20.06.2022 | Folge des Klimawandels: Fichten am Lauterberg kranken weiter

Zum Schutz der angrenzenden Wälder lässt DBU Naturerbe rund zwei Hektar Borkenkäferholz entnehmen

Baumrinde einer Fichte © Bundesforstbetrieb Reußenberg
Der Borkenkäfer greift Fichten an, da er als Rindenbrüter seine Eier dort ablegt und sich vom Bast ernährt. Die Folge ist ein oft massenhaftes Absterben der befallenen Nadelbäume. Innerhalb kurzer Zeit können neue Käfergenerationen weitere Fichtenbestände befallen. Zum Schutz umliegender Wälder müssen befallene Bäume möglichst bevor die Larven schlüpfen aus dem Wald geholt werden.
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Borkenkäfer Lauterberg © Jens-Eckhard Meyer/ Bundesforst
Auf der DBU-Naturerbefläche Lauterberg ließ der Bundesforstbetrieb Reußenberg Fichten fällen, die von Borkenkäfern befallen waren.
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Coburg. Nach den Trockenjahren 2018 bis 2020 und einer großflächigen Borkenkäferbekämpfung im vergangenen Jahr geht das Fichtensterben auf der DBU-Naturerbefläche Lauterberg weiter: Auf rund zwei Hektar (ha) hat der Fichtenborkenkäfer, auch Buchdrucker genannt, wieder gebrütet und lässt die von der Dürre geschwächten Nadelhölzer absterben. „Damit der Käfer sich nicht weiter ausbreiten kann, haben wir mit einer speziellen Forstmaschine kranke und sterbende Fichten auf großer Fläche gefällt und sie aus dem Wald gebracht. Die Maßnahme war zum Schutz der benachbarten Wälder notwendig“, sagt Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe, einer gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).

Schutz benachbarter Wälder

Seit 2010 ist die DBU Naturerbe Eigentümerin der rund 187 Hektar großen DBU-Naturerbefläche. Jahrzehntelang nutzte das Militär den Lauterberg als Übungsgelände, heute ist er als Teil des Nationalen Naturerbes dem Naturschutz gewidmet. „Auf unseren 71 DBU-Naturerbeflächen in zehn Bundesländern wollen wir artenarme Nadelholzbestände zu naturnahen Laubmischwäldern entwickeln, indem wir beispielsweise in einem monotonen Forst Lichtkegel schlagen und die Naturverjüngung möglichst von Laubbäumen fördern. Am Lauterberg mussten wir jetzt noch einmal von unserem normalen Vorgehen abweichen und stärker eingreifen, weil wir mit den anstehenden Forstarbeiten der gesetzlich geforderten Bekämpfung des Fichtenborkenkäfers nachkommen“, so Belting. Von der DBU-Naturerbefläche soll kein Schaden für Flächen Dritter ausgehen, denn der Borkenkäfer kenne keine Eigentumsgrenzen. „Wenn wir die befallenen Bäume einfach stehen lassen würden, könnten sich die Käfer ungestört weiter ausbreiten“, so die Fachliche Leiterin. Das DBU Naturerbe sei sich der Verantwortung als Flächeneigentümerin bewusst und nehme Rücksicht auf die benachbarten Waldbesitzer – egal ob Wirtschaftswald oder Naturschutzgebiet.

Borkenkäferbefall – DBU Naturerbe entnimmt geschwächte Fichten 

Das DBU Naturerbe verzichtet auf seinen Flächen grundsätzlich auf chemische Bekämpfung des Borkenkäfers. „Die Maßnahmen waren rein mechanisch: In unserem Auftrag hat der Bundesforstbetrieb Reußenberg vergangene Woche die kranken Fichten gefällt“, so Belting. Doch trotz des starken Eingriffs haben die Förster darauf geachtet, einzelne Gehölze ohne Nadeln und Rinde als Totholz stehen zu lassen. Von ihnen gehe keine Infektionsgefahr mehr aus. Das Totholz biete zahlreichen Vogel- und Insektenarten sowie Pilzen eine Nahrungsquelle und einen wertvollen Lebensraum. Beim Zerfall des Holzes entstehe zudem Humus – eine Starthilfe für eine neue Waldgeneration. „Der Klimawandel hinterlässt seine Spuren: Bei großer Hitze und fehlendem Wasser stoßen die Abwehrkräfte vieler gestresster Bäume an ihre Grenzen. Selbst ein einzelnes niederschlagsreiches Jahr wie 2021 vermag daran erst einmal wenig zu ändern. Der Borkenkäfer hat nun vor allem bei geschwächten Nadelhölzern ein leichtes Spiel“, erklärt Bundesforst-Koordinator Jürgen Köhler.

Junge Laubbäume kommen nach – eine Chance für resistenteren Laubmischwald

„Nach den Forstarbeiten wird die Landschaft hier deutlich verändert sein. Das mag zunächst merkwürdig aussehen. Es wachsen aber nach und nach junge Laubbäume nach – je nach Standort Eberesche, Eiche, Buche oder Ahorn“, so Köhler. Der Wald werde mit verschiedenen Baumarten stärker durchmischt und entwickle sich weg vom reinen Nadelwald. Dies sei eine Chance für einen besser gewappneten Laubmischwald, der dann langfristig sich selbst überlassen werden soll.