Effekte einer reduzierten Dosis von Pflanzenschutzmitteln auf tritrophische Systeme im Ackerbau

Stipendiatin/Stipendiat: Dr. Kerstin Hille

In der heutigen Intensivlandwirtschaft kommt es zu einem hohen Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln (PSM). Durch ihre hohe Toxizität bekämpfen sie nicht nur Schädlinge, sondern können auch direkte und indirekte Nebenwirkungen auf deren natürlichen Gegenspieler (Prädatoren) und andere Nicht-Ziel-Organismen haben. Natürliche Gegenspieler sind in der Lage, Schädlinge zu kontrollieren. Daher ist es wichtig, diese z. B. durch Reduktion der Dosierung der chemischen PSM zu schonen. Von Seiten der Politik gibt es Initiativen zur Minderung des Einsatzes von PSM, durch die es zu einer Reduzierung des potentiellen Risikos und der Intensität der Anwendung chemischer PSM kommen soll (u. a. "Reduktionsprogramm chemischer Pflanzenschutz"). Bislang existieren keine Studien zu einem langfristigen Einfluss einer durchgängigen Reduzierung der PSM-Anwendung bei Erhalt er sonstigen Rahmenbedingungen im konventionellen Landbau.In der 3-jährigen Studie sollen die ökologischen Auswirkungen eines Pflanzenschutzsystems mit um 50 % reduzierter Anwendung von Pflanzenschutzmitteln im Vergleich zur konventionellen Pflanzenschutzstrategie (100 %)anhand tritrophischer Systeme im Ackerbau komplex untersucht werden.Seit 2004 erfolgen in einem landwirtschaftlichen Praxisbetrieb in der Magdeburger Börde Erhebungen nach Schädlingen, Nicht-Ziel-Organismen, Unkräutern und pilzlichen Schaderregern auf Weizen- und Erbensenfeldern. Außerdem werden Bodenfallenfänge durchgeführt und die Erträge ermittelt.Die reduzierte Anwendung von Insektiziden führte zu keiner ausreichenden Blattlauskontrolle. Das Prädatorpotential in Weizenfeldern wurde stark durch die Intensität der Insektizidanwendung beeinflusst. Die Unkrautkontrolle war in beiden Varianten sehr gut. Aufgrund der geringen strukturellen Veränderungen nach der Herbizidbehandlung kam es bisher zu keiner Verbesserung der ökologischen Situation im Sinne der natürlichen Regelmechanismen. Den größten Einfluss auf die ökologische Situation hatte die Insektizidbehandlung.Des weiteren werden Modellgefäßversuche in Klimakammern mit dem tritrophischen System: Ackerbohne - Bohnenblattlaus - Florfliegenlarve durchgeführt.Mit Hilfe dieser Versuche soll die unterschiedliche Beeinflussung tritrophischer Systeme durch differenzierte Pflanzenschutzsysteme untersucht werden. Es stellte sich heraus, dass eine Reduzierung der Dosierung von Insektiziden und Herbiziden möglich war, um einen ausreichenden Bekämpfungserfolg gegen Blattläuse zu erzielen. Durch Zugabe eines Prädators konnte diese Einsparung durch dessen natürliches Regulationspotential weiter gesteigert werden.

Förderzeitraum:
01.07.2004 - 30.06.2007

Institut:
Universität Potsdam
Institut für Biochemie und Biologie

Betreuer:
Prof. Dr. A. Gzik

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