Aktenzeichen | 36051/01 |
Abschlussbericht: | |
Projektträger: | Institut für ökologische Wirtschaftsforschung
(IÖW) GmbH
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Telefon: | 030/884594-23 |
Internet: | https://www.ioew.de |
Bundesland: | Berlin |
Beschreibung: | Zielsetzung und Anlass des Vorhabens Der Ausbruch der Corona-Pandemie hat viele Gewissheiten in infrage gestellt und neue Debatten zu alternativen Entwicklungsrichtungen angestoßen. Ein zentrales Anliegen des Vorhabens war es, die Pandemie in einen größeren Rahmen einzuordnen. Sie ist eng mit zentralen umweltpolitischen Herausforderungen der Biodiversitäts- und Klimakrise sowie generell dem Überschreiten der planetaren Grenzen verbunden und erwies sich, zumindest in der gesellschaftlichen Wahrnehmung, als überraschendes Ereignis. Wie mit einem Brennglas wurde die Verletzlichkeit der bestehenden gesellschaftlichen Strukturen aufgezeigt. Das Vorhaben geht davon aus, dass unerwartete Ereignisse perspektivisch zunehmen werden. Somit müssen die sozioökonomischen Systeme und Strukturen resilient gestaltet werden, damit sie entsprechend reagieren können. Andererseits stellt sich die Frage, wie Impulse für die Transformationsprozesse zur Begrenzung der Biodiversitäts- und Klimakrisen gesetzt werden können und welche Rolle dabei Institutionen wie Markt, Staat oder Gemeinschaft sowie die unterschiedlichen Ebenen spielen. Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenZu Beginn erfolgte die Einordnung und Charakterisierung der Corona-Pandemie sowie der bestehenden Grundherausforderungen (u. a. planetare Grenzen, zunehmende Komplexität, Globalisierung). Dann wurde der Fokus auf die Diskussion von Risiken, Unsicherheiten und Nichtwissen sowie des Resilienz-Konzepts mit Blick auf Gestaltungsorientierung für sozio-technische Systeme gelegt. Hierfür erfolgten Fallstudien zur Resilienz von Zulieferketten. In einem weiteren Schritt wurden zellularen Systeme mit Selbststeuerungsfähigkeit sowie der Ansatz der Polyzentralität betrachtet. Diese wurden mit der Debatte zu Alternativen Ökonomien und der Foundational Economy verbunden. Die Frage, wie eine resilientere, dezentrale Produktion aussehen kann, wurde anhand der drei Fallbeispiele 3D-Druck, Handwerk und solidarische Landwirtschaft beleuchtet. Es erfolgte eine Analyse der wissenschaftlichen Literatur in den unterschiedlichen Bereichen, von Medienberichten sowie von Publikationen zu einzelnen Branchen und Handlungsfeldern. Zudem wurden vertiefende Interviews mit Wissenschaftler*innen sowie Praxisakteuren aus den Handlungsfeldern durchgeführt. Ergebnisse und Diskussion Die Corona-Pandemie ist ein Ausdruck der globalen Biodiversitäts- und Klimakrise, die eine Folge des Überschreitens der planetaren Grenzen ist. Dieses ist wiederum auf das bestehende, auf fossilen Energien basierende Gesellschafts- und Wirtschaftsmodell, das Umweltschäden externalisiert hat, zurückzuführen. Durch technologische Entwicklungen, die Reduktion von Transaktionskosten, Marktöffnungen und Deregulierung wurden Globalisierungsprozesse angestoßen, ohne dass zugleich ökologische Leitplanken Lenkungswirkungen entfalten konnten. Die Corona-Krise hat Wirtschaft und Gesellschaft unvorbereitet getroffen. „Überraschungen“ werden zunehmen sowohl vor dem Hintergrund des Klimawandels aber auch der wachsenden Komplexität der vielfach miteinander verkoppelten sozio-technischen Systeme in Verbindung mit geopolitischen Spannungen. Wir haben es zunehmend mit Situationen der Unsicherheit bzw. gar des Nichtwissens zu tun. In jüngerer Zeit ist die Vorstellung von „grünen Schwänen“ entwickelt worden, die sich insbesondere auf bekannte oder eben auch unbekannte Auswirkungen der Überschreitung der planetaren Grenzen beziehen und zugleich nach den Risiken oder Ungewissheiten des Transformationsprozesses fragen. Die Resilienz-Debatte hat in unterschiedlichsten wissenschaftlichen Teilgebieten an Relevanz gewonnen. Damit findet eine Blickwende statt: von dem Fokus auf Störereignisse hin zu den Systemen, die Störungen ausgesetzt werden, und deren resilienzorientierte Gestaltung. Es existieren eine Reihe von Gestaltungsprinzipien für resiliente Systeme. In dieser Studie wurde das Leitbild eines zellularen Ansatzes mit eigener Steuerungsfähigkeit zu Grunde gelegt. Dieser kann mit den Ansätzen von Ostrom zu polyzentrischen Systemen, verbunden werden, die der Leitvorstellung der Subsidiarität folgen. Der Ansatz der Alternativen Ökonomien fordert eine neue Balance zwischen Markt, Staat und Gemeinschaft ein und ist wesentlich von den Herausforderungen der Nachhaltigkeit getrieben. Die Foundational Economy nimmt auf der räumlichen Ebene unterschiedliche Steuerungsformen in den Blick. Sie thematisiert Spannungsverhältnisse zu Ökonomien mit Rendite-Primat und anderen Formen der Ökonomie, deren Stärkung, wie im Falle der Care-Ökonomie zum einen in der Corona-Krise als systemrelevant anerkannt wurde und zum anderen die Basis für das gesellschaftliche Wohlbefinden darstellt. Beide Ansätze fokussieren auf Bottom- up-Prozesse und suchen die Rolle der Zivilgesellschaft zu stärken. Sie loten neue Steuerungsformen für eine nachhaltige und demokratische Entwicklung aus. In der Studie wurden zudem Bezüge zur nötigen Neuausrichtung in der Innovations- und Regionalförderung hergestellt: es geht um die Unterstützung gerichteter Prozesse zur Lösung großer gesellschaftlicher Herausforderungen. Beispielhaft wurde der Ansatz der 30- Minuten-Stadt sowie das (Stadt-) Quartier als Hoffnungsträger der Energiewende analysiert. Schließlich wurden drei Fallbeispiele mit Blick auf ihre Resilienzpotenziale im Kontext der Corona-Krise analysiert: dezentrale Produktion (3-D-Druck), Handwerk und die solidarische Landwirtschaft. Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation Die Ergebnisse des Projektes wurden für eine breitere Öffentlichkeit aufbereitet. Im Ergebnis ist eine 25- seitige, barrierefreie Broschüre im PDF-Format entstanden. Diese ist mit grafischen Gestaltungselementen versehen. Die Erstellung der Broschüre erfolgte in Zusammenarbeit mit der Agentur Hakotowi, Berlin. Die Verbreitung der Endergebnisse wird eng mit dem Pressereferat der DBU abgestimmt. Fazit Die Corona-Krise hat die vielfältigen Fehlentwicklungen offenbar werden lassen, die zur Überschreitung der planetaren Grenzen geführt haben. Es geht darum sowohl resiliente als auch nachhaltige Strukturen zu entwickeln. Alternative Konzepte des Wirtschaftens können den gesellschaftlichen Wandel anstoßen, der neue normative Leitorientierungen und Institutionen benötigt sowie neue Spielregeln, die in der Praxis erprobt werden müssen. Nötig sind groß angelegte Experimentierräume und ein neues Innovations- und Fortschrittsverständnis, welches nicht vorrangig auf Wachstum, sondern auf gesellschaftliches Wohlbefinden fokussiert. Zellulare Systeme mit eigener Steuerungsfähigkeit im Kontext von polyzentrischen Systemen können eine elementare Rolle in diesen Suchprozessen spielen. Dazu ist erforderlich, die Handlungspotenziale „vor Ort“ gerade auch mit zivilgesellschaftlichen Organisationen zu erschließen. Im Sinne der polyzentrischen Governance müssen Strukturen geschaffen werden, die Lernprozesse des Wandels systematisch erschließen. |
Förderzeitraum: | 18.05.2020 - 31.10.2021 (1 Jahr und 5 Monate) |
Fördersumme: | 122.311,00 |
Förderbereich: | 00 |
Stichworte: | Nachhaltigkeitsbildung |
Publikationen: |