07.03.2018 | Jagd ist notwendig, reicht allein aber nicht

Vorsorge Afrikanische Schweinepest: Revierübergreifende Jagden auf DBU-Naturerbefläche Pöllwitzer Wald

Wildschweine © Andreas Lettow/piclease
Schnauze an Schnauze. Die Afrikanische Schweinepest kann direkt von Tier zu Tier, aber auch über virusbehaftete Kleidung und Gegenstände indirekt übertragen werden. Einen zugelassenen Impfstoff gibt es nicht. Noch ist die Seuche in Deutschland nicht nachgewiesen worden. Vorsorge trifft das DBU Naturerbe dennoch bereits seit mehreren Jahren.
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Langenwetzendorf. „Der aktuelle Seuchenverlauf der Afrikanischen Schweinepest in Europa und das daraus erfolgende Risiko für Deutschland machen es notwendig, dass wir auf unseren Flächen des Nationalen Naturerbes entsprechend reagieren“, sagt Prof. Dr. Werner Wahmhoff, stellvertretender Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und Fachlicher Leiter des DBU Naturerbes. Auf mehreren revierübergreifenden Jagden wurden auf der Naturerbefläche Pöllwitzer Wald und in angrenzenden Jagdbezirken Wildschweine bejagt. „Es muss aber mehr getan werden, um die Viruserkrankung, an der Haus- und Wildschweine erkranken können, gar nicht erst einzuschleppen“, so Wahmhoff und verweist auf die seit 2014 geltenden Handlungshinweise zur Afrikanischen Schweinepest (ASP). Bestandteil dieser Hinweise sind spezielle Jagdregelungen aber auch Hygienevorschriften. So ist etwa das Wegwerfen von Speiseabfällen strikt verboten – eines der größten Risiken zur Einschleppung der Seuche nach Deutschland.

Umgang mit Afrikanischer Schweinepest auf DBU-Naturerbeflächen

„Bereits 2013 hat das DBU Naturerbe die potenzielle Gefahr der Afrikanischen Schweinepest aus Polen und Weißrussland erkannt“, betont Dr. H. Otto Denstorf, Betriebsmanager beim DBU Naturerbe. „Daraufhin wurden in enger Abstimmung mit dem Friedrich-Löffler-Institut (FLI) und in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Sparte Bundesforst, die Handlungshinweise zum Umgang mit der Viruserkrankung auf DBU Naturerbe-Flächen 2014 in Kraft gesetzt.“ Seitdem werde auf den DBU-Naturerbeflächen noch intensiver der Dialog zwischen Jägern, Landwirten, Behörden und Naturschutzverbänden gefördert – zusammen mit der Aufklärung zur Afrikanischen Schweinepest.

Intensivierung der Jagd und spezielle Hygienemaßnahmen

„Als Folge der wissenschaftlichen Erkenntnisse wurden die Jagdstrategien kontinuierlich angepasst, der Umfang der Jagden nimmt zu, und die Freigaben bei Schwarzwild wurden erweitert“, so Denstorf. Auf der DBU-Naturerbefläche Pöllwitzer Wald finden bereits seit mehreren Jahren revierübergreifende Bewegungsjagden gemeinsam mit Vertretern der unterschiedlichen Interessensgruppen statt. Hierzu zählen insbesondere die Jägerinnen und Jäger der benachbarten Jagdbezirke, außerdem nahmen auch Jäger aus den von Wildschäden betroffenen Landwirtschaftsunternehmen teil. Darüber hinaus können Schwarzwild-Jagden auf der DBU-Naturerbefläche Pöllwitzer Wald das ganze Jahr über stattfinden. Als weiterer Anreiz werde das geschossene Schwarzwild sehr kostengünstig abgegeben. Die Jagdteilnehmden werden vorsorglich über die Seuche, die in Deutschland noch gar nicht nachgewiesen wurde, informiert und auf spezielle Hygienemaßnahmen hingewiesen. „Kein Betreten des Stalles mit Jagdkleidung, Jagdausrüstung oder Jagdhund, ist in diesem Zusammenhang eine ganz wichtige Vorbeugemaßnahme“, so der für die Naturerbefläche Pöllwitzer Wald im Bundesforstbetrieb Thüringen-Erzgegebirge zuständige Betriebsbereichsleiter Jörn Krüger. Die Krankheit könne über virusbehaftete Kleidung und Gegenstände sowie Ausscheidungen indirekt übertragen werden. Würde etwa ein Jäger mit einem infizierten Wildschwein in Kontakt kommen und ohne seine Kleidung zu wechseln in einen Schweinezuchtbetrieb gehen, wäre eine Übertragung möglich. Eine Prophylaxe durch Impfung der Schweine ist nach Angaben des FLI nicht möglich, da es keinen zugelassenen Impfstoff gibt.

Menschen vermutlich größte Gefahr für Einschleppung nach Deutschland

Das FLI warnt inzwischen vor einem hohen Risiko für eine Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest nach Deutschland. „Für Haus- und Wildschweine ist die Krankheit hochansteckend und endet meist nach kurzer Zeit tödlich. Menschen sind nicht gefährdet“, so Wahmhoff. ASP kann direkt von Tier zu Tier übertragen werden, also auch bei Kontakt beispielsweise zwischen infizierten Wildschweinen und Hausschweinen in Freilandhaltung. Doch auch durch verarbeitete infizierte Fleischprodukte zum Beispiel aus Osteuropa werden die Viren weiter verbreitet. „Vermutlich sind ungewollt wir Menschen die größte Gefahr für eine Einschleppung“, so Wahmhoff. Es reiche ein achtlos weggeworfenes Wurstbrot mit virulentem Fleisch aus Osteuropa, das ein hiesiges Wildschwein am Straßenrand verzehrt, um die Seuche nach Deutschland zu bringen. Daher ist es strikt verboten, Speiseabfälle auf den DBU-Naturerbeflächen wegzuwerfen.

DBU-Tochter stellt sich der besonderen Verantwortung und fördert den Dialog

„Wir stellen uns – sowohl was Vorsorge als auch mögliche Bekämpfung der Seuche angeht – der besonderen Verantwortung gegenüber der Allgemeinheit“, erklärt Wahmhoff. Darüber hinaus sei das DBU Naturerbe in einem ständigen Dialog mit benachbarten Jägern und Landwirten, um sie über das Wildtiermanagement mit Schwerpunkt Schwarzwild zu informieren. Die Bundesforstbetriebe seien in den Austausch als wichtige Multiplikatoren voll eingebunden. So führten Vertreter der DBU und des Bundesforstbetriebes Thüringen-Erzgebirge Ende Januar 2018 vor Ort ein Gespräch mit Vertretern der an die Naturerbefläche Pöllwitzer Wald angrenzenden Jagdbezirke und betroffenen Landwirten, um Absprachen zur intensiveren Schwarzwildbejagung zu treffen. Die Vertreter der umliegenden Jagdbezirke unterstrichen in diesem Gespräch die gute und enge Zusammenarbeit mit dem Bundesforstbetrieb in der Jagdausübung und ihr Bestreben, auch weiter – gerade bei den revierübergreifenden Bewegungsjagden auf Schwarzwild – mit ihm zu kooperieren.

Bundesweit auf 69.000 Hektar Fläche vielfältige Lebensräume bewahren

Die DBU-Tochter versteht sich als Treuhänderin des Nationalen Naturerbes für nachfolgende Generationen. Auf den insgesamt rund 69.000 Hektar – größtenteils ehemalige Militärflächen – sollen offene Lebensräume mit seltenen Tier- und Pflanzenarten durch Pflege bewahrt, Wälder möglichst ohne menschlichen Eingriff ihrer natürlichen Entwicklung überlassen, artenarme Forste zu naturnahen Wäldern umgewandelt und Feuchtgebiete sowie Gewässer ökologisch aufgewertet oder erhalten werden.