eva - Entwicklung von regionalen Agroforstsystemen in der Landwirtschaft für eine klimaresiliente und ökonomisch attraktive Grünlandnutzung

Aktenzeichen 35685/01
Abschlussbericht:
Projektträger: Hochschule Trier Umwelt-Campus Birkenfeld Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS)
Campusallee 9926
55768 Hoppstädten-Weiersbach
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Telefon: +49 6782-17-2636
Internet: https://www.ucbgmbh.de
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Beschreibung:
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Ziel des Projekts ist es, ein Zukunftskonzept für die hochbiodiversen Grünlandgrenzertragsstandorte in Mittelgebirgsregionen zu entwickeln. Durch die zunehmende Sommertrockenheit der letzten Jahre steigt vielerorts die Gefahr, dass ökologisch wertvolle Grenzertragsstandorte unrentabel werden und deshalb Landwirte die Bewirtschaftung aufgegeben. Diese Flächen verbuschen in Folge und entwickeln sich langsam zu einem Wald (Sukzession) oder werden direkt aufgeforstet. Der aktuelle ökologische Wert und die bemerkenswert hohe Biodiversität gehen so verloren (grünes Kulturerbe).

Im Projekt „EvA“ wird deshalb in Odernheim am Glan ein Pilotkonzept entwickelt. Geplant ist eine extensive landbauliche Doppelnutzung (Weidewirtschaft plus Obst-/Nuss-/Wertholzproduktion) in Form eines Agroforstsystems und einem (Hoch-)Wassermanagement, angelehnt an das Keyline-Konzept (1954) von P.A. Yeomans - einem australischen Ingenieur und Landwirt.
Durch die gezielte Doppelnutzung wird nicht nur die Wertschöpfung auf der Fläche erhöht, sondern auch die Rahmenbedingungen der Weidewirtschaft verbessert: Der Wind- und Sonnenschatten der Baumreihen führt zu einem feuchteren und kühleren Mikroklima und verringert so Trockenstress von Pflanze und Vieh. Futterhecken (ehemals Schneitelwirtschaft/Kopfbäume) sind gerade im Sommer eine gute Ergänzung zum abnehmenden Grünlandeertrag (Low-Input Farming). Die Baum- und Heckenstreifen werden nach dem Keyline-Konzept mit einem leichten Gefälle zum Hang angelegt und mit Wiesengräben oder funktionsgleichen Elementen (z.B. Rigolen) kombiniert. Dies wird die Entwässerung des Bodens durch Hangzugwasser verringern sowie das oberirdisch fließende Wasser (auch aus Vorflutern/Wegen/Abläufen) wieder zurück auf die Fläche leiten. Das Wasser verbleibt so länger im Hang und das Risiko von Überflutungen im Tal nach Starkregen wird reduziert. Durch zusätzliche Regenrückhalteteiche oder ähnliche Einbauten an den Senken könnte so ein Überflutungsrisiko noch einmal deutlich verringert werden und die Landwirte hätten die Möglichkeit, den gespeicherten Winterniederschlag zumindest teilweise im Sommer zu nutzen. Richtig ausgestaltet können diese als periodische Feuchtbiotope wichtige Funktionen im Ökosystem übernehmen. Komplettiert wird das neue ganzheitliche Mehrnut-zungskonzept durch die Einführung eines holistischen Weidemanagements. Ziel ist es, über Parzellierung und Umtrieb (hohe Besatzdichte, kurze Verweildauer, lange Regeneration) die natürliche Beweidung von ziehenden Wiederkäuerherden nachzuahmen und so die Resilienz des Grünlands zu erhöhen (tiefere Wurzeln, höherer Humusgehalt, höhere nutzbare Feldkapazität).
Die Maßnahmen führen über eine Erhöhung der Wirtschaftlichkeit zu einer langfristigen Sicherung dieser ökologisch wertvollen Grenzertragsstandorte. Darüber hinaus werden durch die Maßnahmen an sich weitere ökologisch wertvolle Lebensräume auf der gleichen Fläche geschaffen.



Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas praktische Kulturkonzept für den Pilotstandort stammt vom Betrieb Bannmühle und wird sukzessive im Zusammenwirken der Partner und mit Einbindung externer Experten weiterentwickelt. Der Betrieb plant und organisiert die Etablierung der Agroforstelemente und das holistische Weidemanagement als Teil der betrieblichen Weiterentwicklung und als notwendige Anpassungsstrategie an den Klimawandel. Für die optimale Anordnung und Ausgestaltung der Regenrückhalteteiche oder ähnlicher, noch alternativ zu bewertender Wasserbauelemente wird ein spezialisiertes Ingenieurbüro beauftragt. Im Ergebnis werden dann Kulturen und Wasserbauelemente in hochauflösende Geländekarten (Relief, Hangneigung und -länge) übertragen. Damit werden Hochwasserrisiko- und Niederschlagsabflusskarten erarbeitet, die die aussichtsreichste Variante bzw. effektivsten Teillösungen darstellen werden. Daran schließen dann notwendige Genehmigungs- und Ausführungsplanungen sowie die Arbeiten auf dem Pilotstandort an.

Eine Internetseite wird das Projekt allgemein sichtbar machen und aktuelle Entwicklungen sowie Ergebnisse für ein breite Öffentlichkeit anbieten. Nach erfolgreicher Kulturetablierung erfolgt eine Analyse und Bewertung der einzelnen Arbeitsschritte, Verfahren und Techniken, sodass ein praktischer Leitfaden erarbeitet werden kann. Sofern sich die erhofften Effekte einstellen, werden auch Feldbegehungen für Landwirte, Verbände und Kommunen angeboten (Hochwasserschutzkonzept). Der Betrieb Bannmühle ist als Leitbetrieb akkreditiert.

Parallel zu den praktischen Arbeiten werden erste Grundlagen für eine spätere Beforschung des Standortes erarbeitet und wenn möglich auch direkt etabliert. Dazu wird ein Netzwerk mit Partnern aus der Wissenschaft, Verbänden und Offizialberatung aufgebaut. Erste Monitoring-Ansätze für die Entwicklung der Biodiversität bzw. der hochdiversen Grünland- und Agroforstgesellschaften über z.B. vegetationskundliche Dauerquadrate sowie bodenkundliche Untersuchungen zu Humus und anderen Standortcharakteristika werden den Grundstein für anschließende Untersuchungen legen. Im Ergebnis soll der Standort nach einer erfolgreichen Etablierung für langfristige wissenschaftliche Untersuchungsprogramme zur Verfügung stehen.


Förderzeitraum: 26.10.2020 - 30.04.2023 (2 Jahre und 6 Monate)
Fördersumme: 124.247,00
Förderbereich: 10
Stichworte: Landwirtschaftsbetrieb, Grünland, Artenvielfalt, Konventionelle Landwirtschaft
Publikationen: