Zur zukünftigen Rolle der Buche (Fagus silvatica L.) in der natürlichen Vegetation - waldökologische Untersuchungen zur Buchen-Naturverjüngung an der östlichen Buchenwald-Verbreitungsgrenze in Deutschland und Polen

Stipendiatin/Stipendiat: Dr. Tomasz Czajkowski

Die Buche (Fagus sylvatica) stellt unter den atlantischen, sommerfeuchten klimatischen Bedingungen Mitteleuropas die konkurrenzstärkste Baumart dar. Sie würde die potenzielle natürliche Vegetation (pnV) weitgehend dominieren und auf vielen norddeutschen und nordpolnischen Tiefland-Standorten nahezu Reinbestände ausbilden. In diesem Zusammenhang ist in letzter Zeit auf vielen Standorten eine starke Verjüngungs- und Ausbreitungstendenz der Buche festzustellen, die in der Vergangenheit nicht beobachtet wurde.Bei der erwarteten Klimaveränderung hin zu einem kontinentalerem Klima wird mit einer deutlichen Sommer-Erwärmung und einer Häufung extremer Witterungsereignisse innerhalb nur einer Baumgeneration gerechnet. Mögliche häufigere Spätfröste und Trockenphasen stellen die zukünftige Konkurrenzkraft und Rolle der wichtigsten Baumart Buche in der ?natürlichen Vegetation von morgen? in Frage. Dies kann zu erheblichen Schwierigkeiten und Fehlleitung ökonomischer Ressourcen bei der naturschutzfachlichen Bewertung der Naturnähe und Planungen einer naturnahen Waldbewirtschaftung führen.Die Erwartungen an das zukünftige Klima im norddeutschen Tiefland entsprechen vielfach dem heutigen Klima Zentralpolens, einer Region außerhalb des Verbreitungsgebiets natürlicher Buchenwälder. Der Verlauf der östlichen Buchenwald-Grenze im mittel- und osteuropäischen Tiefland ist allerdings unsicher, weil hier nach der mittelalterlichen Devastierung der Wälder und Degradierung der Böden die angepflanzten Nadelbaum-Forsten (meist mit Kiefer) fast vollständig die natürlichen Wälder ersetzten. Ökologische Untersuchungen zur Anpassungs- und Konkurrenzfähigkeit der Buche in einem klimatischen Gradienten von Ostdeutschland bis Ostpolen werden benötigt, um die heutige und zukünftige Bedeutung der Buche in der natürlichen Vegetation dieser Region beurteilen zu können.Die natürliche Verjüngung stellt die kritische Phase für den Erhalt und die Ausbreitung einer Baumart dar. Daher sollen Untersuchungen zur Struktur, Vitalität und zum Wachstum der Buchen-Verjüngung und ihren ökologischen Wuchsbedingungen in Wäldern am Rande der Buchenwaldverbreitung stattfinden.Die Untersuchungen können sowohl für das deutsche als auch das polnische Tiefland wichtige Hinweise zur heutigen und zukünftigen Berücksichtigung der Buche liefern. Auf Grund der gewonnenen ökologischen Erkenntnisse wird es möglich, die von Naturschutz- und Forstseite gewünschte künstliche Ausweitung des Buchenanbaus auch ökonomisch weitgehend risikoarm durchzuführen.

Förderzeitraum:
01.03.2003 - 28.02.2006

Institut:
Georg-August-Universität Göttingen
Institut für Waldbau I

Betreuer:
Dr. Andreas Bolte

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