30.01.2017 | Naturnahe Waldentwicklung durch Freiwillige und Eichelhäher

Bergwaldprojekt und DBU-Naturerbe kooperieren auf Naturerbefläche Hainberg

Bergwaldprojekt Hainberg © Bergwaldprojekt e.V.
Zum naturnahen Waldumbau braucht es Wissen und Tatkraft: Vor allem Nadelhölzer und nicht-heimische Baumarten wie die aus Nordamerika stammende Spätblühende Traubenkirsche werden von den Teilnehmern des Bergwaldprojekts auf der DBU-Naturerbefläche Hainberg in Bayern entnommen (hier ein Foto aus dem Jahr 2016).
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Sehen Sie selbst... © piclease/ Reinhard Siegel
Eichelhäher im Schnee
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Sehen Sie selbst... © piclease/ Hans-Joachim Fünfstück
Wiedehopf
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Sehen Sie selbst... © piclease/ Klaus Jäkel
Heidelerche
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Sehen Sie selbst... © piclease/ Hans-Joachim Fünfstück
Schwarzspecht
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Sehen Sie selbst... © piclease/ Thomas Grunwald
Brachpieper
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Fürth. Der Natur mit Tatkraft auf die Sprünge helfen – 40 freiwillige Helfer aus ganz Deutschland engagieren sich für eine naturnahe Waldentwicklung: vom 30.1. bis zum 10.2. ist der Verein Bergwaldprojekt zum dritten Mal zu Gast auf der DBU-Naturerbefläche Hainberg in der Nähe von Fürth. Zwei Wochen lang leisten die Teilnehmer einen persönlichen Beitrag, um dort im Rahmen des Waldumbaus nicht-heimische Baumarten zu fällen. Die rund 195 Hektar große, ehemals militärisch genutzte Fläche gehört zum Nationalen Naturerbe und ist 2010 vom Bund an die gemeinnützige Tochter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), das DBU Naturerbe, übertragen worden.

Entfernen von nicht-heimischen Baumarten ist praktischer Naturschutz

„Durch die jahrzehntelange militärische Nutzung haben sich hier wertvolle Lebensräume entwickelt. Wir freuen uns, dass uns die Teilnehmer des Bergwaldprojektes einmal im Jahr helfen, diesen wertvollen Naturschatz weiterzuentwickeln“, sagte Revierleiter Jens Eckhard Meyer vom Bundesforstbetrieb Reußenberg. Dieses Mal stehen die ehemaligen Hutewälder im Fokus: Die Teilnehmer werden zum Beispiel die aus Nordamerika stammende Spätblühende Traubenkirsche entnehmen. Das als äußerst konkurrenzstark geltende Gewächs verdränge die heimischen Arten zunehmend. Die Traubenkirsche solle auf Kleinflächen, die insgesamt aber zwei Hektar umfassen – das entspricht der Fläche von fast drei Fußballfeldern – gänzlich aus den Waldbeständen entfernt werden.

Eichelhäher hilft bei Verbreitung heimischer Eichen

Damit die Lücken wieder mit heimischen Baumarten geschlossen werden, komme Hilfe aus dem Tierreich: Eichelhäher werden Eicheln angeboten, die diese als Nahrungsvorräte im Wald verstecken. Finden sie ein Versteck nicht wieder, könne die Eichel keimen und eine junge Eiche wachse heran. Die Teilnehmer des Bergwaldprojekts werden extra zum Zweck dieser natürlichen Waldentwicklung „Hähertische“ errichten. Das auf den Stock gesetzte Futterangebot verhindere, dass hungrige Wildschweine den Vögeln zuvorkommen. Da der Eichelhäher die Arbeit jedoch nicht alleine erledigen könne, greifen ihm die die Teilnehmer des Bergwaldprojektes tatkräftig unter die Arme und pflanzen zusätzlich junge Linden und Buchen. „Die Bergwaldprojektteilnehmer leisten hier harte Arbeit“, stellte Meyer fest. Arbeit, die sich lohne: So wird der Lebensraum für den am Hainberg heimischen und in Bayern vom Aussterben bedrohten Wendehals erhalten und gefördert.

Arbeit und Exkursion vermitteln Teilnehmer Naturschutz-Zusammenhänge

Unter fachkundiger Leitung der Projektförster Sebastian Hiekisch und Christoph Wehner vom Bergwaldprojekt, ist neben der praktischen Arbeit auch ein Exkursionsnachmittag vorgesehen, um die vielfältigen Aspekte des Projektgebietes und dessen Bedeutung für den Menschen näher zu beleuchten. „Das Bergwaldprojekt bringt mit seinen Einsatzwochen allein in Deutschland jedes Jahr über 2.000 Menschen in die Natur. 2017 finden 100 Projektwochen an 51 verschiedenen Standorten in ganz Deutschland statt“, weiß Wehner. Ziel der Arbeitseinsätze sei es, die vielfältigen Funktionen der Ökosysteme zu erhalten, den Teilnehmern die Bedeutung und die Gefährdung unserer natürlichen Lebensgrundlagen bewusst zu machen und eine breite Öffentlichkeit zu einem naturverträglichen Umgang mit den natürlichen Ressourcen zu bewegen. Bereits seit 2010 kooperieren das DBU Naturerbe und das Bergwaldprojekt erfolgreich miteinander. Bislang haben rund 600 Freiwillige auf den DBU-Naturerbeflächen Naturschutzarbeit geleistet. Wer Interesse hat, selbst an einem Einsatz teilzunehmen, findet weitere Informationen unter www.bergwaldprojekt.de

Eine einmalige Chance für den heimischen Naturschutz

Deutschland trägt für seine vielfältigen Landschaften mit ihren Tier- und Pflanzenarten, seinem Nationalen Naturerbe, eine besondere Verantwortung. Um dieses Erbe zu bewahren, übergibt die Bundesregierung bis zu 156.000 Hektar national bedeutsame Flächen, bei denen es sich überwiegend um ehemalige Militärübungsplätze handelt, an verschiedene Träger. Die gemeinnützige Naturerbe-Tochter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), hat die Verantwortung für 70 solcher großräumigen Liegenschaften – rund 69.000 Hektar in neun Bundesländern – übernommen und wird diese langfristig für den Naturschutz sichern.