04.12.2018 | „Weltbodentag“: Entsiegelte Flächen im DBU Naturerbe

Raum für mehr Natur: Stiftungstochter baut Gebäude im Nationalen Naturerbe zurück

Rückbau Fahrzeughallen Roßlauer Elbauen © Florian Bittner
Der Rückbau der Fahrzeughallen auf der DBU-Naturerbefläche Roßlauer Elbauen stand 2015 auf dem Programm. Neun Fahrzeughallen wurden abgerissen, zwei Bunker als Fledermausquartiere hergerichtet. Ein Teich (nicht im Bild) wurde als Lebensraum für Amphibien saniert.
Download
Rückbau Mellrichstadt © Bundesforst
Bereits 2015 hat das DBU Naturerbe drei Übungshäuser, eine stillgelegte Panzerwaschanlage, das dazugehörige Pumpenhaus sowie einen unterirdischen Tank auf der DBU-Naturerbefläche Mellrichstadt zurückbauen lassen.
Download
Rückbau Dammer Berge © Bundesforst/DBU
Auf der DBU-Naturerbefläche Dammer Berge in Niedersachsen läuft zur Zeit der Rückbau von 12 Objekten.
Download

Osnabrück. Wachsende Siedlungen, Straßenbau, neue Gewerbezentren – jeden Tag werden laut Umweltbundesamt rund 62 Hektar Land versiegelt. Das entspricht einer bebauten Fläche von knapp 90 Fußballfeldern. „Der Verlust an natürlichem Boden führt zu einer Verinselung von Landschaften und Lebensräumen. Und das hat negative Auswirkungen auch auf die Artenvielfalt“, betont Prof. Dr. Werner Wahmhoff, Fachlicher Leiter des DBU Naturerbes, anlässlich des Internationalen Tag des Bodens am 5. Dezember. Das gemeinnützige Tochterunternehmen der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geht den umgekehrten Weg: „Seit einigen Jahren bauen wir Gebäude oder auch Straßen auf unseren Naturschutzflächen zurück und erweitern so den Lebensraum für heimische Tier- und Pflanzenarten“, erläutert Wahmhoff. Die DBU-Tochter baut schrittweise rund 862 Objekte auf 29 DBU-Naturerbeflächen zurück. Auf der DBU-Naturerbefläche Dammer Berge in Niedersachsen läuft zurzeit ein entsprechendes Vorhaben.

Böden als Lebensgrundlage und Schadstofffilter

Jede neue Baumaßnahme betreffe unmittelbar den Boden. Je nach Intensität der Versiegelung verliere er dabei komplett oder teilweise seine wertvollen Funktionen. „Böden bilden die Lebensgrundlage für Menschen, Tiere und Pflanzen. Sie filtern aber auch Schadstoffe und können dadurch bis zu einem gewissen Grad das Grundwasser schützen“, so Wahmhoff. Zudem speichern Böden Regenwasser und würden so helfen, Überschwemmung vorzubeugen.

Gebäude auf DBU-Naturerbeflächen stellen häufig Gefahrenzonen dar

Gebäude zurückzubauen sei nicht nur gut für die Natur, sondern auch für den Menschen. Über 90 Prozent der insgesamt 71 DBU-Naturerbeflächen waren in der Vergangenheit militärische Übungsplätze. Relikte dieser Zeit wie beispielsweise alte Kasernen oder ungenutzte Bunker sind bis heute sichtbar. „Die Gebäude stellen auf den DBU-Naturerbeflächen häufig Gefahrenzonen dar. Ohne Rückbau können wir die Bereiche für Besucher aus Sicherheitsgründen nicht öffnen“, weiß der Fachliche Leiter. „Wenn wir betroffene Bereiche unserer Liegenschaften erlebbar machen wollen, müssen wir die Verkehrssicherheit im Auge behalten.“

Rückbau auf der DBU-Naturerbefläche Dammer Berge

Ein aktuelles Rückbauvorhaben läuft bis voraussichtlich 2020 auf der DBU-Naturerbefläche Dammer Berge. Zwölf Objekte rund um eine ehemalige Luftwaffenmunitionsanstalt sind betroffen. Die einsturzgefährdeten Militärgebäude stammen zum Teil noch aus dem Zweiten Weltkrieg und wurden von der Bundeswehr bis in die 1990er Jahre als Gerätelager und Depot genutzt. Dazu gehören sechs verlassene Hallen, ein Wachgebäude, vier Kleingebäude und ein ausgemustertes Offiziersheim. „Drei Bauten sollen nicht abgerissen, sondern als Quartier für verschiedene Fledermausarten wie dem Großen Mausohr optimiert werden“, erläutert Wahmhoff. So seien beispielsweise Einflugöffnungen vorbereitet worden, die die Tiere auch schon angenommen hätten. Sobald der Rückbau auf der rund 143 Hektar großen DBU-Naturerbefläche abgeschlossen sei, könnte die DBU-Tochter dort Wege für Besucher planen.

DBU-Tochter verantwortlich für 71 Flächen mit 70.000 Hektar

Die Stiftungstochter ist im Rahmen des Nationalen Naturerbes verantwortlich für bundesweit 71 Flächen mit 70.000 Hektar in zehn Bundesländern. Die größtenteils ehemaligen Militärflächen sollen offene Lebensräume mit seltenen Tier- und Pflanzenarten durch Pflege bewahren, Wälder möglichst ohne menschlichen Eingriff ihrer natürlichen Entwicklung überlassen, artenarme Forste zu naturnahen Wäldern umwandeln und Feuchtgebiete sowie Gewässer ökologisch aufwerten oder erhalten.