DBU aktuell Nr. 6 | 2020

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Die Preisträger des Deutschen Umweltpreises 2020 © Trappmann: © Michael Heindrich/Blechwarenfarbik Limburg / Edenhofer: © MCC / Sorg: © Entomologischer Verein Krefeld
Überragender Einsatz für mehr Klimaschutz: Klima-Ökonom Prof. Dr. Ottmar Edenhofer (unten links) und die Geschwister Trappmann (oben) teilen sich in diesem Jahr den Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Er ist in Europa die mit insgesamt 500.000 Euro höchstdotierte Umweltauszeichnung. Insektenforscher Dr. Martin Sorg (unten rechts) erhält den DBU-Ehrenpreis in Höhe von 10.000 Euro.
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Prof. Dr. Ottmar Edenhofer (rechts) an der Seite von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Kanzleramtsminister Helge Braun © Greb/PIK
Als Berater gefragt: Prof. Dr. Ottmar Edenhofer (rechts) an der Seite von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Kanzleramtsminister Helge Braun.
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Geschwister Trappmann; Blechwarenfabrik Limburg © Michael Heindrich/Blechwarenfabrik Limburg
Innovatives Team: Die Geschwister Trappmann haben die von ihnen geleitete Blechwarenfabrik Limburg mit 320 Beschäftigten mittels moderner Digitalisierung zu mehr Energie- und Ressourceneffizienz geführt – und damit einen wichtigen Beitrag im Klimaschutz geleistet.
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Mitglieder des Entomologischen Vereins Krefeld © Entomologischer Verein Krefeld
Gemeinsam für mehr Insektenforschung: DBU-Ehrenpreisträger Dr. Martin Sorg zusammen mit Mitgliedern des Entomologischen Vereins Krefeld, deren kontinuierliche Forschung Biodiversitätsschäden bei Insekten zu einem weithin beachteten Thema gemacht haben.
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1.) Deutscher Umweltpreis 2020 für Klima-Ökonom und Metallverpackungsunternehmer – Ehrenpreis für Insektenforscher

Der „Klima-Ökonom“ Prof. Dr. Ottmar Edenhofer (59) und die Geschwister Annika (28) und Hugo Sebastian (37) Trappmann, Geschäftsführerin und Geschäftsführer der Blechwarenfabrik Limburg, erhalten in diesem Jahr den mit insgesamt 500.000 Euro dotierten Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). „Damit wird herausragendes Engagement für den Klimaschutz doppelt ausgezeichnet“, sagte DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. Zudem geht ein mit 10.000 Euro dotierter Ehrenpreis an Dr. Martin Sorg (65). Als leitender Wissenschaftler beim Entomologischen Verein Krefeld hat er mit der „Krefelder Studie“ massive Insektenrückgänge wissenschaftlich untermauert. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verleiht die Preise nach derzeitigem Stand am 25. Oktober in Hannover.

Vorreiter der Ökonomie des Klimawandels

„Durch seine exzellenten Forschungen, wissenschaftsbasierten Politikberatungen sowie sein hohes Engagement schafft er es, über den wirtschaftlichen Denkansatz Lösungen gegen den Klimawandel anzubieten, die auch Fragen der sozialen Gerechtigkeit behandeln.“ Mit diesen Worten würdigte DBU-Generalsekretär Bonde den Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) in Berlin, Ottmar Edenhofer. Edenhofer sei „ein mutiger Navigator für die Politik“, deren Entscheidungsprobleme er ernst nehme. Gleichwohl gelte er als „unbestechlicher Problemlöser, der nie das Ziel aus den Augen verliert, den gesellschaftlichen Wandel voranzubringen“. So habe Edenhofer als Berater der Bundesregierung mit seinem Vorschlag, einen Preis für den Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) als steuernde Maßnahme für mehr Klimaschutz einzuführen, maßgeblich zum erfolgreichen Abschluss bei den Verhandlungen zum Klimapaket beigetragen. Herausragende Verdienste erwarb sich der Wirtschaftswissenschaftler von 2008 bis 2015 in leitender Funktion als Mitglied des Weltklimarates (IPCC) und Mitverfasser verschiedener IPCC-Berichte. „Auch hier verstand er sich als Mittler zwischen Wissenschaft und Politik und gab entscheidende Impulse für einen notwendigen Reformprozess“, so Bonde.

Das Interdisziplinäre habe den Wahl-Potsdamer schon immer gereizt, betonte Bonde. Ursprünglich sei Edenhofer von der Sozialethik geprägt und habe zeitweise den Jesuiten angehört. „Daher hat Professor Edenhofer sich stets die Frage gestellt, wie unser Wirtschaftssystem so weiterentwickelt werden kann, damit auch Geringverdiener ein Auskommen mit dem Einkommen haben“, sagte Bonde. „Ökonomie und Moral sind für ihn keine Gegensätze.“

Vorbild für die ganze Branche

Energie- und Ressourceneffizienz durch High-Tech-Digitalisierung: Das zeichnet die Blechwarenfabrik Limburg und deren junge Geschäftsführende, die Geschwister Annika und Hugo Sebastian Trappmann aus. „Die ergriffenen Maßnahmen gehen weit über das übliche Maß hinaus und sind als Best-Practice-Beispiel richtungsweisend für viele andere produzierende Branchen“, unterstrich DBU-Generalsekretär Bonde. Seit mehr als zehn Jahren zählt die Blechwarenfabrik Limburg mit ihren 320 Beschäftigten bundesweit zu den führenden nachhaltigkeitsorientierten Unternehmen. Der aktuell laufende Umzug des Unternehmens in einen Neubau wurde dazu genutzt, die Produktion noch stärker zu digitalisieren und alle Betriebsabläufe und Technologien in den Blick zu nehmen und zu verbessern.

Bonde: „Bei der Energie- und Ressourceneffizienz setzt das Unternehmen Maßstäbe. Mit dem neuen Gesamtkonzept stößt der Betrieb jährlich etwa 2.600 Tonnen Kohlendioxid (CO2) weniger aus und spart rund 100 Tonnen Weißblech ein – eine Riesenleistung für Klima- und Ressourcenschutz.“ Etwa ein Drittel des in der Fertigung genutzten Stroms komme direkt vom Dach der Firma. Der von Solarmodulen der Firma erzeugte Strom entspricht dem Jahresbedarf von 450 Familienhaushalten. Zudem hat der Betrieb ein sogenanntes Business Intelligence System aufgebaut, das alle Betriebsdaten sammelt und so verarbeitet, dass die Effizienz weiter gesteigert wird. Die junge Geschäftsführung beweist laut Bonde, „dass sich Energie- und Ressourceneffizienz auch wirtschaftlich lohnen. Denn neben dem Material und CO2 wird zusätzlich Geld gespart.“

Treibende Kraft für mehr Artenschutz

„Dr. Martin Sorg war treibende Kraft der beim Entomologischen Verein Krefeld entwickelten Methodenstandards und Biodiversitätsstudien zu Insekten“, so DBU-Generalsekretär Bonde. Aus diesem Grund verleiht die DBU in diesem Jahr auch einen Ehrenpreis. „Die Erkenntnisse haben Gesellschaft, Politik und Wissenschaft wachgerüttelt, ja sogar erschüttert“, verdeutlichte Bonde. Denn die wissenschaftlich fundierten Forschungen hätten gezeigt, „dass die Gesamtmenge der Fluginsekten in den untersuchten Gebieten in den vergangenen 30 Jahren um dramatische 76 Prozent zurückgegangen ist.“

Tatsächlich bildeten die Untersuchungen des Vereins zum Rückgang von Fluginsekten in den Jahren 1989 bis 2016 die Grundlage für eine statistische Studie, die im Oktober 2017 zusammen mit Wissenschaftlern der University of Sussex (Großbritannien) und der Radboud University (Niederlande) veröffentlicht wurde. „Standardisierte Untersuchungen über einen längeren Zeitraum standen für vergleichbare Auswertungen und Ergebnisinterpretationen vorher kaum zur Verfügung“, sagte Bonde. Auch international sorgten die Forschungen Bonde zufolge für Aufsehen, sodass sie einen Wendepunkt markierten, was die öffentliche Wahrnehmung von Insekten und deren Bedeutung für Ökosysteme angeht. „Durch die wissenschaftsbasierten Analysen hat Doktor Sorg ein nationales und sogar internationales Echo in Medien und Wissenschaft ausgelöst, das schließlich politische Konferenzen und Bürgerbewegungen zur Folge gehabt hat. „Sein Einsatz hat erheblich dazu beigetragen, dass die Warnungen der Forscher vor massiven Biodiversitätsschäden ernst genommen wurden“, würdigte Bonde die Leistungen des Entomologen.

 

Presstexte, Fotos und O-Töne zum Umweltpreis 2020 finden sich hier.