23.06.2022 | Ohne Pflege keine sichtbaren Feuersteinfelder

Maßnahmenpaket zur Erhaltung des seltenen Geotops auf DBU-Naturerbefläche Prora in Erprobung

Feuersteinfelder DBU-Naturerbefläche Prora © Bundesforstbetrieb Vorpommern-Strelitz
Auf ausgewählten Teilflächen wurden unterschiedliche Techniken angewendet, um die Feuersteinfelder auf der DBU-Naturerbefläche Prora von der Vegetationsdecke zu befreien.
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Feuersteinfelder DBU-Naturerbefläche Prora © DBU Naturerbe
Vor rund 4.000 Jahren entstand das an der Ostseeküste einmalige geologische Flächenmonument der Feuersteinfelder.
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Feuersteinfelder DBU-Naturerbefläche Prora © Bundesforstbetrieb Vorpommern-Strelitz
Ein Kleinbagger auf Gummikettenlaufwerk bearbeitete mit unterschiedlichen Anbaugeräten das Gelände. So fand auf Testfeld 2 eine rotierende Topfbürste Anwendung. Die Wirksamkeit wird in den Folgejahren beobachtet.
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Prora. Vor rund 4.000 Jahren entstand das an der Ostseeküste einmalige geologische Flächenmonument der Feuersteinfelder. Gewaltige Sturmfluten spülten seiner Zeit die Feuersteine an. Der ursprüngliche, nährstoff- und vegetationsarme Zustand ist Lebensraum geschützter Reptilien wie Schlingnatter und Kreuzotter sowie seltener Spinnen- und Laufkäferarten. Doch das „Steinerne Meer“ steht unter Vegetationsdruck: Laub- und Nadelstreu werden vom Wind auf die Steinlagen geweht und Birken- und Kiefernsamen keimen dann darin auf, Moose und Gräser verdecken die offenen Feuersteine. „Durch ein entsprechendes Maßnahmenpaket sollen sowohl das besondere Erscheinungsbild dieses europaweit bedeutsamen Geotops als auch der insbesondere für verschiedene Reptilienarten sehr wertvolle Lebensraum erhalten werden“, erklärt Dr. Jörg Tillmann, stellvertretender Fachlicher Leiter im DBU Naturerbe, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).

Maßnahmen zur Offenhaltung der Feuersteinfelder

Inselartig etablieren sich mehr und mehr Besenheide, Gräser und Moose, die teppichartig auf den Feuersteinen aufliegen. Ebenso keimen junge Kiefern und Birken. „Ohne aktive Gegenmaßnahmen ist absehbar, dass die offenen Feuersteinstrukturen in den nächsten Jahrzehnten vollständig unter einer Vegetationsdecke verschwinden“, betont Tillmann. In der Vergangenheit habe der Bundesforstbetrieb Vorpommern-Strelitz daher bereits den Kiefern- und Birkenmischbestand westlich der Feuersteinfelder regelmäßig gelichtet und aufwachsende Gehölze entnommen, damit sich weniger Samen der Bäume zwischen den Steinen verteilen. Außerdem entfernten Freiwillige vom Verein Bergwaldprojekt händisch den Bewuchs zwischen den Feuersteinen. „Ihr Projekteinsatz ist ein wichtiger Baustein, der aber nicht ausreicht, um den gewünschten Flächenfortschritt zu erreichen und so kommen wir nicht umhin, weitere Techniken zu erproben. Dabei darf aber die Lagerungsstruktur der bundesweit einmaligen Feuersteinfelder nicht verändert werden – eine große Herausforderung, sobald Technik im Einsatz ist“, erklärt Wolf Ulrich Menzel, DBU-Koordinator beim Bundesforstbetrieb.

Schonende Pflege: Erprobung verschiedener Techniken

In einem Pilotprojekt in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Vorpommern-Rügen wurden auf ausgewählten Teilflächen unterschiedliche Techniken angewendet, um die Feuersteinfelder von der Vegetation und Mullauflage zu befreien. „Gemeinsam mit dem Unternehmen R.-P. Meyer-Luhdorf Biotopmanagement haben wir mit einem Kleinbagger auf Gummikettenlaufwerk gearbeitet, an dessen hydraulischem Ausleger unterschiedliche Anbaugeräte montiert werden konnten“, erklärt Menzel. Neben Klemmzangengreifer, Rechen mit langen Zinken kam auch eine rotierende Topfbürste mit Drahtbürstenbestückung zum Einsatz. Bereits die erste Erprobung hat wesentliche Erkenntnisse über die Möglichkeiten der eingesetzten Technik gebracht. „Die Wirksamkeit werden wir nun in den Folgejahren beobachten und dokumentieren. Erst danach werden wir entscheiden, ob ein flächendeckender Einsatz sinnvoll und vor allem auch finanzierbar ist“, so Tillmann.

Maßnahmenpaket als Teil des umfassenden Naturerbe-Entwicklungsplans

2008 hat das DBU Naturerbe die rund 1.900 Hektar große DBU-Naturerbefläche Prora vom Bund übernommen und legte 2016 den ersten Naturerbe-Entwicklungsplan vor, den die DBU-Tochter als Flächeneigentümerin von insgesamt 71 Flächen erarbeitet hatte. Nach jahrzehntelanger militärischer Vergangenheit ist das Gebiet heute als Teil des Nationalen Naturerbes für den Naturschutz gesichert. „Mit dem Naturerbe-Entwicklungsplan haben wir ambitionierte Ziele zum Schutz offener Lebensräume festgelegt, die wir nun durch gezielte Pflegemaßnahmen Stück für Stück in die Tat umsetzen“, sagt Tillmann. Naturschutz bleibe dabei eine Gemeinschaftsaufgabe, bei der die Flächeneigentümerin, Kommunen, Kreise und das jeweilige Bundesland oder der Bund in unterschiedlichen Rollen gefragt sind. Neben der Pflege der Feuersteinfelder gehörte beispielsweise auch die abgeschlossene Ginstermahd auf der Halbinsel Buhlitz sowie die Mahd im Kalkflachmoor zu den Maßnahmen im Offenland, um die abwechslungsreichen Lebensräume der DBU-Naturerbefläche Prora für die Tier- und Pflanzenwelt zu erhalten und zu optimieren.