DBU aktuell Nr. 9 | September 2014

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Wald © Marcus Schmidt
Naturnahe Buchenwälder mit einem hohen Anteil von Totholz und alten Bäumen sind im norddeutschen Tiefland nur noch selten zu finden. Gleichzeitig beherbergen sie eine Vielzahl seltener und geschützter Pflanzen- und Tierarten, was sie besonders schützenswert macht.
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2.) Gesucht: Waldflächen mit höchster Naturschutzqualität

Mit dem Vorhaben der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA) in Göttingen wird am Beispiel der Landesforsten in Schleswig-Holstein ein Lösungsweg für zwei wichtige Ziele des Waldnaturschutzes erarbeitet: Zum einen der Schutz von Lebensgemeinschaften in Laubwäldern der Alters- und Zerfallsphase, zum anderen der Schutz von gefährdeten Waldbiotopen auf extremen Standorten (Nass-, Moor- und Trockenwälder). Gesucht werden im Projekt Waldflächen mit einer Größe zwi¬schen 5 und 10 ha, die auf Grund ihrer Naturnähe, Seltenheit und Gefährdung für den Na¬turschutz von besonders hohem Wert sind und daher als Hotspots der Biodiversität bezeichnet werden können. Die Idee der Hotspots geht auf Überlegungen des britischen Ökologen Norman Myers zurück, wonach eine große Artenanzahl auf vergleichsweise kleiner Fläche und besonders effektiv vor dem Aussterben bewahrt werden kann, wenn man besonders artenreiche und gleichzeitig am stärksten gefährdete Regionen der Erde (sogenannte Hotspots) identifiziert und unter Schutz stellt.

Für die Identifizierung solcher Waldgebiete in Deutschland steht bislang kein praxisreifes und ausreichend erprobtes Verfahren zur Verfügung. Das Projekt verfolgt daher drei Hauptziele:

- Es soll ein Verfahren zur Identifizierung von Hotspots auf der Basis verfügbarer Daten (Baumarten, Bestandesstrukturen, Standortmerkmale, Bewaldungskontinuität etc.) erarbeitet werden.

- Es soll ein praxisnahes Kartierverfahren zur Erfassung der Naturschutzqualität eines Waldbestandes entwickelt werden, das auf Zeigerarten aus verschiedenen taxonomischen Gruppen, Standort- und Strukturparametern sowie übergreifenden Informationen beruht.

- Schließlich soll ein Katalog zielführender naturschutzfachlicher Maßnahmen für die Behandlung von Hotspots und ihrer Umgebung entstehen (z. B. Schutz von Habitatbäumen, flächenhafter Nutzungsverzicht, Waldumbau, Renaturierung etc.).