DBU aktuell Nr. 4 | 2015

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Sehen Sie selbst...
(v. l.) BIBB-Forschungsdirektor Prof. Dr. Reinhold Weiß, BIBB-Arbeitsbereichsleiterin Barbara Hemkes, DBU-Referentin Verena Exner, DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann und DBU-Abteilungsleiter Umweltkommunikation Dr. Ulrich Witte.

4.) Berufsbildung ist der Schlüssel für nachhaltiges Arbeiten und Wirtschaften

Die gemeinsame Fachtagung von BIBB und Deutscher Bundesstiftung Umwelt (DBU) am 17./18.März 2015 in Osnabrück nahm das Weltaktionsprogramm »Bildung für nachhaltige Entwicklung« zum Anlass, um bildungspolitischen Handlungsbedarf für die Berufsbildung zu konkretisieren. Rund 150 Teilnehmende gaben vielfältige Anregungen, mit welchen Handlungsfeldern, Entwicklungslinien und strategischen Perspektiven Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung weitergestaltet werden soll.

Fast 30 berufsbildende Konzepte aus der zweiten Hälfte der UN-Dekade »Bildung für nachhaltige Entwicklung« (2005–2014) wurden hinsichtlich strukturbildender Ansätze und Trendthemen in der Nachhaltigkeit vorgestellt. Die Teilnehmenden diskutierten konkrete Entwicklungslinien: Danach sollte Nachhaltigkeit in Ausbildungsordnungen und in der Weiterbildung sowie bei der Qualifizierung des Berufsbildungspersonals verstärkt werden. Zudem sollten Multiplikatoren-Netzwerke ausgeweitet und Ausbildungsstätten als nachhaltige Lernorte weiterentwickelt werden.

Als zukünftige strategische Schwerpunkte wurden ferner identifiziert:

• Die verstärkte Zusammenarbeit in strategischen Allianzen, Partnerschaften und Verbünden,

• der Kontaktausbau mit relevanten Machtpromotoren in Wirtschaft und Politik, um kommunale und regionale Synergieeffekte zu erzielen,

• die Verpflichtung von Gremien und Institutionen des Berufsbildungssystems, Nachhaltigkeit zu verankern.

»Mir fehlt die Qualifikation der Ausbilder und damit die Akzeptanz für nachhaltige Entwicklung. Nur wenn durchgängig auch die Praxis-Ausbilder und die Lehrenden qualifiziert werden, wird sich Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung zu einem gesellschaftlichen Selbstverständnis entwickeln können. Solange sich Auszubildende in Betrieben oder in Berufsschulen wie von einem anderen Stern kommend fühlen, wenn sie sich mit nachhaltiger Entwicklung auseinandersetzen, haben wir hier noch hohen Nachholbedarf«, bemängelte Thomas Voß, LWL-Kliniken Münster und Lengerich im Abschlussgespräch.

»Unternehmen investieren eine Menge in Forschung für nachhaltige Entwicklung, aber bislang kommen diese Erkenntnisse nicht in der Berufsbildung an. Hier ist großer Handlungsbedarf angezeigt, um eine Verbindung herzustellen und die Schlüsselfunktion von Berufsbildung für den Wandel hin zu nachhaltigem Wirtschaften und Arbeiten auszuschöpfen. Der Trend zu Höherqualifizierung und komplexen Qualifikationsanforderungen wie etwa Ressourcenkultur, Energieeffizienz erfordern eine umfassende berufliche Handlungskompetenz«, erläuterte Prof. Dr. Christa Liedke, Wuppertal Institut.

Im Interviewgespräch mit Vertreterinnen von Ministerien wurde deutlich, dass viele Ressorts Berufs­bildung für nachhaltige Entwicklung durch Förderprogramme unterstützen.

Prof. Dr. Michael Heister, Abteilungsleiter Berufliches Lehren und Lernen, Programme und Modellversuche am Bundesinstitut für Berufsbildung, wertet die Fachtagung als gelungenen Auftakt, die Berufsbildung im Weltaktions­programm »Bildung für nachhaltige Entwicklung« zu positionieren. »Wie die Modellversuche Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung am BIBB gezeigt haben, kann nachhaltige Entwicklung im Rahmen der Facharbeit integriert vermittelt werden. In Produktion und Dienstleistung auf Nachhaltigkeit bei Arbeitsprozessen und Produktzyklen zu achten, das fördert nachhaltiges Arbeiten und Wirtschaften in Zukunft. Wir sollten deshalb das entstandene didaktische Konzept für Nachhaltigkeit weiterentwickeln, indem berufsfeldspezifische Modelle ausgearbeitet werden«, so Heister. Dr. Thomas Pyhel, stellvertretender Leiter der Abteilung Umweltkommunikation und Kulturgüter­schutz der DBU, schließt sich der Auffassung an. Er hebt besonders den begonnenen notwendigen interdisziplinären Dialog zwischen den Akteuren der Berufsbildung und den verschiedenen Förder­einrichtungen sowie die gelungene Kooperation von BIBB und DBU hervor. Dieses sei eine gute Basis für die weitere Arbeit.