DBU aktuell Nr. 8 | 2015

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Sonnenuntergang hinter Windenergieanlagen © Imke Stuckmann
Erneuerbare Energien  © strom-report.de

1.) Windenergie – Vorteile, Einwände, Lösungsansätze

Die Windenergie kann viele gute Argumente auf sich vereinen: Sie sorgt nach Angaben des Bundesverbands WindEnergie für einen jährlichen Brutto­wertschöpfungseffekt von 14,5 Mrd. Euro und liefert 10 % des insgesamt benötigten Stroms in Deutschland. Nach Angaben des Bundes­wirtschaftsministeriums wurden im Jahr 2014 durch Stromerzeugung aus Windenergie ferner über 40 Mio. t CO2 eingespart. Im selben Jahr wurden 4,75 GW neue Anlagen an Land hinzugebaut. Laut einer EMNID-Umfrage begrüßen 92 % der Menschen in Deutschland den Ausbau der erneuerbaren Ener­gien (siehe auch Grafik). Dennoch werden vielerorts hitzige Debatten über die Windenergie geführt. Einer der vielfach erhobenen Einwände von Windkraftgegnern bezieht sich auf die Lärmbelästigung durch Wind­energieanlagen (WEA).

Nach einer im Juni 2014 vorgestellten, weltweit einzigartigen und von der DBU geförderten Studie von Umweltpsychologen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg empfanden die Anwohner eines Windparks im nieder­sächsischen Wilstedt den von dort erzeugten Schall mehrheitlich als nicht geräuschbelästigend und waren ihm gegenüber positiv eingestellt.

Zusammen mit dem Deutschen Windenergie-Institut (DEWI) hatten die Wissenschaftler die Wirkungen des Windparks über den Zeitraum von zwei Jahren unter stresspsychologischen und akustischen Blickwinkeln analysiert und auch bei einer Vergleichsstichprobe mit 13 anderen Windparks keinen Unterschied mit Blick auf die Durchschnittsbelästigung festgestellt. DBU-Referent Dirk Schötz konstatiert: »Die hier erhobenen Ergebnisse lassen sich auch auf andere Windparks übertragen.«
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Windenergieanlagen keine typischen Infraschallquellen
Oft wird auch Infraschall als Argument gegen Windenergieanlagen ins Feld geführt. Als solcher wird Schall bezeichnet, dessen Frequenz unterhalb von 20 Hz liegt und der auch von Windkraftanlagen emittiert werden kann. DBU-Experte Dirk Schötz sagt: »Derzeit liegen keine gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse vor, die belastbar eine negative Auswirkung des Infra­schalls von Windkraftanlagen auf Menschen belegen. Auch wenn Windkraftanlagen nicht als typische Infraschallquellen gelten, beobachten wir laufende Untersuchungen hierzu sehr aufmerksam, um frühzeitig mit Partnern nach geeigneten Lösungsansätzen suchen zu können.«

Das Umweltbundesamt hat vor Kurzem eine Studie in Auftrag gegeben, um die Auswirkungen von Infra- und tieffrequentem Schall auf den Menschen genauer zu untersuchen. Ferner führt die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg aktuell Infraschall-Messungen an Windkraftanlagen und anderen Quellen durch. Schließlich läuft in Dänemark eine weltweit einzigartige, groß angelegte Untersuchung zu möglichen Auswirkungen des Infraschalls auf den Menschen. Schötz empfiehlt, die Ergebnisse dieser Studien für eine abschließende Positionierung zu diesem Themenfeld abzuwarten.

Mediationsverfahren erfolgreich
Naturschützer monieren ferner, dass die Rotoren von Windenergieanlagen eine Gefahr für Vögel und andere Flugtiere darstellten und sie aus ihren natürlichen Lebensräumen vertrieben. Die DBU förderte dazu bereits in den Jahren 2010 bis 2012 eine modellhafte Untersuchung, die die Auswirkungen eines Repowerings von Windkraftanlagen auf die Vogelwelt am Beispiel der Hellwegbörde unter die Lupe genommen hat. Diese Studie kam unter anderem zu dem Fazit: Aus den durchgeführten Berechnungen lässt sich ableiten, dass ein Repowering in der Regel zu einer Verringerung der Kollisionsgefahr mit Vögeln führt. Allerdings wurden die Ergebnisse dieser Studie von Teilen der Fachwelt heftig kritisiert. Ein in diesem Konfliktfeld vom NRW-Umweltministerium initiiertes Mediationsverfahren zum Repowering von Windanlagen in der Hellwegbörde konnte vor Kurzem erfolgreich zu Ende geführt werden. Darin einigten sich die Naturschutzverbände und die Windenergiebranche auf ein abgestimmtes Vorgehen.
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Fehlende Methodik soll erarbeitet werden
Was die Gefährdung von Fledermäusen durch Windenergieanlagen angeht, stellt sich die Situation noch schwieriger dar. Im Monitoring von Fledermäusen werden zurzeit bundes- und europaweit unterschiedlichste Methoden und Ansätze verwendet, sodass eine Vergleichbarkeit der Daten kaum möglich ist. Hier knüpft ein von der DBU gefördertes Vorhaben der Universität Trier an. Es verfolgt das Ziel, die teilweise fehlende oder defizitäre Methodik zur Erfassung zu harmonisieren. Ferner sollen Schwellenwerte zur Bewertung von relevanten Parametern wie Verbreitungsgebiete, Population, Habitate und Prognosen vereinheitlicht werden, um damit zu wissenschaftlich validen und vor allem vergleichbaren Aussagen kommen zu können. Die Ableitung von Empfehlungen für Feldmethoden und Auswertestandards basierend auf den zurzeit unterschiedlichen Anwendungen der Radiotelemetrie und anderer methodischer Ansätze ist nach Ansicht von DBU-Fachmann Dr. Volker Wachendörfer dringend geboten, um aus unterschiedlichen Studien vergleichbare Daten zu Raumbedarf und Raumnutzung von Fledermäusen zu erlangen. Das Harmonisierungsprojekt besitzt unter anderem hohe Relevanz für die Prüfung der Umweltverträglichkeit bei Eingriffen in die Landschaft beispielsweise im Zuge der Planung von Windkraftanlagen.