Aktuo- und paläoökologische Untersuchungen zur Indikation von Torfwachstum in Erlenwäldern

Stipendiatin/Stipendiat: Anja Prager

Das DBU-Projekt ALNUS entwickelt aktuell ein umweltgerechtes Produktionsverfahren fuer Erlenwertholz auf Niedermoor. Umweltgerecht bedeutet in diesem Fall mindestens moorschonend, besser noch Torfwachstum induzierend.Bekannt ist, dass Erlenwaelder unter bestimmten Bedingungen in der Lage sind, Torfe zu akkumulieren. Nicht bekannt ist, wie genau diese Erlenwaelder ausgesehen haben. Dies laesst sich auch nur recht ungenau aus bereits abgelagerten Erlen-Holztorfen rekonstruieren. Gesucht werden daher torfbildende Typen von Erlenwaeldern mit ihrer jeweils ganz charakteristischen Kombination aus Vegetation, Standortfaktoren und Torfakkumulationsrate.Vegetation und Standortfaktoren heutiger Erlenwaelder zu klassifizieren, ist sehr gut moeglich (Aktuooekologie). Torfakkumulation zu bestimmen dagegen ist problematischer, handelt es sich doch um einen langwierigen Prozess mit ganz erheblichen jaehrlichen Schwankungen. Retrospektiv ueber die Analyse von bereits abgelagerten Torfen (subfossil) ist dies jedoch moeglich (Palaeooekologie). Diese in Raum und Zeit so verschieden voneinander gewonnenen Daten muessen nun miteinander verknuepft werden. Ein raeumlich verbindendes Element ist die Oberflaeche von Erlenwaeldern. Muss doch beinahe alles, was spaeter in Torfen abgelagert wird, vorher auf die Oberflaeche des Erlenwaldes gelangt sein. Oberflaechenproben bergen ausserdem die Chance in sich, Standortparameter messen zu koennen. Als zeitlich verbindende Elemente kommen Mikroreste in Frage. Man kann sie sowohl an der Oberflaeche finden als auch in den Torfen. Ueblicherweise sind dies Pollen. Leider weisen diese besonders in Erlenwald-Torfen oft einen sehr schlechten Erhaltungszustand auf. So wird das Spektrum der zu betrachtenden Mikrofossilien um die der Nichtpollen-Palynomorphen (NPP's) oder auch sogenannten "Typen" nach Van Geel erweitert. Es handelt sich dabei z.B. um Sporen von Pilzen und Algen, Reste von Thekamoeben, Raedertierchen, Hornmilben, Insekten und vieles andere mehr.Ueber NPP's in naehrstoffarmen und offenen Mooren ist schon etliches bekannt, nicht jedoch ueber diejenigen der reicheren und bewaldeten Moore. Angaben zur oekologischen Indikation sind fast ausschliesslich aus Torfen rekonstruierte. NPP's aus Erlenwaeldern zu identifizieren und mit gemessenen Standortfaktoren zu korrelieren, ist die grosse Herausforderung.Fuer das Promotionsvorhaben werden 11 sich in ihrem Standort unterscheidende Erlenwaelder und ein offenes Seggenried vierteljaehrlich beprobt. Die Proben werden wie zur Mikrofossil-Analyse aufbereitet und auf Pollen und NPP's analysiert.Parallel dazu wird eine Datenbank ueber Typen erstellt. Sie dient als Fundus fuer oekologische Indikationen und Korrelationen, aber auch als Bestimmungshilfe ueber den Weg von Suchabfragen.Nach der Verknuepfung des Auftretens dieser Typen mit der Vegetation und den Standortparametern und einem Abgleich von an der Oberflaeche gefundenem mit aus Erlen-Holztorfen separiertem besteht die berechtigte Hoffnung, in dieser Gruppe geeignete Indikatoren fuer Torfwachstum zu finden, die mindestens qualitative Aussagen zulassen (Torfbildung ja/nein), bestenfalls sogar quantitative (Akkumulationsraten von ?t C/ha*a).Bisher wurden aus den Oberflaechenproben 224 bisher noch nicht aus der Literatur bekannte NPP's neu beschrieben und fotografiert. Erst ein geringer Bruchteil konnte taxonomisch identifiziert werden. Es zeichnet sich jedoch ab, dass es eine Schnittmenge mit den in Holztorfen erhalten gebliebenen NPP's existiert. Bisher konnten vor allem rezente Totholzproben durch bestimmte NPP's naeher charakterisiert werden. Das Untersuchungskonzept, erste Ergebnisse und die Datenbank-Idee wurde im Juli 2004 auf dem XI. Internationalen Palynologen-Kongress in Granada (Spanien) Fachpublikum vorgestellt und fand viel Beachtung.

Förderzeitraum:
01.01.2003 - 31.12.2005

Institut:
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Institut für Botanik und Landschaftsökologie
Arbeitsgruppe Moor- und Paläoökologie

Betreuer:
Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Joosten

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