07.11.2019 | Inseln im Wald: Lebensraum für Brutvögel im DBU Naturerbe

34 Brutvogelarten im Pöllwitzer Wald kartiert – Extremwetterereignisse schafften neue Strukturen

Neuntöter © Axel Schonert
Der Neuntöter findet in den halboffenen Landschaften auf der DBU-Naturerbefläche Pöllwitzer Wald geeignete Lebensräume.
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Lichtung Pöllwitzer Wald © F. Strigl
Inseln im Wald: Durch Stürme und Borkenkäferbefall sind viele lichte Flächen mit naturnahen Übergängen zwischen Wald und Offenland entstanden.
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Raufußkauz © Jasper Wehrmann
Die Höhlen in den weitläufigen Buchenwaldbeständen bieten dem Raufußkauz wichtige Nistplätze.
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DBU-Naturerbefläche Pöllwitzer Wald © Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Die DBU-Naturerbefläche Pöllwitzer Wald umfasst rund 1893 Hektar.
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Zeulenroda-Triebes. Wie kleine Oasen wirken Borstgrasrasen und Zwergstrauchheiden auf der ansonsten waldbedeckten DBU-Naturerbefläche Pöllwitzer Wald. „Durch Stürme und Borkenkäferbefall sind viele lichte Flächen entstanden. Diese Inseln im Wald sind neuer Lebensraum für Turteltauben, Baumpieper und Neuntöter, die genau solche Strukturen zwischen Wald und Offenland benötigen“, erklärt Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU-Naturerbe, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Eine Revierkartierung konnte 2018 34 Brutvogelarten von besonderer Bedeutung auf der Fläche nachweisen. 15 davon stünden auf der Vorwarnliste oder der Roten-Liste gefährdeter Tierarten Deutschlands und Thüringens, neun würden nach der Europäischen Vogelschutzrichtlinie geschützt. Aber auch Höhlenbrüter wie der Raufußkauz wurden in den kleinflächigen und altholzreichen Buchenwaldbeständen entdeckt. In dem weitläufigen Nadelwaldgebiet bieten sie Höhlenbrütern wichtige Nistplätze.

Extremwetterereignisse schafften neue Lebensräume

„Obwohl das Untersuchungsgebiet im Pöllwitzer Wald zu 90 Prozent von Wald bedeckt ist, ist es bemerkenswert, dass bei der Kartierung auch Brutvogelarten der halboffenen Landschaft wie der Neuntöter gefunden wurden. In der heutigen Kulturlandschaft werden diese Arten immer seltener“, sagt Tobias Leikauf vom Monitoring im DBU Naturerbe, der die Brutvogelkartierung betreute. Stürme sowie der Befall vieler Fichten mit Borkenkäfern schafften zahlreiche Lichtungen. In diesen unterschiedlichen Strukturen fänden der Neuntöter, aber auch die Goldammer sonnige Bodenstellen mit einem ausreichenden Nahrungsangebot an Insekten sowie Sträuchern, jungen Bäumen und einer dichten Krautschicht, unter denen sie geschützt ihre Nester errichten können.

Natürliche Wald-Offenland-Übergänge als Beitrag zur biologischen Vielfalt

Komplexe Strukturen mit naturnahen Übergängen zwischen dichten Nadelholzwäldern und lichten Flächen seien in Wirtschaftswäldern selten geworden. Dabei würden sie doch vielen Vogelarten, Kleintieren und Insekten wertvollen Lebensraum bieten und wichtigen Beitrag zur biologischen Vielfalt leisten. Der naturschutzfachlichen Herausforderung komme das DBU Naturerbe durch Waldumbau vom monotonen Nadelwald zum naturnahen Laubmischwald nach. Außerdem leiste das kürzlich abgeschlossene, durch den Freistaat Thüringen und die Europäische Union finanzierte Projekt „Zwergstrauchheiden Pöllwitzer Wald“ der Naturforschenden Gesellschaft Altenburg (NfGA) einen wichtigen Beitrag. In dem jetzt veröffentlichten Beitrag „Wertgebende Brutvogelarten der DBU-Naturerbefläche Pöllwitzer Wald“ in der Publikationsreihe Mauritana der NfGA verdeutlichen die Autoren aus dem DBU Naturerbe sowie von RANA – Büro für Ökologie und Naturschutz Frank Meyer (Halle/Saale) die Bedeutung der Offenlandbiotope inmitten eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Thüringens für den Artenschutz. Band 36 der Mauritiana kann ab Anfang November über die NFGA per Mail an info@nfga.de bezogen werden.

Naturforschenden Gesellschaft Altenburg