Kommunale Energiewende unterstützende Umweltkommunikation (KEuko)

Zielsetzung & Anlass

Der European Green Deal sowie die rechtsverbindlichen Fit-for-55 Vorgaben sehen einen Umstieg unserer Energieversorgung von fossilen auf nachhaltige Energiequellen vor. Deren Hauptvertreter Windkraft, Wasserkraft, Sonnenlicht, Biomasse und Erd- oder Umgebungswärme stehen allerdings nicht flächendeckend zentral, sondern überwiegend kleingliedrig verteilt zur Verfügung. Die Energiewende bedingt also eine Dezentralisierung. Die derzeit noch von Großkraftwerken geprägte Energieversorgung wandelt sich zu einer verbrauchernahen Primärenergiewandlung, also Kleinkraftwerken, die überwiegend innerhalb oder in der Nähe von Wohngebieten stehen. In Kurzform: Dezentralisierung bedeutet Kommunalisierung. Auf Kommunen und deren Bürger:innen kommt damit eine neue Verantwortung im Kontext der Energieversorgung zu. Sie wird von Kommunen und den dort lebenden Bürger:innen vielfach bereits wahrgenommen und anerkannt, stellt diese Kommunen und deren Bürger:innen jedoch gleichermaßen vor massive Herausforderungen. Nachhaltige Energiesysteme müssen konzipiert, Entscheidungen müssen getroffen und umgesetzt werden. Das wird nur funktionieren, wenn – gleichzeitig – Bürger:innen überzeugt und „mitgenommen“ werden. Sowohl technisch als auch sozial ergeben sich auf diese Weise bislang nicht gekannte Herausforderungen. Zur Gestaltung des damit verbundenen Transformationsprozesses sollten die Beteiligten – Kommunen und Bürger:innen – vorbereitet und dazu befähigt sein.
Vor diesem Hintergrund wurde Anfang 2022 das Projekt „Kommunale Energiewende unterstützende Umweltkommunikation“ (KEuKo) von der Hochschule München ins Leben gerufen. Ein Team wird im Lauf von zwei Jahren zusammen mit Bürger:innen und der Verwaltung der Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn als Partnergemeinde an der Bewältigung technischer Herausforderungen und dazu parallel laufender erfolgreicher Kommunikation im Kontext der kommunalen Energiewende arbeiten. Durch einen konstruktiven Diskurs geleitet soll langfristig ein von der Mehrheit der Bürger:innen akzeptierter und unterstützter Fahrplan zur nachhaltigen kommunalen Energieversorgung entstehen. Das Projekt trägt Modellcharakter und soll langfristig auf eine Vielzahl weiterer Kommunen übertragbar sein. Nur wenn die Erschließung vorhandener nachhaltiger Energie-Ressourcen technisch-wirtschaftlich optimiert ausgelegt ist und gleichzeitig die beteiligten Bürger:innen umfassend und zielgruppenorientiert informiert sind, besteht die Möglichkeit, entsprechende Investitions- und Aktionsbereitschaft zu wecken, damit der umfassende Umbau in den Bereichen Wärme, Strom und Verkehr auf eine nachhaltige Energieversorgung gelingen kann.

Arbeitsschritte & Methoden

Das übergeordnete Projektziel einer erfolgreichen kommunalen Energiewende lässt sich in technische und soziale Teilziele gliedern. Auf technischer Seite wird für den konkreten Anwendungsfall im Rahmen eines parallel laufenden Projekts zur Energienutzungsplanung (ENP) ein technischer Umsetzungsplan erarbeitet. Der KEuKo Fokus liegt entsprechend auf den eng damit verbundenen begleitenden sozialen Aspekten, die sich wiederum in vier Teilziele untergliedern:
1) Die (Kommunikations-) Rollen beteiligter Akteure müssen definiert und verstanden sein. 2) Ein effektiver und effizienter Kommunikationsprozess muss den Diskurs von der Ausgangssituation bis zur Akzeptanz und Partizipation aktiv gestalten und begleiten 3) entsprechende Kommunikationswerkzeuge müssen den Prozess unterstützen und konkretisieren. Über das konkrete kommunale Projekt hinaus soll langfristig 4) der Transfer der KEuKo Ergebnisse auf andere Kommunen ermöglicht werden.
Die vier genannten Teilziele bilden gleichzeitig die Grundstruktur zugehöriger Projektaktivitäten mit einer Dauer von jeweils sechs Monaten.
Um die oben genannten Teilziele zu erreichen, werden vielfältige Methoden und Techniken eingesetzt: Das Rollenmodell bildet als zentrale Basis des KEuKo Vorhabens die Kommunikationsgewohnheiten und Kommunikationsbedürfnisse der kommunalen Akteure zum Thema Energiewende ab. Entsprechend wird dabei auf eine gut gestützte, empirisch abgesicherte Grundlage Wert gelegt, die unter anderem durch eine breit angelegte Einwohnerbefragung entsteht. Klassische Ansätze der Datenanalyse erlauben, Merkmale und Verhalten zu korrelieren. Eine darauf beruhende Kategorisierung ermöglicht schließlich die Definition von (Kommunikations-) Rollen. Der Prozessleitfaden wird auf dieser Basis die verschiedenen (Arbeits-)Schritte von der technischen, methodischen und kommunikativen Bestandsaufnahme, über die Analyse der dabei erhobenen Daten bis hin zu konkreten Handlungs-, Umsetzungs- und Durchführungsempfehlungen aufzeigen. Mittelfristig soll er im Rahmen der Pilotierung mit der Partnergemeinde validiert werden. Langfristig soll er als „Schablone“ und Handlungsempfehlung anderen Kommunen sowie kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMUs wie Ingenieurbüros oder in diesem Bereich tätigen Beratungsfirmen) dienen. Er wird interessierte Gemeinden und beteiligte KMUs befähigen, Energiewende sowohl im Hinblick auf technische wie kommunikative Ziele durch spezifisch einsetzbare Kommunikationsinstrumente erfolgreich zu gestalten. Aus technischen Plänen werden akzeptierte und von den Bürger:innen mitgetragene Pläne. Kommunen können in Eigenregie oder in unmittelbarer Zusammenarbeit mit KMUs weitere Potenziale im Umfeld beteiligter Bürger:innen heben. Ein in der Pilotanwendung geprüfter „Werkzeugkasten“ (eine „Toolbox“) wird am Ende des KEuKO Projektes zur Verfügung stehen. Er beinhaltet eine Auswahl an Kommunikations-, Informations- sowie Partizipationsinstrumenten und wird inhärent mit dem Prozessleitfaden verbunden sein. Die Effektivität solcher Werkzeugelemente wie Umfragen, Informationsveranstaltungen, Internetseite etc. wird untersucht und bewertet. Je nach Arbeitsschritt und dabei entstehenden Ergebnissen – z.B. zu verschiedenen, in den betroffenen Kommunen vorhandenen Kommunikationsrollen – können die einzelnen Werkzeuge („Tools“) dann Anwendung finden. Sie liefern nicht nur technische Informationen, sondern befähigen insbesondere zum Diskurs und damit zum gegenseitigen Verständnis für zum Teil heterogene Ziele der Akteure. Die Validierung des Konzepts erfolgt am Beispiel der oberbayerischen Kommune Höhenkirchen-Siegertsbrunn… mit Modellcharakter! Denn Dezentralisierung heißt nicht nur Kommunalisierung, sondern verpflichtet auch zum Erfolg in der Vielfalt unserer Kommunen.

Aktenzeichen 37800/01
Abschlussbericht:
Projektträger: Hochschule München Fakultät Studium Generale und interdisziplinäre Studien
Dachauerstr. 100 a
80636 München
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Telefon: +498912654314
Internet: -
Bundesland: Bayern
Förderzeitraum: 01.04.2022 - 31.03.2024 (1 Jahr und 12 Monate)
Fördersumme: 124.260,00
Förderbereich: 06
Stichworte: Energiewende, Nachhaltige Energieversorgung, Wärmeversorgung, Windkraft
Publikationen: