Institutional Interplay in International Environmental Governance: Strategic Interaction and Policy Interdependence in the Regime Complex on Plant Genetic Resources for Food and Agriculture

Stipendiatin/Stipendiat: Dr. Stefan Jungcurt

Stichworte: Biodiversität, genetische Ressourcen, Pflanzenzucht, internationale Organisationen, politische Ökonomie, Spieltheorie, internationale Umweltabkommen, analytic narratives, Zusammenfassung der ersten Zwischenberichts:ANLASS UND ZIELSETZUNGInternationale Umweltpolitik ist in vielen Fällen durch substantielle Inkohärenz der Maßnahmen, die unter multilateralen Abkommen mit interdependenten Zielen oder überlappenden Mandaten verabschiedet wurden, geprägt. Ein bekanntes Beispiel für dieses Kohärenzproblem sind Maßnahmen in Bezug auf die Konservierung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen (PGR) für Ernährung und Landwirtschaft, welche im Rahmen verschiedener umwelt- und handelsbezogener Abkommen verhandelt werden.. Dabei handelt es sich um Maßnahmen, die Auswirkungen auf Verfügungsrechte über den Schutz geistigen Eigentums in Bezug auf PGR haben. Diese werden zur Zeit aus verschiedenen Perspektiven unter vier internationalen Abkommen verhandelt. Der Mangel an Koordination in diesen Verhandlungsprozessen und das dadurch verursachte Fehlen einer Gesamtstrategie der internationalen Steuerung, erhöht die Komplexität und Konfliktträchtigkeit der Umsetzung auf nationaler Ebene. Inkohärenz, im Sinne von widersprüchlichen und unvollständigen Maßnahmen der internationalen Steuerung, führt zu erhöhten Transaktionskosten der Umsetzung und verhindert die Nutzung möglicher Synergieeffekte einer Integration von Maßnahmen. Eine Verbesserung der Koordination internationaler Verhandlungsprozesse und der Kohärenz von verabschiedeten Maßnahmen kann deshalb bedeutend zur Verbesserung der Wirksamkeit internationaler Umweltpolitik beitragen.Das Dissertationsvorhaben zielt auf die Identifizierung der Ursachen der Inkohärenz und der Hindernisse, die einer Verbesserung der Abstimmung zwischen einzelnen umwelt- und handelsbezogenen multilateralen Abkommen im Wege stehen. Dazu soll ein Ansatz für die systematische Analyse der Entstehung und der Persistenz von inkohärenten Maßnahmen internationaler Umweltpolitik entwickelt, und auf das Problem der Konservierung und Nutzung von PGR für Ernährung und Landwirtschaft angewandt werden.THEORETISCHER HINTERGRUND UND METHODIKDie Untersuchung stützt sich auf die Ausgangshypothese, dass das Ergebnis internationaler Verhandlungen durch zwei Arten von Interaktionen bestimmt wird, der Beeinflussung internationaler Verhandlungsprozesse untereinander, und die Auswirkungen der nationalen Koordination verschiedener Politikbereiche auf das Verhalten der Vertreter eines Staates auf internationaler Ebene. Ein theoretischer Rahmen, basierend auf dem Konzept der Two-Level Games (Putnam 1988) und dem Ansatz der Nested Games (Tsebelis 1990), dient der integrierten Analyse der Erklärungsfaktoren auf internationaler und nationaler Ebene. Die Durchführung der Arbeit gliedert sich in drei Abschnitte, bestehend jeweils aus der Entwicklung, beziehungsweise Überarbeitung des theoretischen Rahmens und einer empirischen Untersuchung an je einem der relevanten Verhandlungsprozesse. Es werden Daten aus verschieden empirischen Quellen analysiert, und vor dem Hintergrund des theoretischen Rahmens reflektiert. Dabei werden bestehende Hypothesen getestet und gegebenenfalls verworfen oder weiterentwickelt.ERWARTETE ERGEBNISSEDie Arbeit leistet einen Beitrag zum Verständnis der Dynamik internationaler Verhandlungsprozesse, insbesondere derjenigen Interaktionen, welche für das Entstehen von Inkohärenz und das Ausbleiben einer besseren Koordination internationaler Prozesse verantwortlich sind. Die Ergebnisse können die Entwicklung neuer Strategien für die Verbesserung der Koordination internationaler Verhandlungen durch die Nutzung von Synergieeffekten der Umsetzung verschiedener Abkommen unterstützten.STAND DER ARBEITDie wichtigsten Arbeitsschritte, die im ersten Jahr der Förderung durchgeführt wurden, sind die Erstellung eines Arbeitspapiers zum theoretischen Rahmen, und die Erhebungen des ersten empirischen Zyklus. Das Arbeitspapier wird in Kürze unter www.agrar.hu-berlin.de/wisola/ress verfügbar sein.Die Erhebungen des ersten empirischen Zyklus wurden auf einer Reihe internationaler Umweltkonferenzen im Rahmen des Übereinkommens über die Artenvielfalt durchgeführt. Nach einer vorläufigen Auswertung lassen sich drei Fallbeispiele beschreiben, deren Entwicklung in den kommenden Zyklen weiterverfolgt werden soll.

Förderzeitraum:
01.06.2003 - 31.03.2006

Institut:
Humboldt-Universität zu Berlin
Institut für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
des Landbaus

Betreuer:
Prof. Dr. Konrad Hagedorn

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