Nachhaltigkeit von Olympischen Sportbauten. Analyse der Umsetzbarkeit und Messbarkeit von Nachhaltigkeitsaspekten bei Wettkampfstätten von Olympischen Spielen

Stipendiatin/Stipendiat: Prof. Dr. Natalie Eßig

Nachhaltigkeit von Olympischen Bauten

Olympische Spiele sind medienwirksame Ereignisse, die nicht nur mit Sportwettkämpfen, sondern auch mit Kulturveranstaltungen und imposanten und innovativen Sportbauten beeindrucken. In den letzten Jahren bewiesen einige Olympische Sportbauten mit umwelttechnischen Innovationen, dass umweltfreundliche Lösungen auch marktgängig sein können. Viele Olympiaprojekte stellen jedoch eher isolierte Einzelinitiativen dar und widmen sich den daraus entstehenden Problemen des Verdichtungsraums, wie der Landschaftszersiedelung oder der zunehmenden Verkehrsbelastung nur unzureichend. Bisher gibt es jedoch keine international zusammenhängende Studie über Richtlinien zur Nachhaltigkeit von Olympischen Bauten. Ziel meiner Forschungsarbeit ist es deshalb Richtlinien für Olympische Austragungs-orte auf ihre Nachhaltigkeit zu überprüfen und einen einheitlichen internationalen Leit-faden für nachhaltige Olympische Bauten (Checkliste) aus den gewonnenen Ergebnissen für kommende sportliche Großveranstaltungen (Olympia) zu entwickeln. Diese Leitlinienbauen bauen auf internationalen Nachhaltigkeitsbewertungsmethoden, Leitlinien ehemaliger und zukünftiger Austragungsorte, Bestimmungen des International Olympic Committee (IOC), Publikationen von Umweltberatern des IOC und Gesprächen mit Planern auf. Vorortrecherchen und Fallbeispiele liefern weitere Informationen, die in den zu definierenden Leitfaden mit eingearbeitet werden. Diese Richtlinie soll zukünftigen Planern bereits in der Vorentwurfphase von Olympischen Spielen als Checkliste für nachhaltige Sportbauten zur Verfügung stehen, um in Zukunft einen internationalen Standard für nachhaltigen Sportstättenbau gewährleisten zu könnenUntersucht werden Planungs-, Nachhaltigkeits- und Nachnutzungskonzepte olympischer Sportbauten auf ihre ökologische und architektonische Nachhaltigkeit. Weiterhin soll geprüft werden, ob Nachhaltigkeitskonzepte bzw. Projektent-wicklungen an bestehende städtische Leitlinien anschließen oder vielmehr einen reibungslosen Ablauf der Großereignisse garantieren. Planungskonzepte von Austragungsstätten werden theoretisch und vor Ort zusammengetragen, analysiert und im Bezug auf ihre Nachhaltigkeit (d.h. Nachnutzung) ausgewertet. Dazu soll ein speziell auf sportliche Großveranstaltungen (hier: Olympia) abgestimmter Nachhaltigkeitsleitfaden für die Vorplanungsphase von Olympischen Bauten erstellt werden. Die Entwicklung des Nachhaltigkeitsleitfadens als internationaler Standard basiert auf Checklisten von Nachhaltigkeitsbewertungsmethoden, wie GBTool (Green Building Tool, international), LEED (Leadership in Energy & Environmental Design, Nordamerika) und BREEAM (Building Research Environmental Assessment Method, Großbritannien) und Leitlinien olympischer Spiele, wie z.B. den Green Guidelines von Greenpeace für die Olympischen Sommerspiele 2000 von Sydney oder diverser anderer Sportgroßveranstaltungen, wie Green Goal für die Fußballweltmeisterschaft von Deutschland 2006.Die Vorgehensweise ist wie folgt: Als erstes werden Olympische Austragungsorte (z.B. Olympische Spiele von Sydney 2000, Spiele bei deren Planung gezielt Wert auf Nachhaltigkeit und Ökologie gelegt wurde) und Bewerbungen für Olympische Spiele (z.B. Leipzig 2012, London 2012) analysiert und verglichen, d.h. planungsrelevante Faktoren, wie Kosten, Flächenverbrauch, Baumaterial usw., werden tabellarisch ausgewertet. Die Auswertung erfolgt anhand der recherchierten Materialien, wie Endberichte von Olympischen Spielen, Arbeiten zu ökologischen Maßnahmen, Planungsmethoden und Ausführungspläne für Olympische Bauten etc.Da es sich zeigte, dass durch eine theoretische Recherche von Deutschland aus nicht alle entscheidungsrelevanten Punkte abgedeckt werden können, ist es für meine Arbeit dringend nötig, direkt vor Ort (d.h. praxisbezogen) die Olympiabauten zu beurteilen, bei den ehemaligen Organisationskomitees nach Auswertungsmateria-lien (d.h. Pläne, Flächenverbrauchssummen etc.) für die weitere Anwendung zu suchen und Expertengespräche mit ehemaligen Organisationsmitgliedern zu führen. Hierfür ist ein zweimonatiger Forschungsaufenthalt in Sydney vorgesehen, um die damaligen Planungen, Ausführungen und heutige Nachnutzung der Olympiabauten der Green Games 2000 zu analysieren und auszuwerten. Im Anschluss werden internationale Bewertungssysteme (Breeam, Leed usw.) für nachhaltige Gebäude und Planungsmethoden (von internationaler bis hin zu regionalen Ebene) für Nachhaltiges Bauen, ökologische Bewertungen und Großveranstaltungen zusammengetragen. Die auf Nachhaltigkeitsindikatoren basierenden Methoden werden auf ihre Anwendbarkeit im Bezug auf sportliche Großevents, d.h. Olympische Spiele, geprüft und im Rahmen meiner Forschungsarbeit in internationale Richtlinien für nachhaltigen Sportstättenbau je nach Verwendbarkeit modifiziert.Ein wichtiger Bestandteil für die Entwicklung der Leitlinien sind Gespräche und Interviews mit Planern von Großevents, Sportstätten und Olympiabauten und Mitgliedern des Internationalen Olympischen Komitees. Die Erfahrungen verschiedenster Beteiligter ergänzen die zu entwickelnde Checkliste nicht nur, sondern hinterlegen diese auch mit Praxisbeispielen.Aus den gewonnenen Ergebnissen wird nach Abschluss der genannten Arbeiten ein einheitlicher internationaler Nachhaltigkeitsleitfaden für Olympische Bauten entwickelt. Zur Überprüfung der aufgestellten Richtlinien soll dieser auf zukünftige Olympische Spiele (Olympische Spiele London 2012, Bewerbung von Salzburg 2012) angewendet werden. Die hierbei erlangten Kenntnisse werden in die zu erstellende Checkliste mit eingearbeitet. Die Entwicklung eines einheitlichen internationalen Nachhaltigkeitsleitfadens für Olympische Bauten dient nicht nur der Gewährleitung eines internationalen Standards für Nachhaltigkeit bei Olympischen Sportevents, sondern soll bereits im Vorfeld der Spiele eine nachhaltige Planung garantieren.

Förderzeitraum:
01.12.2004 - 30.11.2007

Institut:
Technische Universität Darmstadt
Fachbereich Architektur
Fachgebiet Entwerfen und Energieeffizientes Bauen

Betreuer:
Prof. Manfred Hegger

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