Langfristige Wirkungen der Landnutzung auf den Stoffhaushalt in der Dithmarscher Geest (Raum Albersdorf) seit dem Neolithikum

Stipendiatin/Stipendiat: Dr. Stefan Reiß

Zusammenfassung:Zur Rekonstruktion vergangener Landschaftszustände wurden sedimentologisch-pedologische Untersuchungen (Aufschlüsse, Bohrungen, Labor- und Literaturanalysen) durchgeführt. Durch die Applikation geoarchäologischer Methoden wurde der Kenntnisstand für die Umgebung von Albersdorf (Schleswig-Holstein, Deutschland) erweitert. Vier Landschaftsausschnitte wurden entlang des Gieselautals nahe Albersdorf untersucht. Stratigraphien wurden für die Untersuchungsgebiete erstellt. Wichtige neue Erkenntnisse zur holozänen Klima-, Landnutzungs- sowie Boden- und Reliefgeschichte konnten erarbeitet werden.Vor mehr als 6.000 Jahren bewirkten im Raum Albersdorf Rodungen, Ackerbau und Viehhaltung den Wandel von Natur- zur Kulturlandschaften. Waldweide begünstigte die Etablierung von Heidevegetation. Und die Entwicklung von gut ausgebildeten Podsolen, deren kurze Entwicklungszeiten nicht auf klimatische Fluktuationen zurückgeführt werden können. Anfangs hatte die landwirtschaftliche Lebensweise nur lokale Effekte, die Menschen lebten auf Rodungsinseln im Wald, auf denen sich die wenigen Häuser und kleinen Ackerflächen befanden. Ab dem Mittelneolithikum (ca. seit 5.300 Jahren) konnte ein Landschaftswandel im größeren Umfang für das Gieselautal festgestellt werden. Ein frühes starkes Erosionsereignis, das durch menschliche Tätigkeit ermöglicht worden war, wurde für das Endmesolithikum nachgewiesen. Seit Beginn der Neuzeit wurden mit dem zunehmenden Bevölkerungswachstum alle Flächen in die Kulturlandschaftsentwicklung einbezogen. Eine strukturreiche Siedlungslandschaft entstand. Bemerkenswert ist das geringe Ausmaß an mittelalterlicher und neuzeitlicher Bodenerosion. Hier belegen die durchgeführten Untersuchungen einen hohen Waldanteil im untersuchten Raum, der einen im Vergleich zu anderen mitteleuropäischen Standorten langen geomorphodynamisch stabilen Zeitabschnitt verursachte.Summary:Intensive geoarchaeological, sedimentological and pedological investigations were carried out to reconstruct the landscape development during the Holocene in the region of Albersdorf (Schleswig-Holstein, Germany). Interactions between man and environment caused constant changes of the topography and of the soil properties since the Neolithic Age. Soil erosion and soil degradation affected land use considerably. At four investigations areas along the valley of the Gieselau near Albersdorf stratigraphies were established. Important findings with regard to the history of climate, land use, soils and topography could be acquired. Podzols developed under heath vegetation due to woodland pasture. The strong degradation of the soils was not caused by climatic fluctuations. Agriculture and cattle breeding was introduced in the area under investigation more than 6,000 years ago. The natural landscape was transformed to a cultural landscape. First, only small areas were cleared and used agriculturally. During the Middle Neolithic Age (since 5,300 BP) large parts of the landscape were transformed near the valley of the Gieselau. An exceptionally intensive erosion event was enabled by human land use and caused by heavy rainfall during the End-Mesolitic Period.During Modern Times the whole area was developed to a cultural landscape. A dense forest cover resulted in very low soil erosion rates during Mediaeval Times and Modern Times.

Förderzeitraum:
01.07.2002 - 30.06.2005

Institut:
Christian-Albrechts Universität zu Kiel Institut für Ökosystemforschung Abteilung für Ökosystemforschung und Geoarchäologie Universitäsprofessor und Direktor

Betreuer:
Prof. Dr. Hans-Rudolf Bork

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