22.12.2020 | Wenn altes Kloster-Holz zum Wildbienenhaus wird

Langzeitarbeitslose im Einsatz für Artenschutz – DBU-Kooperation mit Denkmalpflege-Werkhof Steinfurt

Jahresgabe DBU  2020 © Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Weihnachts-Tradition: Seit ihrer Gründung bedankt sich die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) für ehrenamtliches Engagement mit einem kleinen Geschenk am Jahresende. Nachhaltigkeit steht dabei im Vordergrund – dieses Jahr Streuobst-Saft, Glas-Trinkhalme und ein Wildbienenhaus aus altem Scheunen-Holz im Kloster Bentlage und alles in Zusammenarbeit mit dem Denkmalpflege-Werkhof Steinfurt, der sich um Langzeitarbeitslose kümmert.
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Blattschneiderbiene © Wolfgang Schruf/piclease
Schlüsselfunktion im Ökosystem: Wildbienen (hier die Blattschneiderbiene) sind für die Menschen lebensnotwendig. Denn 80 Prozent unserer Pflanzen sind auf die Bestäubung durch Bienen angewiesen. Allerdings: Allein in Deutschland steht mehr als die Hälfte der hier vorkommenden 500 bis 600 Wildbienenarten auf der Roten Liste gefährdeter Arten.
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Osnabrück. Seit Gründung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) vor nunmehr fast 30 Jahren ist das Versenden einer Jahresgabe zur weihnachtlichen Tradition geworden – als Anerkennung für all diejenigen, die die Arbeit der DBU mit ehrenamtlichem Engagement unterstützt haben. „Unser Anliegen ist dabei, Nachhaltigkeit zu verschenken“, sagt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. Dieses Jahr sogar im doppelten sozial-ökologischen Sinn: Neben Saft aus Früchten einer regionalen Streuobstwiese und Glas-Strohhalmen ist ein Wildbienenhaus aus altem Kloster-Holz Teil des Pakets – alles in Zusammenarbeit mit dem Denkmalpflege-Werkhof Steinfurt, der unter anderem Langzeitarbeitslosen neue Perspektiven eröffnet.

Neue Perspektiven für Langzeitarbeitslose

Die Einrichtung in der Bauerschaft Hollich im Landkreis Steinfurt steht vis-à-vis der Hollicher Windmühle, „wo in den 1980er-Jahren gewissermaßen die Geburtsstunde des Werkhofes“ war, berichtet Andreas Fischer. Der 55 Jahre alte Projekt- und Auftragskoordinator arbeitet seit rund 16 Jahren beim Denkmalpflege-Werkhof Steinfurt, kümmerte sich dieses Jahr auch um die DBU-Jahresgabe mit Birnensanddorn-Saft, Trinkhalmen aus Glas und Wildbienenhaus. Derzeit, so Fischer, verfüge der Werkhof über 44 Stellen für Langzeitarbeitslose. Zu deren wichtigsten Aufgaben zählt, intakte historische Baustoffe aus Sanierungen und Abbrüchen zu bergen, um sie später etwa für die Restaurierung anderer Gebäude oder Baudenkmäler zu nutzen – „von Fliesen und Türen über Klinker und Sandsteine bis hin zu Eichenbalken und gusseisernen Fenstern“, so Fischer.

Neue Verwendung des Stirnholz-Parketts

Ein solches Objekt sei das Kloster Bentlage nördlich von Rheine gewesen. „Das Stirnholz-Parkett musste teilweise raus, um den Boden in der Scheune zu erneuern“, berichtet Fischer. „Und daraus haben wir die Front der Wildbienenhäuser mit den verschieden großen Löchern für die Wildbienen hergestellt.“ Der Rest der Wildbienenhäuser wie auch das Material der Holzkiste, in der das DBU-Weihnachtsgeschenk verpackt wurde, stamme aus hitzebehandeltem, schadstofffreiem Palettenholz. „Es hat große Freude gemacht, die Reaktion unserer Mitarbeitenden zu sehen. Alle waren motiviert, haben Vorschläge gemacht.“ Alles übrigens unter fachlicher Anleitung von Festangestellten des Werkhofes.

Kein Kontakt zwischen zwei Wildbienen-Generationen

Denn zum Bau eines Wildbienenhauses müssen gewisse Kriterien erfüllt sein: Altes Hartholz von Esche, Eiche und Buche ist besonders geeignet, und das Bohren der Löcher bedarf einer beinahe ausgeklügelten Fingerfertigkeit. Denn die Wildbienen, die anders als Honigbienen solitär und also nicht in einem Bienenstaat leben, sind je nach ihrer sogenannten Gangweite ziemlich wählerisch. So hat die von der Roten Mauerbiene bevorzugte Bohrweite einen Durchmesser von sieben Millimeter, wohingegen man die etwas größere Gehörnte Mauerbiene mit einem optimalen Durchmesser von acht Millimetern anlockt. Anschließend wiederholt sich das Naturschauspiel Jahr um Jahr: Die Weibchen bauen ihre Nester allein, und in ihrem recht kurzen vier- bis achtwöchigen Leben versorgen sie 4 bis 30 Brutzellen – stets nach dem gleichen Prinzip: Pollen und Nektar dienen als Larvenproviant, das Ei wird meistens auf den Futtervorrat abgelegt, danach die Brutzelle unter anderem mit eigenem Speichel zugekittet. Gewöhnlich stirbt das Weibchen, bevor die Nachkommenschaft voll entwickelt ist – zwischen zwei Generationen gibt es also keinen Kontakt.

Wildbienen auf der Roten Liste gefährdeter Arten

Von den weltweit rund 30.000 Wildbienenarten schwirren zwischen 500 und 600 in Deutschland umher. Nicht allen geht es gut. Im Gegenteil: Unter anderem wegen der Versiegelung von Grünflächen oder aufgrund übermäßiger Anwendung von Pflanzenschutzmitteln stehen hierzulande mehr als die Hälfte auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Für den Menschen hätte ein Verlust dramatische Folgen. DBU-Generalsekretär Alexander Bonde: „Wir müssen uns immer wieder klarmachen, dass Bienen für uns lebensnotwendig sind. Denn 80 Prozent unserer Pflanzen sind auf deren Bestäubung angewiesen. Die Wildbienen haben in unseren Ökosystemen als Blütenbestäuber eine Schlüsselfunktion.“

„Für den Erhalt der biologischen Vielfalt begeistern“

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt verbinde daher mit dem diesjährigen Weihnachtsgeschenk auch die Botschaft, „sich für den Erhalt der biologischen Vielfalt zu begeistern“. Bonde weiter: „Streuobstwiesen und Nisthilfen wie Wildbienenhäuser können dazu einen wichtigen Beitrag leisten.“

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