StSP Indikatoren nachhaltige Landnutzung: Analyse der Beziehung von vorbeugendem und chemischem Pflanzenschutz in Weizen und Raps anhand von Praxis-Daten

Stipendiatin/Stipendiat: Dr. Jana Bürger

Die moderne Landwirtschaft ist auf den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln gegen Krankheiten, Schädlinge und Unkräuter angewiesen, um ihre hohe Produktivität abzusichern. Die Anwendung dieser Mittel ist aber auch mit Risiken für die Umwelt und die menschliche Gesundheit verbunden, z.B. durch Nebenwirkungen auf Nicht-Ziel-Organismen oder Rückstände in Nahrungsmitteln.Der Behandlungsindex ist ein Indikator für die Einsatzintensität von Pflanzenschutzmitteln. Er gibt die Anwendungshäufigkeit in einer Anbauperiode wieder, korrigiert um Faktoren für reduzierte Aufwandmengen oder Teilflächenbehandlungen.Der Behandlungsindex eignet sich gut zur Beschreibung der Pflanzenschutzintensität auf verschiedenen Ebenen. So können Behandlungsindizes einzelner Fruchtarten, einzelner Betriebe oder ganzer Regionen verglichen werden. Er wird z.B. als Erfolgsindikator im Rahmen des Nationalen Aktionsplans Chemischer Pflanzenschutz verwendet, um Trends und Veränderungen im Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in Deutschland zu erfassen. Darüber hinaus soll den Landwirten durch Veröffentlichung von Beispielwerten aus Praxisbetrieben ermöglicht werden, das notwendige Maß an Pflanzenschutzmitteln besser einzuschätzen und die eigene Anwendung auf ein wirtschaftlich notwendiges Minimum zu beschränken.Ziel der Forschungsarbeit war eine prüfende Anwendung des Indikators unter Aspekten des Integrierten Pflanzenschutzes, sowie eine fachlich begründete Herleitung von anzustrebenden Werten für den Indikator. Anhand von Praxisdaten zum Pflanzenschutz-Einsatz in Raps-Getreide-Fruchtfolgen in Mecklenburg-Vorpommern wurde analysiert, wie der Behandlungsindex Pflanzenschutzstrategien in verschiedenen Anbausystemen bewertet. In der Arbeit wurde der Indikator erstmalig für einzelne Schläge anstatt für ganze Betriebe berechnet, womit eine sehr differenzierte Betrachtung ermöglicht wurde.Zu Beginn der Arbeit erfolgte eine theoretische Auseinandersetzung mit dem rechtlichen Begriff des ?notwendigen Maßes? im Kontext der Wirtschaftlichkeit des Pflanzenschutzmittel-Einsatzes. (Bürger et al. 2008) Es wurde argumentiert, dass nicht allein der maximale monetäre Gewinn den Ausschlag für die Behandlungsintensität geben darf, sondern das ?notwendige Maß? als ein Gleichgewicht zwischen akzeptablem monetären Gewinn und minimaler Pflanzenschutzintensität verstanden werden sollte. Dabei müssen alle Möglichkeiten des Integrierten Pflanzenschutzes ausgeschöpft werden, wie z. B. eine vorbeugende Ausgestaltung des Anbausystems.Die Notwendigkeit, Pflanzenschutzmittel einzusetzen, wird durch drei verschiedene Faktorenkomplexe bestimmt: Während Landwirte die Standortgegebenheiten und das Witterungsgeschehen in der Saison nicht beeinflussen können, liegt das Anbausystem mit Bodenbearbeitung, Fruchtfolge, Sortenwahl und Saattermin in ihrer Hand.Die Auswertung der erhobenen Praxisdaten zeigte deutlich, wie stark der Behandlungsindex an verschiedenen Standorten und in verschiedenen Jahren variiert. Durch statistische Verfahren (ANOVA, NMDS, Regressionen) konnte aber auch der Einfluss des Anbausystems deutlich herausgearbeitet werden. Zukünftige Pflanzenschutz-Beratung muss auf Auswertungen der Pflanzenschutzintensität unter verschiedenen Bedingungen und verschiedenen Anbausystemen aufbauen, um eine Reduzierung des Pflanzenschutzmittel-Einsatzes durch Beispiele von ?best practise? zu unterstützen. Dabei sind auch über den Rahmen der vorliegenden Arbeit hinausgehende ökonomische Auswertungen wünschenswert. Die Festsetzung von Grenzwerten für den Behandlungsindex und damit die Begrenzung des chemischen Pflanzenschutzes sollte als Möglichkeit zu einer dauerhaften Reduzierung zumindest öffentlich diskutiert werden, auch wenn evtl. Ausgleichszahlungen für verminderte Erträge notwendig werden.Im Rahmen des Stipendienschwerpunkts ?Indikatoren nachhaltiger Landnutzung? ist eine Einbindung der schlaggenauen Berechnung des Behandlungsindex in das Modell REPRO zur Bewertung der Nachhaltigkeit landwirtschaftlicher Betriebssysteme erfolgt.LiteraturBürger, Jana; Friederike de Mol & Bärbel Gerowitt, 2008: The ?necessary extent? of pesticide use ? Thoughts about a key term in German pesticide policy. Crop Protection 27 (3-5), S. 343-351.

Förderzeitraum:
01.08.2004 - 31.07.2007

Institut:
Universität Rostock
Institut für Landnutzung
Fachgebiet Phytomedizin

Betreuer:
Prof. Dr. Bärbel Gerowitt

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