Low Carbon Finance (AFI KliMa): Alternative Finanzierungs-Instrumente für kleinskalige Klima- und Umweltschutzprojekte und -maßnahmen

Aktenzeichen 35641/01
Abschlussbericht:
Projektträger: Dr. Gabriele Bruckner & Dr. Philipp Strohmeier Umweltberatung & Management GbR
Neuenreuth 24
95473 Creußen
weitere Projekte aus der Umgebung
Telefon: 09209 / 918 97 51
Internet: http://www.bs-umweltberatung.de
Bundesland: Bayern
Beschreibung:
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Zur Finanzierung von Klimaschutzmaßnamen wurde und wird eine Vielzahl von Anreizinstrumenten und Programmen auf unterschiedlichen Ebenen entwickelt und aufgelegt. Diesen Instrumenten fehlt jedoch überwiegend die Berücksichtigung von Vorketten und hier vor allem der Transporte entlang der oft globalen Prozessketten. Diese sind im hohen Maße klimarelevant, so dass sich hier ein Defizit in der Klimaschutzpolitik auftut und Potenziale für steuernde Anreizinstrumente brach liegen. Ziel des Projektes war und ist es, diese Potenziale zu eruieren und modellhaft am Beispiel des Umweltzeichens HOLZ VON HIER (Low Carbon Timber) unterstützende Finanzierungs- und Anreizinstrumente für nicht staatliche Klimaschutzstrategien zu identifizieren, evaluieren und wo möglich einige bis zur ersten Umsetzung zu erschließen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden1) Staatliche Klimaschutz Instrumente

Teilziel: Sensibilisierung der politischen Ebene für die Bedeutung von Prozessketten für den Klimaschutz.
Anmerkungen: Ob ein Umweltzeichen oder eine Maßnahme in ein staatliches Klimaschutzinstrument aufgenommen wird oder nicht, hängt (fast) ausschließlich von der politischen Unterstützung, der Lobbyarbeit großer finanzstarker Organisationen im Land und letztlich einzelnen Personen ab und weniger von Argumenten. Dabei laufen viele Dinge im Hintergrund ab, die Aspekte entweder voranbringen oder eindämmen. Es kommt auf den richtigen Zeitpunkt an, den politischen oder/und behördlichen Willen und darauf, die richtigen und durchsetzungsbefugten Personen in den Behörden zu kennen.
Bisherige Ergebnisse: (1.1) Es wurden zahlreiche Gespräche mit Ministerien, Stakeholdern und Organisationen aus Politik, Kommunen, Gesellschaft, Wirtschaft sowie Umwelt geführt, um die Bedeutung von kurzen Wegen in Prozessketten zu verdeutlichen und hierfür zu sensibilisieren. (1.2) Mit diversen Landesministerien steht HVH in aussichtsreichen, fortgeschrittenen Verhandlungen zur Aufnahme von HVH in Länderförderprogramme. Das betrifft die Bundesländer RLP, HE, MVP, SA, BW. (1.3) Es läuft eine Anfrage zur Anerkennung der Gleichwertigkeit von HVH als alternativer Nachweis für Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft und die Aufnahme in den Bundesbeschaffungserlass. Dies wird von den kommunalen Spitzenverbänden unterstützt. Das LW-Ministerium und das Thünen Institut prüfen dies. (1.4) Im Rahmen der Neustrukturierung des KfW Wohnbau-förderprogramms wurden diverse Gespräche geführt zur Integration von HVH in die Förderkriterien. Dies konnte so direkt nicht erreicht werden, da die KfW Förderung zu generalisierend ist. HVH ist hier aber indirekt berücksichtigt über die Gebäudezertifizierung, die Grundlage für die Kreditvergabe ist. HVH bekommt hier 100% der Punkte in dem Kriterium „verantwortungsvolle Rohstoffgewinnung“. Bei der KfW wird heute kein einziges einzelnes Label berücksichtigt und man wolle hier auch „auf keinen Fall einen Präzedenzfall schaffen“, so die Aussage. Ein anderer Weg steht im Moment hier politisch nicht offen und wird im Projekt nicht weiter verfolgt.

2) Kommunale Klimaschutz Programme.
Teilziel: Eruierung der Möglichkeiten zur Integration des Klima- und Umweltlabels HVH in bestehenden kommunale Förderprogramme.
Anmerkungen: Bei Kommunen bieten sich prinzipiell drei Ansatzpunkte an, um HVH zu etablieren, in kommunalen Förderprogrammen, in internen Leitlinien und bei konkreten Ausschreibungen. Der schwierigste, weil langfristigste Schritt, der auch Kapital bei den Kommunen braucht, ist eine Verankerung von HVH in kommunalen Förderprogrammen. Eine Integration in interne Leitlinien erleichtert den Schritt der Ausschreibung mit HVH, bedeutet aber, dass die Kommunen überhaupt solche Leitlinien haben müssen, was bei den wenigsten bisher der Fall ist. Eine Implementierung bei konkreten Ausschreibungen. ist zwar unmittelbar wirksam, jedoch müsste HVH, um automatisch in eine Formulierung zu kommen, "weil man das seit Jahrzehnten kennt“, so bekannt sein, wie Label, die bereits seit Jahrzehnten auf dem Markt sind (z.B. Blauer Engel 60 Jahre) oder HVH müsste von den jeweiligen Ausschreibungen Kenntnis bekommen, um hier nachhaken zu können. Dass ein junges Label wie HVH überhaupt bereits in Ausschreibungen steht (in Österreich inzwischen staatlich verankert in jeder Ausschreibung), ähnlich wie Label, die seit Jahrzehnten auf dem Markt sind (z.B. Blauer Engel, FSC, PEFC), ist auch ein Zeichen dafür, wie gut der Umweltdiskurs im HVH Betriebs- und Partnernetzwerk funktioniert und wie genau die Argumente bei der Ansprache die Ziele der Kommunen treffen.
Bisherige Ergebnisse: (2.1) Im Projekt konnten neben dem DLT auch der DST und der DStGB für eine langfristige Zusammenarbeit mit HVH gewonnen werden. Dies ist entscheidend für die nachhaltige Zusammenarbeit mit und die weitere Verankerung von HVH bei Kommunen und Landkreisen. (2.2) Konkret konnte HVH bereits jetzt in einigen kommunalen Förderprogrammen verankert werden (z.B. LK Ravensburg, Städte Freiburg, München, bald Rottenburg). Mit weiteren 20 Landkreisen, 25 Städten und 5 Gemeinden steht HVH im Dialog zur Implementierung in interne Leitlinien sowie zur Integration in konkret geplante Ausschreibungen. Im Projektzeitraum konnte HVH bereits in die Ausschreibung von drei kommunalen Objekten aufgenommen werden. (2.3) Derzeit wird auf der von HVH getragenen Info-Plattform „Holz Kommunal“ der Helpdesk für Kommunen für die Ausschreibung aufgebaut bzw. erweitert. Die Plattform wird seit kurzem von allen drei kommunalen deutschen Spitzenverbänden mit getragen und kommuniziert. Das wird dem Informationstransfer an die Kommunen nochmals einen deutlichen Schub geben.

3) Regionaler Kohlenstoffmarkt, VCM Standard.
Teilziel im Projekt: Schaffung von Grundlagen für eine Vermarktung mit CO2-Einsparungen durch HVH.
Anmerkungen: Erfolge im VCM Markt hängen v.a. von den Projekten und der Glaubwürdigkeit der Träger ab. Die große Herausforderung in diesem Feld ist es regionale VCM Projekte in DE aufzubauen, also außerhalb der üblichen Projekte in Entwicklungsländern (Solarkocher, Bäume pflanzen) und ohne die üblichen internationalen Standards (Gold Standard u.a.), die schon allein aufgrund der hohen Kosten und enormen Anfangshürden für regionale Projekte nicht leistbar/bezahlbar sind.
Bisherige Ergebnisse: (3.1) Zuerst wurde erstmals ein VCM Standard für den Bereiche regionaler Lieferketten am Beispiel von Holzprodukten erstellt (drei Dokumente sowie mehrere Anhänge und Beilagen). Der Diskurs hierzu erfolgte in konstruktivem Austausch mit dem Forst-Umweltministerium MVP, das mit den MoorFutures erstmals einen regionalen VCM-Standard geschaffen hat und weiteren Konsultationspartnern in dem Bereich. Das Ministerium will künftig auch HVH-CO2-Zertifikate über die, eigens für den Zertifikatehandel geschaffene neue Abteilung im Ministerium, mit vermarkten. (3.2) Es wurden Prozeduren und eine Methodik entwickelt und darauf aufbauend Benchmarks für alle relevanten Holz-Produktgruppen errechnet, auf der Basis anerkannter Statistiken (z.B. Eurostat, FAO usw.). Diese methodische Entwicklung und Berechnung dieser Benchmarks hat zwar einige Zeit in Anspruch genommen, ist aber im Holzbereich bisher einmalig und dient nicht nur der Umsetzung im VCM Markt, sondern könnte methodisch auch auf andere Produkte übertragen werden und kann als Grundlage für diverse Handlungsfelder dienen (z.B. Ökobilanzierung), um hier endlich eine reale Berücksichtigung der Transporte cradle-to-gate und gate-to-customer integrieren zu können. Dies wird bereits getestet, z.B. zusammen mit dem Baubook in Österreich (das Pendant zur dt. Ökobaudat). Diese Benchmarks werden auch die Grundlage darstellen für die Berechnung der CO2-Einsparung von HVH Produkten im Vergleich mit generischen Holz-Produkten. Dazu wird im Herbst eine Veröffentlichung erscheinen. (3.3) Konzeption, Aufbau, Vermarktungskonzept und Gründung (Okt 2022) einer Trägerorganisation für Ausgabe und Management der Klimazertifikate („Low Carbon Trust“). Kommunale Spitzenverbände haben hier eine Teilnahme im Aufsichtsgremium zugesagt (zurzeit werden auch Behörden angefragt). Dazu erfolgte auch eine Vertiefung der Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium MVP als VCM Marktplatz. (3.4) Konzeption und technische Umsetzung der automatischen Generierung von Klimazertifikaten basierend auf dem elektronischen Controllingsystem von HVH. Im System sind Routinen implementiert, die die Generierung von Klimazertifikaten basierend auf den Produktzertifikaten und ein Management der Zertifikate ermöglichen, also z.B. Zuordnung, Quantifizierung, Löschung der Zertifikate u.a. Die Routinen sind für den verwaltenden Treuhänder des Low Carbon Trust (z.B. Notar) über gesicherte Zugriffe zugänglich.

4) Green Bonds & Green Loans.
Teilziel: Sensibilisierung des Kapitalmarktes für die Bedeutung von Prozessketten.
Anmerkungen: Im Kapitelmarkt gibt es bisher keine Instrumente für Holz geschweige denn für Holz der kurzen Wege. Bestehende Green Bonds zu Gebäuden sind sehr generalisiert und stützen sich auf wirtschaftliche Nachweisinstrumente wie Gebäudezertifizierung oder staatliche Instrumente wie Energieausweise. Alle diese Instrumente berücksichtigen die Aspekte Graue Energie, „Graues CO2“, Lieferketten und Transporte bisher nicht/kaum. Der große internationale Kapitalmarkt ist mindestens so strikt aufgebaut wie staatliche Fördermittel und orientiert sich an großen internationalen Instrumenten (GHG Protokoll), Leitlinien und Standards (z.B. PCAF Standard) und steht daher heute regionalen Projekten bisher kaum offen. Da aber gerade die Nachfrage von Käuferinnen und Käufern nach grünen Krediten hoch ist, versuchen viele Banken nun eigene Standards und Systeme für Gebäudebewertungen aufzulegen. Das heißt HVH setzt hier zum richtigen Zeitpunkt an. Daher wird dieser Weg auch nach Projektabschluss mit Nachdruck weiter verfolgt.


Förderzeitraum: 01.09.2020 - 30.04.2023 (2 Jahre und 8 Monate)
Fördersumme: 125.000,00
Förderbereich: 00
Stichworte: Umweltsiegel
Publikationen: