Nutzung von Telemetrie- und Satellitendaten zur Identifizierung wichtiger Habitate wandernder Vogelarten (Ciconia ciconia, Aquila pomarina)

Stipendiatin/Stipendiat: Dr. Birgit Gerkmann

Wandernde Vogelarten stellen ein gesondertes Problem in Naturschutzfragen dar. Das Wanderverhalten erschwert die Erforschung dieser Arten, da klassische Beringungsmethoden nur wenig Informationen zu den Zugrouten und den Überwinterungsgebieten zulassen. Doch gerade die Bedingungen in den Durchzugsgebieten und im Winterquartier spielen eine entscheidende Rolle für das Überleben der Art. Seit den 90er Jahren ermöglicht die Satelliten-Telemetrie die genauere Erforschung wandernder Vogelarten sowie auch anderer wandernder Tierarten. Ein Sender, der an dem Tier befestigt wird, gibt in regelmäßigen Abständen Signale ab, die von Argos-Satelliten empfangen werden. Die in den Signalen enthaltenen Informationen geben Auskunft über den zeitlichen und geografischen Verlauf des Zuges. Auf diese Weise ist es möglich, die Durchzugs-, Rast- und Überwinterungsgebiete genau zu lokalisieren. Ziele der Doktorarbeit:Telemetrische Daten besenderter Weißstörche und Schreiadler sollen mithilfe Geografischer Informationssysteme mit Fernerkundungsdaten übereinandergelagert werden. Regionen mit bevorzugten Aufenthalten und intakten Biotopen sollen lokalisiert und charakterisiert werden. Die vermutliche ökologische Relevanz auch für weitere Arten dieser Gebiete soll innerhalb zweier Feldaufenthalte überprüft werden. Grundlage der Arbeit bilden Telemetriedaten des Max-Planck-Institutes für Ornithologie, Vogelwarte Radolfzell zu insgesamt 66 besenderten Weißstörchen der Jahre 1992 bis 2003. In einer ersten Analyse dieser fand eine Auswahl qualitativ guter Koordinaten (fehlerhafte Abweichung unter 5km)statt. Eine Reduktion der Daten auf eine Lokalisation pro Tag pro Individuum soll zudem eine Überbewertung von Regionen durch mehrere Koordinaten an einem Tag verhindern.Zwei verschiedene Indizes wurden entwickelt, um Zugdaten von Rastdaten unterscheiden zu können. Dabei wurden zurückgelegte Tagesstrecken bzw. Richtungsänderungen ausgewertet, um eine objektivierte Unterscheidung zu ermöglichen. GIS-gestützte Analysen wie die Kernel-Homerange-Analyse für die ermittelten Rastdaten erlaubten eine Eingrenzung der für Rast und Überwinterung relevanten Regionen. Die Methoden, die anhand der Weißstorch-Daten entwickelt wurden, sollen später auf andere Telemetriedaten angewendet werden (Schreiadler, Aquila pomarina).Die Ergebnisse zeigen eine besondere Bedeutung der nordafrikanischen Zwischenziele im Tschad und Sudan. Weiterhin sind Rastregionen in Kenia, Tanzania, Zimbabwe, Botsuana und Südafrika lokalisiert worden.Mithilfe thematischer Satellitenbilder zur Landbedeckung und Landnutzung in Südafrika (GLC 2000) konnten genutzte Habitate charakterisiert werden. Weißstörche bevorzugen demnach landwirtschaftliche Flächen und Grasland zur Rast und Überwinterung.Die Überlagerung von Satellitendaten mit Telemetriedaten in bereits bekannten Überwinterungsgebieten des Schreiadlers in Zambia und Zimbabwe zeigte eine Präferenz für offene Grasland- und Savannenhabitate.Während des Feldaufenthalts in Botsuana und Südafrika konnten Weißstörche in ihren Nahrungshabitaten beobachtet werden. Die Beobachtungen bestätigen die Ergebnisse der Satellitendatenauswertung. Analysen von Gewöllen sollen zudem Aufschluss über das Nahrungsspektrum geben.

Förderzeitraum:
01.06.2003 - 31.07.2006

Institut:
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Zoologisches Forschungsinstitut und
Museum Alexander König

Betreuer:
Prof. Dr. Dr. Klaus Riede

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