der gegebenen Mobilitätssituation in drei ausgewählten Quartieren einer Großstadt sowie den Anforderungen und Bedürfnissen der ansässigen Bevölkerung, wie nachhaltige Mobilität in die Quartiersgestaltung und -entwicklung integriert werden kann. Ziel ist es, durch die Verlagerung von Pkw-Wegen auf andere energieeffizientere Verkehrsmittel wie Fahrrad und ÖV, Energie und Ressourcen im Verkehrssektor einzusparen und gleichzeitig die Lebensqualität im Quartier zu erhöhen. Da eine günstige Ausgangssituation im direkten Wohnumfeld unmittelbar das Mobilitätshandeln bestimmt, ist es wichtig, die Mobilitätsplanung im Quartierskontext zu untersuchen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt umfasst im Wesentlichen vier aufeinander aufbauende Arbeitsschritte. Zuerst wurden anhand quantifizierbarer Parameter drei Quartiere in Bochum ausgewählt. Diese ausgewählten Stadtteile unterscheiden sich in ihrer Lage innerhalb des Stadtgebiets und in ihrer verkehrsinfrastrukturellen Ausstattung.
Im zweiten Schritt wurde in den drei ausgewählten Quartieren eine schriftliche Befragung mit insgesamt 2179 Personen durchgeführt. Ziel der Befragung ist es, das aktuelle Verkehrsverhalten der Bevölkerung zu erfassen. Es gibt Fragen zur Verkehrsmittelverfügbarkeit und dem -besitz sowie den genutzten Verkehrsmitteln und zurückgelegten Wegen. Weitere Themenblöcke enthalten Fragen zu Einstellungen, zur Bereitschaft für Verhaltensänderungen und zur potenziellen Verkehrsmittelwahl unter wechselnden Bedingungen (faktorielles Modul).
Im dritten Schritt wurden Vertiefungsinterviews mit ausgewählten Personen aus der Befragung geführt. Ziel ist es, statistische Zwillinge auszuwählen, die sich in ihren „harten“ Faktoren (z. B. Beschäftigung, Haushaltsgröße, alltägliche Verkehrswege, Verkehrsmittelverfügbarkeit, Quartier) gleichen, aber unterschiedliche Verkehrsmittel für den Großteil ihrer Wege nutzen. In Einzelinterviews mit solchen Personen werden die Motive des Mobilitätshandelns untersucht.
Im vierten und letzten Schritt werden die wissenschaftlichen Ergebnisse in praxisrelevante Informationen übersetzt.



Ergebnisse und Diskussion


Unsere Befragung stieß auf sehr großes Interesse in der Bevölkerung. Die Beteiligung an der Befragung hat unsere Erwartungen übertroffen. Daraus lässt sich ableiten, dass das Thema Mobilität in den Bochumer Stadtteilen als relevant eingestuft wird.
In unseren Analysen haben sich neben der Verfügbarkeit eines Verkehrsmittels auch die Einstellungen zu einem Verkehrsmittel als einflussreich erwiesen. Vor allem eine positive Einstellung gegenüber dem Fahrradfahren hat sich als guter Prediktor für multimodale Verkehrsmittelnutzung herausgestellt.
Die Auswertung der statistischen Zwillinge zeigt, dass monomodale Autonutzer und multimodale Personen das Fahrrad für unterschiedliche Zwecke nutzen. Während das Fahrrad bei multimodaler Mobilität als vollwertiges Verkehrsmittel in den Alltag integriert ist, nutzen auch viele Personen der monomodalen Autogruppe regelmäßig das Fahrrad, allerdings ausschließlich zu Freizeitzwecken. Zudem wurden das Sicherheitsempfinden und die Wetterabhängigkeit als die entscheidenden Einschränkungen der Fahrradnutzung genannt. Die Förderung multimodaler Mobilität muss beim Ausbau der Fahrradinfrastruktur ansetzen. Sichere Fahrradwege sind die Grundlage der Fahrradmobilität. Dafür müssen auch Privilegien des Autos abgebaut werden.
Die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel ist zweifelsohne das Rückgrat städtischer Mobilität und der Metropolregion Ruhr. In unserer Befragung spielt die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel allerdings eine untergeordnete Rolle. Wir führen dies auf die besondere Situation während der Coronapandemie zurück. Die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel war durch verschiedene Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie eingeschränkt. Zudem wurden die öffentlichen Verkehrsmittel in der öffentlichen Wahrnehmung mit einem Infektionsrisiko verknüpft.
Für unsere drei Untersuchungsgebiete konnten wir nur geringe Unterschiede in der Verkehrsmittelnutzung und der Ausstattung mit Mobilitäts- und Versorgungsangeboten feststellen. Die Verkehrsmittelnutzung einer Person kann mit der Verfügbarkeit der Verkehrsmittel und den Einstellungen zu den Verkehrsmitteln besser erklärt werden als mit den von uns herangezogenen Merkmalen der Wohnumgebung. Stadtteile sind gut für multimodale Mobilität geeignet. Kurze Wege und wohnortnahe Angebote sind für eine umweltverträgliche Mobilität absolut notwendig.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Projekt wurde auf verschiedenen Ebenen in die Universitätslehre (Lehrforschungsprojekt, Projektseminar, Abschlussarbeiten) eingebunden. Neben fünf Abschlussarbeiten, die mit den Daten des Projekts angefertigt wurden, ist auch eine Dissertation in Arbeit.
Im Herbst 2020 wurde das Projekt auf zwei Tagungen vorgestellt. Im Januar 2022 wurde das Projekt im Rahmen der interdisziplinären Ringvorlesung Ruhr Lecture vorgestellt. Der Abschlussworkshop des Projekts wurde als #DBUdigital Online-Forum „Nachhaltige Mobilität im Quartier“ realisiert. Hierzu schalteten sich am 23. Februar 2022 zeitweise mehr als 280 Personen live zu. Die Veranstaltung ist über YouTube weiter zugänglich und kann nachgehört werden. Im Juni und Juli 2022 ist die Präsentation der Projektergebnisse auf zwei weiteren Tagungen geplant (14. Wissenschaftsforum Mobilität in Duisburg, 17. Jahrestagung AK Mobilität und Verkehr in München).
Die Projektempfänger beteiligen sich zudem aktiv im Netzwerk der Universitätsallianz Ruhr im Kompetenzfeld „Mobilität und Logistik“.
Die Ergebnisse des Projekts werden in einem ausführlichen Bericht als ZEFIR-Materialien (Band 20) veröffentlicht.



Fazit

Dank der guten Beteiligung konnten valide Ergebnisse erzielt werden. Quartiere bieten gute Möglichkeiten für umweltverträgliche Mobilität. Um nachhaltige Verhaltensänderungen zu erreichen, muss jedoch das ganze Verkehrssystem beachtet werden. Für eine gleichberechtigte Verkehrsmittelnutzung ist es notwendig, den öffentlichen Raum neu zu verteilen und die Bevorzugung des Autos abzuschaffen. Die Mobilitätswende und Verhaltensänderungen können nur gelingen, wenn auch eine mentale Veränderung stattfindet. Öffentliche Verkehrsmittel, Fahrrad und Carsharing müssen als gleichberechtigte Alternativen zum Auto auch wahrgenommen und politisch gefördert werden.

Die ausführlichen Ergebnisse und praxisbezogenen Schlussfolgerungen können im Projektbericht nachgelesen werden.

Förderzeitraum: 15.04.2020 - 31.03.2022 (1 Jahr und 12 Monate)
Fördersumme: 95.589,00
Förderbereich: 05
Stichworte: Personennahverkehr
Publikationen: