Optimierung der Haltung einer hochgradig gefährdeten einheimischen Säugetierart am Beispiel der Ernährung des Fischotters (Lutra lutra)

Stipendiatin/Stipendiat: Dr. Katrin Heuer

In der Haltung des hochgradig bedrohten Eurasischen Otters (Lutra lutra) existieren Probleme wie u.a. ein niedriger Reproduktionserfolg und das Auftreten ernährungsbedingter Erkrankungen. Um die Haltung verbessern zu können, müssen gezielte Maßnahmen ergriffen werden. Eine adäquate Fütterung ist essentiell wichtig für die optimale Haltung einer Tierart, da Ernährung einen wichtigen Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden eines Tieres ausübt. Existierende Fütterungsrichtlinien für den Eurasischen Otter orientieren sich an Erfahrungswerten verschiedener Otterhalter, da keine wissenschaftlich fundierten Daten zur Ernährung dieser Tierart, außer zur Energieversorgung, vorliegen. Das Ziel dieser Arbeit war es deshalb, Untersuchungen zur Ernährung mit dem Otter durchzuführen, um wissenschaftlich fundierte Daten, welche zur Verbesserung der Ernährung in der Gehegehaltung dringend benötigt werden, zur Verfügung zu stellen. Eine optimale Versorgung mit Energie ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Tierhaltung. Die Messung der Aufnahme an verdaulicher Energie, welche in dieser Arbeit mit 14 Ottern über 2 und 5 Jahresperioden durchgeführt wurde, ergab hohe Werte für den Otter (721 kJ/ kg Körpermasse0.75/ Tag) im Vergleich mit anderen Karnivorenarten. Es zeigte sich eine saisonale Abhängigkeit mit höheren Energieaufnahmen im Winter als im Sommer. Desweiteren unterschieden sich die Geschlechter in der Aufnahme von Energie, welche bei den Weibchen (pro kg Körpermasse) höher lag als bei den Männchen.Um optimale Diäten zusammenstellen und Futterrationen berechnen zu können, ist die Kenntnis der Verdauungseffizienz zwingend notwendig. Deshalb wurden Verdaulichkeitsversuche mit 9 Ottern durchgeführt, in welchen die scheinbare Verdaulichkeit (AD) der Trockensubstanz, Energie, Rohprotein und Rohfett von 8 häufig für die Otterfütterung verwendeten Diäten gemessen wurde, um die Berechung von Rationen für Otterhalter zu ermöglichen. Die gemessenen Verdaulichkeitswerte für den Otter (75-85% für die Trockensubstanz) waren niedrig im Vergleich zu anderen Karnivorenarten. Im Vorfeld des Verdaulichkeitsversuchs wurde der Marker Chromoxid getestet, welche die Durchführung eines solchen Tests ohne eine quantitative Kotsammlung, welche in natürlich gestalteten Gehegen sehr schwierig ist, ermöglicht. Der Vergleich der Markermethode mit einer quantitativen Kotsammlung ergab eine leichte Unterschätzung der AD mit Chromoxid. Die niedrigen Verdaulichkeitswerte beim Otter bestätigten sich auch während des Versuchs für die Evaluierung des Minks als ernährungsphysiologisches Modelltier für den Otter. Für den Mink existiert eine Vielzahl von Ernährungsempfehlungen aus der Pelztierindustrie, welche interessant für eine Anwendung auf den Otter wären, da mit letzterem aufgrund von Arten- und Tierschutzüberlegungen schwerlich direkte Nährstoffbedarfsstudien durchzuführen sind. Versuche zur Bestimmung der AD sowie der Darmpassagezeiten wurden mit dergleichen Diät und den gleichen Markern bei beiden Arten durchgeführt und ergaben niedrige Verdaulichkeitswerte sowie kurze Darmpassagezeiten bei beiden Arten im Vergleich zu an-deren Karnivorenarten. Die Werte lagen für den Otter sogar noch niedriger als für den Mink, was bei einer Übernahme der Ernährungsempfehlungen des Minks für den Otter beachtet werden muss. Eine weitere indirekte Methode um Hinweise auf eine optimale Ernährung zu erlangen ist die Berechnung von Nährstoffkonzentrationen in der natürlichen Nahrungszusammensetzung von Ottern im Freiland. Ein Vergleich der in-situ Diät mit der Nährstoffzusammensetzung von Zoodiäten ergab Unterschiede hauptsächlich für die Vitamine A, B1 und E sowie Zink, Protein und Fett.Die ernährungsbedingte Entstehung von Nierensteinen ist ein schwerwiegendes Problem in der Gehegehaltung des Eurasischen Otters, für welche die Ursache noch nicht geklärt ist. Um Risikofaktoren für die Steinbildung, welche hauptsächlich aus Ammoniumurat bestehen, abzuklären, wurden Versuche mit verschiedenen Diäten unter quantitativer Urinsammlung durchgeführt. Diese ergaben hohe Konzentrationen von Harnsäure und Ammonium, begleitet von einem pH von 6,2, was bei Hund und Mensch als Risikofaktor angesehen wird. Desweiteren ließ sich ein Zusammenhang zwischen der Purinaufnahme und der durch den Urin ausgeschiedenen Harnsäuremenge nachweisen, welcher die Möglichkeit der Verringerung der Risikofaktoren für die Steinbildung in Gehegehaltung eröffnet, indem purinreiche Futtermittel vermieden werden.

Förderzeitraum:
01.07.2004 - 31.03.2007

Institut:
Tierärztliche Hochschule Hannover
Institut für Zoologie

Betreuer:
Prof. Dr. Stephan Steinlechner

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URL: www.nna.niedersachsen.de