Kommunikations- und Bildungskonzept zur Ressourcenschonung in stationären Pflegeeinrichtungen: Entwicklung und Erprobung in drei Pilotregionen mit Praxispartnern des Pflegesektors

Zielsetzung & Anlass

Ob beim Wasser- und Energieverbrauch oder den Lebensmittelabfällen in der Großküche, in stationären Altenpflegeeinrichtungen gibt es viele Ansätze für einen effizienten Einsatz von Ressourcen. Und das Potenzial in der Pflegebranche ist groß: In Deutschland gibt es rund 15 380 stationäre Alten- und Pflegeheime mit rund 970 000 zu Pflegenden (Pflegestatistik Statistisches Bundesamt, 2019) und die Anzahl wird aufgrund des demografischen Wandels weiter ansteigen.

Die Umweltrelevanz von Ressourceneinsparungen in der stationären Altenpflege zeigt sich durch folgende Zahlen und Erkenntnisse:
Jeder Pflegeplatz verbraucht bis zu vier- bis sechsmal so viel Wärme und Strom wie eine Person in einem Privathaushalt. Energieeinsparungen von 15 % sind möglich; durch energiebewusstes Verhalten und gering investive Maßnahmen wie z.B. die Optimierung der Heizungsregelung. Solites beschäftigt sich bereits seit 2010 mit dem Thema Energieeinsparungen in der stationären Altenpflege und hat ein Umwelt-Kommunikationskonzept für energiebewusstes Verhalten erarbeitet (siehe www.ee-fuer-pflege.de, DBU AZ 31596/01).
Ein weiterer wichtiger Bestandteil zur Ressourcenschonung in Pflegeeinrichtungen ist die Hauswirtschaft. Die IN VIA Akademie beschäftigt sich seit 2014 mit dem Thema „Nachhaltigkeit in der Gemeinschaftsgastronomie“ und hat festgestellt, dass nachhaltiges Wirtschaften in Großküchen sozialer Einrichtungen möglich ist (siehe DBU AZ 32022/01). Das Umstellen von Einzelportionspackungen auf größere Gebinde ist z.B. eine effektive Maßnahme. Für den Erfolg von Maßnahmen spielen das Bewusstsein und Engagement der Mitarbeitenden eine große Rolle; die Weiterbildung von hauswirtschaftlichen Fach- und Führungskräften kann daher zu Ressourceneinsparungen führen.

Im Projekt KomBiNa wird erstmals ein Kommunikations- und Bildungskonzept zur ganzheitlichen Ressourcenschonung in stationären Altenpflegeeinrichtungen entwickelt und auf den methodischen Erfahrungen der beiden vorherigen Projekte aufbaut. Mit technischen Maßnahmen und Sensibilisierung durch Kommunikation und Weiterbildung wird das Konzept für Altenpflegeeinrichtungen ein erster Schritt zu einem Nachhaltigkeitsmanagement sein. Dabei stehen die Themen Energie, Hauswirtschaft, Lebensmittelverschwendung, Abfälle, Verpflegung und Weiterbildung im Fokus. Dieses Projekt erhebt jedoch nicht den Anspruch, ein komplettes Nachhaltigkeitsmanagement zu etablieren.

Ziele:
• Entwicklung eines Konzepts zur Ressourcenschonung in Pflegeeinrichtungen gemeinsam mit zehn Piloteinrichtungen aus den Regionen Baden-Württemberg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Es soll ein Baukasten an Lösungsansätzen entstehen, der für die individuelle Situation jeder Einrichtung passende Maßnahmen enthält.
• Modellhafte Erprobung des Konzepts in zehn Piloteinrichtungen mit Reduzierung des Ressourcenverbrauchs und der berechneten Treibhausgas-Emissionen um 15 % (Durchschnitt)
• Innovationssprung durch die Entwicklung und Anwendung spezifischer Nachhaltigkeitsindikatoren und eines Ergebnis-Monitors, anhand derer die Wirksamkeit von Maßnahmen eindeutig und durch die Einrichtungen selbst überprüft und dokumentiert werden kann.
• Förderung des Bewusstseins für Ressourcenschonung in den Pilotheimen durch Weiterbildungen und Kommunikationsmaßnahmen. Mit digitalen Methoden und innovativen Ansätzen werden die Zielgruppen von der Einrichtungsleitung bis zu den Pflege- und Betreuungskräften angesprochen und beteiligt. Für einen effizienten Einsatz von Ressourcen ist besonders das Verhalten der hauswirtschaftlichen Fachkräfte wichtig. Die Förderung des Bewusstseins für Ressourcenschonung bei Einzelpersonen als Multiplikatoren hat auch eine Verbreitung innerhalb der Belegschaft und positive Effekte auf den privaten Bereich zur Folge.
• Erreichen von min. 5000 Menschen über Publikationen und Veranstaltungen. Die Zielgruppe ist dabei die Branche der stationären Altenpflege mit Trägerorganisationen und den Einrichtungen selbst. Insbesondere die Einrichtungsleitungen müssen für das Thema gewonnen werden, damit Maßnahmen begonnen werden. Für eine erfolgreiche Umsetzung ist das Engagement der Mitarbeitenden entscheidend. Multiplikation und Impulse zu Ressourceneinsparungen in weiteren Einrichtungen erfolgt auch über die Trägerorganisationen der Pilotheime.
• Aufbau eines echten sozialen Netzwerks für die stationäre Altenpflege, das erstmals unkompliziert den Austausch in der Branche ermöglicht und zu einer breiten Multiplikation beiträgt.
• Bereitstellung des evaluierten und optimierten Konzepts über den Verein Wir Sind Altenpflege e.V., wodurch ein starker Impuls für die ganze Branche und eine langfristige Verbreitung erwartet wird.
• Leisten eines Beitrags zum Einhalten der planetaren Grenzen im Bereich „Klimawandel“ und Adressierung von acht der 17 Sustainable Development Goals (SDGs).

Arbeitsschritte & Methoden

Die Projektbeteiligten sind:
• Solites - Steinbeis Innovation gGmbH (Koordination)
• IN VIA Akademie/Meinwerk-Institut gGmbH
• Wir Sind Altenpflege e.V.
• Johannes Nowak, Beratungsbüro für Sozialunternehmen

Und zehn Piloteinrichtungen:
AWO Niederrhein Seniorenzentrum Karl-Jarres-Straße in Duisburg
Caritas Altenhilfe in Dortmund: Altenzentrum Bruder-Jordan-Haus und Wohn- und Pflegezentrum St. Barbara in Dortmund
Senioren-Park carpe diem in Bergisch Gladbach
Evangelische Altenheimat: Seniorenzentrum Am Rosengarten in Bondorf
Evangelische Heimstiftung: Luise-Wetzel-Stift in Tübingen, Haus am Schlösslesbrunnen in Sersheim und Seniorenzentrum Goldscheuer in Kehl
Seniorendomizil Riepenblick in Hameln
Pflegewohnheim St. Josef in Herzebrock-Clarholz

Das Konzept zur Ressourcenschonung beinhaltet eine Ist-Analyse der Nachhaltigkeitsindikatoren, die Ermittlung von Handlungsfeldern in der jeweiligen Piloteinrichtung und die anschließende Durchführung von Maßnahmen. Durch eine regelmäßige Datenerhebung und Auswertung über den Ergebnis-Monitor werden die Indikatoren mit der Ist-Analyse verglichen und die Wirksamkeit der Maßnahmen festgestellt.

Ein Beispiel: die Ist-Analyse ergibt einen hohen Gasverbrauch und die Erkenntnis, dass die Heizungsanlage nicht regelmäßig gewartet wurde. Als technische Maßnahme wird die Heizungsregelung überprüft und die Vorlauf-Temperatur wird reduziert und auch nachts abgesenkt. Außerdem wird die Heizung in den Sommermonaten ausgeschaltet. Über die Eingabe der monatlichen Gaszählerstände in den Ergebnis-Monitor durch die Haustechnik kann die Reduzierung des Gasverbrauchs nachgewiesen werden. Zusätzlich werden die Beschäftigten mit Kommunikationsmaßnahmen auf das effiziente Heizen und Stoßlüften im Haus aufmerksam gemacht, wodurch der Gasverbrauch weiter reduziert werden kann.

Das Projekt unterteilt sich in vier Arbeitspakete mit unterschiedlichen Schwerpunkten:

Konzept Ressourcenschonung:
Entwicklung und Optimierung von Gesamtkonzept, Inhalten und Instrumenten sowie Ergebnis-Monitor in Abstimmung mit den Pilotheimen. Vernetzung mit anderen Projekten.
Hier sind alle Projektpartner beteiligt, es erfolgt eine enge Abstimmung mit den Piloteinrichtungen.

Weiterbildungsangebote:
Entwicklung und Optimierung von Weiterbildungsangeboten (auch digital) in Abstimmung mit den Pilotheimen
Die Weiterbildungen sind der Schwerpunkt der IN Via Akademie und des Wir Sind Altenpflege e.V.

Pilotumsetzung:
Betreuung der Umsetzung des Gesamtkonzepts in den Pilotheimen sowie Evaluation der Pilotumsetzung.
Die Betreuung der Pilotheime erfolgt durch Solites, Herrn Nowak und die IN Via Akademie.

Bundesweite Verbreitung:
Zielgerichtete Verbreitung der Ergebnisse durch Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen.
Wir Sind Altenpflege e.V.

Öffentlichkeitsarbeit

Für den fachlichen und qualitativ wertvollen Austausch wurde das erste echte soziale Netzwerk speziell für die stationäre Altenpflege aufgebaut. Hier gibt es Raum für den öffentlichen Austausch zum nachhaltigen Umgang mit Ressourcen in der Altenpflege und geschlossene Gruppen für die Kommunikation der Projektpartner und Piloteinrichtungen. Alle Interessierten sind eingeladen, sich zu beteiligen.

Weiterführende Informationen/Links:
KomBiNa
Community der stationären Altenpflege
Aktenzeichen 37168/01
Abschlussbericht:
Projektträger: Steinbeis Forschungsinstitut für solare und zukunftsfähige thermische Energiesysteme
Meitnerstr. 8
70563 Stuttgart
weitere Projekte aus der Umgebung
Telefon: +49 711 673 2000 55
Internet: -
Bundesland: Baden-Württemberg
Förderzeitraum: 01.03.2022 - 01.03.2025 (3 Jahre)
Fördersumme: 293.244,00
Förderbereich: 01
Stichworte: Weiterbildung
Publikationen: