Kommunikation von Natur. Lernangebote und ihre Nutzung für die qualitative Veränderung des Verstehens in Natur- und Erlebniswelten

Stipendiatin/Stipendiat: Prof. Dr. Jorge Groß

Die Zahl von informellen Bildungseinrichtungen hat in den vergangenen 15 Jahren stark zugenommen, gleichzeitig sind die ehemals klaren Grenzen zwischen Einrichtungen wie zoologischen und botanischen Gärten, naturkundlichen Museen und Naturschutzgebieten eingeebnet worden. Veränderte Konzepte der Wissensvermittlung führten zu einer Neuausrichtung der Institutionen sowohl in der Zielsetzung als auch im methodischen Vorgehen: So genannte Natur- und Erlebniswelten sind entstanden, in denen Natur präsentiert und gleichzeitig inszeniert wird. Inwiefern diese Institutionen aber tatsächlich einen Beitrag zur Veränderung von Naturverständnissen leisten, ist ungeklärt. Demnach lautet die zentrale Fragestellung des Vorhabens: Welche Beziehungen lassen sich zwischen Lernangeboten zur Kommunikation von Natur und der qualitativen Veränderung des Verstehens von Naturzusammenhängen bei Besuchern herstellen?Diese Fragestellung wird in Zusammenarbeit mit einem wissenschaftlichem Expertenkreis deutscher Natur- und Erlebniswelten bearbeitet.Als theoretischer Bezugsrahmen wurden die Landschaftsökologie, die Naturphilosophie, ein moderater Konstruktivismus sowie die Theorie des erfahrungsbasierten Verstehens gewählt. Mit letzterer werden Lernerperspektiven besser verständlich.Mit Hilfe von Interviews werden die Kognitionen und Emotionen von Besuchern erhoben. Deren Lernerfolg wird dabei retrospektiv, d. h. rückwirkend durch Selbstaussagen, erfasst. Diese Besuchervorstellungen werden strukturiert und in einem zweiten Schritt in Beziehung zu Eigenschaften von ausgewählten Exponaten gesetzt.Mit dem Forschungsvorhaben soll die Wissensbasis zu Lernervorstellungen und Exponatnutzungen sowie die Qualität der Vermittlung von biologischen Naturzusammenhängen verbessert werden. Zur Weiterentwicklung, Planung und Beurteilung von Lernangeboten in Institutionen und Schulen sollen lernförderliche Konzepte erarbeitet werden.Für Fachleute:Die Fragestellung erfordert drei Untersuchungsaufgaben:- Erfassen der Schülerperspektiven mit problemzentrierten, leitfadenstrukturierten, offenen Einzelinterviews mit dialogischer Kommunikation sowie qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring (2000).- Retrospektiven Befragung zur qualitativen Veränderung des Verstehens bei der Nutzung des Exponates (Groß & Gropengießer 2003).- Empirische Analyse ausgewählter Exponate (Betreiberinterviews, Dokumenten- und Methodenanalyse).Auf dem Hintergrund der Theorie des erfahrungsbasierten Verstehens (Lakoff & Johnson 1989; Gropengießer 2003) und im Rahmen der Didaktischen Rekonstruktion (Kattmann et al. 1997) werden Lernerperspektiven in ihrer Heterogenität erfasst, strukturiert und in eine qualitative Beziehung zu ausgewählten Lernangeboten gesetzt.

Förderzeitraum:
01.07.2002 - 30.06.2005

Institut:
Leibniz Universität Hannover Naturwissenschaftliche Fakultät Institut für Didaktik der Naturwissenschaften (IDN)

Betreuer:
Prof. Dr. Harald Gropengießer

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