01.04.2019 | Wenn Naturschutz unter die Räder kommt

Rückbau illegaler Radstrecke auf DBU-Naturerbefläche Tennenlohe für den Naturschutz

Naturerbefläche Tennenlohe © DBU Naturerbe GmbH / Norbert Rosing
Die DBU-Naturerbefläche Tennenlohe bietet zahlreichen Tier- und Pflanzenarten vielfältige Strukturen und Lebensräume, die Naturbegeisterte von einem ausgedehnten Wegenetz erleben können.
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Mountainbike im Wald © pixelfreund - stock.adobe.com
Was in einigen Wäldern erlaubt ist, ist auf der munitionsbelasteten DBU-Naturerbefläche Tennenlohe verboten und gefährlich: Das Radfahren im Wald zerstört wertvollen Naturraum.

Tennenlohe. Eine schmale Fahrbahn führt mitten im Wald entlang von Steilkurven und tiefen Ausgrabungen im Boden hin zu einer mit Baumstämmen gestützten Sprungschanze – ein Abenteuerspielplatz für Mountainbiker mitten auf der DBU-Naturerbefläche Tennenlohe. Ein Besucher hatte die illegale Downhill-Strecke entdeckt und gemeldet. Die Polizei reagierte prompt und konnte einen Fahrer stellen. „Wer diese munitionsbelastete Piste runterfährt, hat die Gefahr für sich selbst nicht im Blick und lässt wertvolle Natur unter die Räder kommen“, erklärt Josef Feldmann, Prokurist des Tochterunternehmens der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), des DBU Naturerbes. Mithilfe des Bundesforstbetriebes Reußenberg wird die Eigentümerin die illegale Strecke nun zurückbauen. Materieller Schaden: rund 12.000 Euro.

Verbotene Radstrecke im Naturschutzgebiet

„Eine solche munitionsbelastete Fläche ist nicht der richtige Ort für Mensch und Sport, denn diese stören etwa die seltenen Bodenbrüter, die wir schützen“, erklärt Feldmann. Die DBU-Tochter hat Anzeige bei der Polizei erstattet. Dem Tatverdächtigen drohen aufgrund zahlreicher Rechtsvergehen nun Bußgelder. Der ehemalige Truppenübungsplatz ist munitionsbelastet und darf nach geltendem Recht nur auf gekennzeichneten Wegen betreten werden. Sprungschanze und befestigte Fahrbahn, das Fällen von Bäumen sowie Anlegen tiefer Ausbuchtungen im Boden sind Ordnungswidrigkeiten, die wertvollen Naturraum zerstören. „Wir werden die Natur zwischen der Straßenecke Turmweg und Heuweg nun wiederherstellen. Das wird aber nicht ganz einfach“, weiß Christian Stoewer, DBU-Koordinator beim Bundesforstbetrieb Reußenberg. Zunächst müsse die Strecke auf Kampfmittel sondiert und gegebenenfalls beräumt werden. Erst dann könnten Forstwirte sicher zurückbauen. Mit den entstandenen Naturschäden durch gefällte Bäume und beschädigte Wurzeln rechnet die DBU-Tochter mit Kosten von rund 12.000 Euro.

Sichere Besucherlenkung durch gezielte Wegeführung

Nach einer forstwirtschaftlichen Nutzung wurde die rund 440 Hektar große heutige DBU-Naturerbefläche Tennenlohe bis 1994 von amerikanischen Truppen als Übungsplatz genutzt. Da weiterhin scharfe Munition im Boden vermutet wird, bedarf es einer Besucherlenkung, die Interessierte gefahrlos und gezielt durch das Gelände führt. Nach aufwändiger Sondierung der Wege habe die DBU-Tochter die Besucherlenkung im Rahmen des Naturerbe-Entwicklungsplanes festgelegt und dabei örtliche Interessen ebenso berücksichtigt wie eigene Naturschutzziele.

Ausgedehntes Wegenetz eröffnet Blick in verschiedene Lebensräume

Als Teilfläche im größten Naturschutzgebiet Bayerns bietet die DBU-Naturerbefläche Tennenlohe vielfältige Strukturen und Lebensräume für mehr als 1.800 Tier- und Pflanzenarten, darunter 350 seltene und streng geschützte. Von zahlreichen Wegen, die das Gebiet durchqueren, können Besucher einen Blick in die Fläche werfen: das rund 100 Hektar große Offenland ist umzäunt, da Pferde und Ziegen die wertvollen Sandmagerrasen und Heiden mit Beweidung pflegen. Die überwiegend lichten kieferndominierten Wälder bieten einen Lebensraum für den Ziegenmelker. Im Gründlacher Moor findet die gefährdete Gelbbauchunke geeignete Rückzugsorte. „Unsere Naturerbeflächen sind offen für Naturbegeisterte, doch aktive Extremsportler, die rücksichtlos die Lebensräume von hier heimischen Tier- und Pflanzenarten missachten, sind unerwünscht“, verdeutlicht Feldmann.

Kontrollen auf DBU-Fläche vorgesehen

Der Besucherdruck auf den Wald werde größer, so Stoewer. Zunehmend kämen Wanderer, Radfahrer, aber auch Mountainbiker, BMX-Fahrer oder Geocacher. „Leider kommen wir um die Kontrollen zurzeit nicht herum. Wir freuen uns über die Unterstützung der Behörden“, betont Feldmann. Die Fläche werde regelmäßig von der Ordnungsbehörde des Landratsamtes und der Unteren Naturschutzbehörde Erlangen-Höchstadt, dem Landschaftspflegeverband Mittelfranken, dem Bundesforstbetrieb Reußenberg sowie der Polizeiinspektion Erlangen-Land kontrolliert.

Ansprechpartner bei Fragen zur DBU-Naturerbefläche: Christian Stoewer, Tel. 09732|78313-0

Bundesforstbetrieb Reußenberg