24.07.2019 | Küstenheiden-Eigentümerin stellt Managementplan vor

DBU Naturerbe erläutert geplante Maßnahmen der kommenden zehn Jahre

Naturerbe-Entwicklungsplan Cuxhavener Küstenheiden © Buterus/DBU
DBU-Projektleiterin PD Dr. Heike Culmsee und DBU-Feuchtgebietsmanager Dr. Uwe Fuellhaas begutachten die Karten im 165-seitigen Naturerbe-Entwicklungsplan für die Cuxhavener Küstenheiden.
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Wisente © Tillmann/DBU
In mehreren Großgattern weiden das ganze Jahr über Wisente, Konik-Pferde und Heckrinder in ihren Herden. Dadurch pflegen sie die Heidelandschaft als Lebensraum für seltene Arten.
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Cuxhaven. Wer die DBU-Naturerbefläche Cuxhavener Küstenheiden besucht, spaziert vorbei an insgesamt rund 500 Hektar (ha) Weidefläche für Schafe, Konik-Pferde und Heckrinder, die die Besenheide und den wertvollen, weil seltenen Borstgrasrasen kurz halten. Im Norden der insgesamt rund 1.450 ha großen Fläche fressen Wisente Rinde und Blätter der störenden fremdländischen Spätblühenden Traubenkirsche. Was aber nicht direkt auffällt: Um den Wald zu durchmischen, hat das Tochterunternehmen der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), das DBU Naturerbe, im vergangenen Jahr 114.500 junge Buchen gepflanzt. Warum diese Maßnahme wichtig war, und was die Eigentümerin naturschutzfachlich mit dem ehemaligen Truppenübungsplatz vorhat – das lässt sich ab sofort im Naturerbe-Entwicklungsplan für die DBU-Naturerbefläche Cuxhavener Küstenheiden nachlesen. „Damit steht der Fahrplan für die Maßnahmenumsetzungen der kommenden zehn Jahre“, freut sich die Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe, Susanne Belting.

Auf 275 Hektar junge Buchen untergepflanzt

Im Wald stehen die Zeichen auf Veränderung: „Es gibt hier Bestände, da findet man keinen einzigen heimischen Baum – nur Schwarzkiefern, Japanlärchen oder die Traubenkirsche“, weiß PD Dr. Heike Culmsee. Die DBU Naturerbe-Projektleiterin hat in den vergangenen Monaten gemeinsam mit ihrem Team und dem Bundesforstbetrieb Niedersachsen den 165-seitigen Plan entwickelt. Ziel sei es, einen naturnahen Laubmischwald mit standortheimischen Bäumen zu entwickeln, um diesen dann sich selbst zu überlassen. Doch wo kein Samenspender, da kein Laubbaum. „Mit Mitteln der Stiftung ‚Wald in Not‘ konnten wir anders als sonst bei uns üblich auf rund 275 ha junge Buchen unterpflanzen, die den Waldumwandlungsprozess deutlich verkürzen können. Und so wie es aussieht haben sie die Trockenheit im vergangenen Jahr ganz gut überstanden“, erklärt Culmsee und schaut auf die Waldentwicklungskarte im Plan. Bislang seien nur rund 74 ha schon so weit, dass sie dauerhaft aus der Nutzung gehen könnten.

Eichenkrattwälder erhalten und stufige Waldränder schaffen

Dauerhaft erhalten und pflegen will die Eigentümerin hingegen die seltenen Eichenkrattwälder. Die korkenzieherartig gewachsenen Bäume gehörten zu einer ehemaligen Waldweide. „Wir planen auch breit angelegte stufige Übergänge vom Wald zum Offenland, die wir dauerhaft pflegen wollen. Solche Waldränder sind in den heutigen Wirtschaftswäldern so selten geworden wie die Vögel, die diesen Lebensraum lieben“, so Culmsee. Neben der flächendeckenden Biotoptypenkartierung hatte die Eigentümerin auch eine Brutvogelzählung als Grundlage für die Planung in Auftrag gegeben. Gerade in den offenen Bereichen, in denen aber Büsche und Sträucher wachsen, sei die Artenvielfalt hoch. Seltene Vögel wie der Neuntöter, der Baumpieper oder der Ziegenmelker hatten die Experten nachgewiesen. „Im Offenland ist es uns in den kommenden Jahren wichtig, ein ausgewogenes Flächenverhältnis von Heide- und Borstgrasrasen sicherzustellen“, erklärt die Botanikerin. Die höchste Artenvielfalt von Rote-Liste-Pflanzenarten kommt in den Cuxhavener Küstenheiden aber in den Feuchtgebieten vor, speziell im Holtersteertmoor. Seltene Gewächse wie Lungenenzian, Sumpfbärlapp und Sonnentau wachsen dort. „Um den für die Pflanzen wichtigen Rohboden zu erhalten, werden wir regelmäßig mit einem Bagger Erde abschieben und so offenlegen. Zudem planen wir, auch auf den Weideflächen zahlreiche zusätzliche Tümpel anzulegen, die etwa für den Urzeitkrebs oder die Große Mossjungfer als Libellenart wichtig sind“, erläuterte Culmsee.

Dokument dient auch als Natura 2000-Managementplan

Für Revierleiter Henning Wehebrink vom Bundesforstbetrieb Niedersachsen beschreibt der Plan nun den Handlungsrahmen der nächsten zehn Jahre. Er dient zugleich aber auch als „Natura 2000-Managementplan“ für die Lebensraumtypen der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. Für seine Erstellung haben Experten flächendeckend ökologische und forstliche Daten erhoben und naturschutzfachlich bewertet. „Allen Beteiligten vom Land Niedersachsen, der Unteren Naturschutzbehörde Cuxhaven, dem Niederländischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz und dem Landesumweltministerium möchte ich für den konstruktiven Abstimmungsprozess danken“, sagte Culmsee.

Ansprechpartner bei Fragen zur Fläche: Henning Wehebrink, Tel. 04723|713590

Bundesforstbetrieb Niedersachsen