19.02.2019 | Nicht „light“, Naturschutz „tight“: Alltag am Stegskopf

DBU-Tochter resümiert erste Erfolge und erklärt erneut weitere Schritte auf Naturerbefläche

DBU-Naturerbefläche Stegskopf © DBU/Wiener
Die mehr als 60-jährige militärische Nutzung als Schießplatz hat die DBU-Naturerbefläche Stegskopf geprägt. Zahlreiche Wald-und Offenlandlebensräume der früheren Hutelandschaft wechseln sich ab, dazu gehören auch Flachland-Mähwiesen.
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Liegenschaftskarte DBU-Naturerbefläche Stegskopf © Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Insgesamt hat die DBU-Naturerbefläche Stegskopf eine Größe von 1.882 ha.
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Emmerzhausen. „Wer meint, wir machen am Stegskopf ‚Naturschutz light‘, der kennt den Sachverhalt nicht oder berichtet unvollständig“, reagiert Josef Feldmann, Prokurist im DBU Naturerbe, der Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), auf Vorwürfe der Naturschutzinitiative (NI). Es sei wohl eher „Naturschutz tight“, so straff organisiert, wie das rund 25-köpfige Team in Osnabrück in Kooperation mit Experten vor Ort an Lösungen für die DBU-Naturerbefläche arbeite. Seitdem die DBU-Tochter vor eineinhalb Jahren die Verantwortung für die Fläche übernommen hat, hätten die Mitarbeiter mit zielorientierten Partnern vor Ort schon einiges auf die Beine gestellt.

Maßnahmen am Stegskopf: vom gepanzerten Traktor bis zur Bürgerinformation

Direkt nach der Übernahme montierten Mitarbeiter des Bundesforstbetriebes Rhein-Mosel Informationstafeln auf der Fläche. Im Mai 2018 hatte die DBU-Tochter zu einer Bürgerinformation eingeladen. Dort stellte die Geschäftsführung die geplante Sondierung von Wegen auf dem gesperrten Gelände vor. Die NI habe die Darstellungen der DBU über die weitere Entwicklung auf der Fläche mit keinem Wort kritisiert, weder in der Sitzung des Beirates, noch in der Bürgerversammlung. Im August mähte Landwirt Michael Buhl erstmals mit seinem gepanzerten Traktor 30 Hektar, darunter eine schützenswerte Trollblumenwiese. Im Oktober lief die Suche nach Restmunition auf Hochtouren. Inzwischen liegt die Entscheidung über die mögliche Freigabe einzelner Wege auf der kampfmittelbelasteten Fläche bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD).

Kontinuierlicher Dialog mit Experten vor Ort

„Die Naturschutzinitiative steht ziemlich alleine da, wenn sie sich nicht mitgenommen fühlt“, meint Feldmann. Informiert worden seien bei allen Aktionen die Verantwortlichen in den Ordnungsbehörden mit ihren Naturschutzbeiräten sowie über die Medien auch die Bevölkerung: Im vergangenen Jahr berichteten Fernsehen, Radio und Zeitungen über 110 Mal über die Stiftungstochter und den Stegskopf. „Wir sind im kontinuierlichen Dialog mit den Experten vor Ort, und die Kooperationen laufen gut“, stellt Feldmann klar und ergänzt: „Am besten klappt natürlich die Zusammenarbeit da, wo wir gemeinsam mit Partnern sachorientiert an Lösungen arbeiten wie etwa rund um die Mahd der Trollblumenwiese.“

DBU-Tochter ließ Wege sondieren und hofft auf Freigabe

Inzwischen habe die DBU-Tochter rund 170.000 Euro für die Sondierung der Wegeseitenränder aufgewandt, um die Öffnung einzelner Wege voranzutreiben. „Die Ergebnisse sind von unserer Seite ausgewertet und mit einer Gefährdungsabschätzung bei der ADD in Trier eingereicht. Damit haben wir unsererseits für die Wegefreigabe unter Sicherheitsaspekten alles unternommen“, erläutert Feldmann. Sobald die ADD die Freigabe erteile, werde die DBU-Tochter schnellstmöglich die nächste Bürgerinformation organisieren. Welche Wege dann freigegeben würden, hänge dann noch damit zusammen, was naturschutzfachlich vertretbar sei. Bevor die Ordnungsbehörde die Wege nicht freigebe, sei es schwierig, Ausnahmen vom Betretungsverbot zu erteilen. „Entweder sind die Flächen belastet und gefährlich für alle oder nicht. Hier gilt gleiches Recht für alle“, so Feldmann.

Exkursionen nach Wegefreigabe denkbar

Die Frage, ob Ranger zukünftig am Stegskopf eingesetzt werden sollten, sei offen. „Wir haben schon gute Erfahrungen sowohl mit ehrenamtlichen als auch mit kommunal angestellten Naturschutzwarten gesammelt“, so der Prokurist. Und dort, wo Wege freigegeben seien und naturschutzfachlich nichts dagegen spreche, könnten dann natürlich auch Exkursionen stattfinden.

DBU-Team arbeitet an über 40 Managementplänen

In den nächsten Jahren hätten die naturschutzfachlichen Ziele am Stegskopf für die DBU-Tochter oberste Priorität. Dabei müssten die Experten zunächst auf alte Kartierungen zurückgreifen. „Wir haben in den vergangenen zehn Jahren 71 Flächen mit 70.000 Hektar vom Bund übernommen, haben spezifische Leitbilder entwickelt und schreiben für jede Liegenschaft spezifische Managementpläne, die alle auf von uns beauftragten flächendeckenden Brutvogel- und Biotopkartierungen fußen“, erklärt Privatdozentin Dr. Heike Culmsee von der Naturerbe-Entwicklungsplanung. Dabei greife sie auf erstklassige Ingenieurbüros zurück, die vor allem auch ihr vollstes Vertrauen genießen würden. Das Osnabrücker Team arbeite zurzeit an über 40 Plänen mit Hochdruck. Natürlich stehe aber auch ohne einen Plan die Naturschutzarbeit nicht still. Dort, wo aus Vor-Ort-Kenntnissen und von den Flächenmanagern ein Handlungsbedarf gesehen werde, gebe das Team sein Bestes, um dringend notwendige Maßnahmen auch unmittelbar umzusetzen.

Monitoring auf DBU-Naturerbeflächen erwünscht

„Wo es möglich und sinnvoll ist, freuen wir uns über ehrenamtliches oder wissenschaftliches Monitoring“, so Culmsee. Inzwischen seien bereits mehr als 100 Anträge für ehrenamtliche Datenerhebungen oder Forschungsarbeiten für die DBU-Flächen bei ihr eingegangen. Nur drei habe sie bisher final ablehnen müssen. „Über das gewünschte Wildkatzenmonitoring können wir erst entscheiden, wenn wir die Freigabe für die Betretung der Fläche haben“, so Feldmann. Umso wichtiger sei es, dass DBU-Offenlandmanagerin Susanne Belting schnell Klarheit über die generelle Munitionsbelastung erhalte. Dafür seien die Untersuchungen auf den 14 angelegten Testfeldern durchgeführt worden. „Wir haben schon eine Liste mit potenziellen Pächtern, die sich für die Natur am Stegskopf einsetzen wollen, um die notwendigen Arbeiten durchzuführen“, erklärt Belting. Es sei aber klar, dass die DBU-Tochter nicht überall die teure, gepanzerte Technik einsetzen könne.

DBU-Tochter wartet Planungsprozesse des Gemeinderates ab

Wie eine Nachnutzung für das angrenzende Kasernengelände aussehen könne, da sei der Gemeinderat gefragt. Die DBU-Tochter habe sich mit Rücksicht auf die Gemeinde bereit erklärt, deren Planungsprozesse abzuwarten. Wenn die Kommune in den nächsten Jahren keine Nachnutzung ins Auge fasse, werde das DBU Naturerbe die Flächen im unveränderten Zustand übernehmen.