Dezentralisierung der Agrarumweltmaßnahmen in der europäischen Agrarpolitik - Hemmnisse eines institutionellen Wandels

Stipendiatin/Stipendiat: Dr. Jörg Eggers

Die Agrarreform von 1992, die Implementierung der Agenda 2000 und schliesslich der kuerzlich von der Europaeischen Kommission vorgestellte Mid-Term-Review geben auf europaeischer Ebene einen neu-en politischen Trend der Agrarpolitik vor: weg von einer klassischen Agrarpolitik - hin zu einer Agrar-umweltpolitik und zu einer Politik der Laendlichen Entwicklung. Die Umweltleistungen der Landwirt-schaft sollen ueber sogenannte Agrarumweltmassnahmen im Rahmen der Verordnung 1257/99 honoriert werden: deren Konzipierung, Umsetzung und Kontrolle ist jedoch unbefriedigend. Die derzeitigen Massnahmen zeichnen sich durch eine geringe geografische und oekologische, oekonomische sowie kulturelle Angepasstheit aus. Die Folge ist eine geringe Akzeptanz der Massnahmen bei den Landwir-ten und ein niedriger oekologischer Zielerreichungsgrad.Auf der politischen Ebene der EU ist der Entschluss gefasst worden, mehr finanzielle Mittel für die sogenannte zweite Saeule der Agrarpolitik und damit auch für ?dezentral ausgerichtete? Agrarumweltmassnahmen zur Verfuegung zu stellen. Damit alleine wird das beschriebene Problem aber nicht gelöst, da es sich in erster Linie um eine institutionelles Problem handelt: die gegenwaertigen Institutionen der Agrarpolitik sind entsprechend den historischen Zielen der Gemeinsamen Europaeischen Agrarpolitik (GAP) offenbar vornehmlich auf Marktregulierung und eben nicht auf die neuen Herausforderungen einer Europaeischen Agrarumweltpolitik ausgelegt. Schon wenige Veraenderungen in der politischen Zielsetzung verursachen grosse Probleme bei der Administration vor allem auf Bundeslaender- und EU-Ebene.Gegenstand der Arbeit ist eine vertikale Analyse der Konzeption, Umsetzung und Kontrolle der Agrar-umweltmassnahmen am Beispiel von zwei Fallstudien (lokalen Projekten, in denen bereits innovative Loesungsmoeglichkeiten im Bereich der Agrarumweltmassnahmen implementiert wurden). Es gilt herauszufinden, welche Hemmnisse einem institutionellen Wandel auf der jeweiligen politischen Ebene im Wege stehen und wie ein solcher Wandel aussehen koennte. Dazu werden Vertreter aller politischen Ebenen zu den in den Fallstudien entwickelten lokalen Loesungsansaetzen befragt, um ihre Sichtweise hinsichtlich einer Einbettung dieser lokalen Ansaetze in das foederale System zu analysieren. Parallel dazu soll in iterativer Vorgehensweise ein theoretischer Analyserahmen entwickelt werden, der der beschriebenen Problematik gerecht wird. Die Ergebnisse der Analyse sollen dazu dienen, Aussagen über Moeglichkeiten und Grenzen einer dezentralen Ausgestaltung von Agrarumweltmassnahmen zu treffen und damit einen Beitrag zur Politikgestaltung leisten.

Förderzeitraum:
01.02.2003 - 30.04.2005

Institut:
Humboldt-Universität zu Berlin
Institut für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
des Landbaus

Betreuer:
Prof. Dr. Konrad Hagedorn

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