Rekonstruktion der räumlichen und zeitlichen Belastung von Nord- und Ostsee mit perfluorierten organischen Substanzen anhand von Robbengewebeproben

Stipendiatin/Stipendiat: Dr. Lutz Ahrens

Poly- und Perfluorierte Alkylverbindungen (PFASs) gehören zu den neuartigen Problemstoffen die auch als 'PCBs des 21. Jahrhunderts' bezeichnet werden. PFASs zeichnen sich durch ihre Persistenz, Toxizität und ihr Potential zur Bioakkumulation aus, zudem besitzen einige flüchtige PFASs das Potential zum Ferntransport in der Atmosphäre. Aufgrund ihrer einzigartigen Eigenschaften finden sie seit ca. 50 Jahren vielfältige Anwendung in industriellen und kommerziellen Produkten wie u.a. Beschichtungen für Lebensmittelverpackungen, Imprägniermitteln für Textilien, Hilfsmittel in der Polymerchemie (z.B. Teflon®) oder Bestandteil von Feuerlöschschäumen. Weltweit werden jährlich mehrere Tausend Tonnen PFASs hergestellt. Die bekanntesten Vertreter der PFASs sind das Perfluoroctansulfonat (PFOS) und die Perfluoroctansäure (PFOA), die bereits ubiquitär in der Umwelt gefunden wurden. Aufgrund jener Eigenschaften stehen sie in der Diskussion in die Stockholm-Konvention aufgenommen zu werden. Erste Restriktionen bei der Verwendung von PFOS traten durch eine Direktive des Europäischen Parlamentes im Jahr 2008 in Kraft. Zur Überprüfung der Auswirkungen von Emissionsveränderungen von PFASs auf die in der marinen Umwelt gefundenen Konzentrationen in Organismen sind Langzeitdaten notwendig. Neben einem zeitlichen Trend von PFASs in Seehunden (Phoca vitulina) wurde das Verteilungsmuster von PFASs in den unterschiedlichen Geweben der Tiere untersucht. Es konnte eine Gesamtbelastung von PFASs von 2665 µg abgeschätzt werden, wobei PFOS mit über 95% den größten Anteil hatte. Auf die einzelnen Organe verteilen sich die PFASs zu drei Viertel im Blut und der Leber, welches darauf zurückzuführen ist, dass PFASs an Blutproteine binden und sich darüber in den unterschiedlichen Organen anreichern. Im Zeitraum von 1999 bis 2008 zeigten Seehunde signifikant abnehmende Konzentrationen von zahlreichen Verbindungen aus der Gruppe der PFASs. Die Ursachen für diese Ergebnisse könnten in der in der Produktionsumstellung auf kürzerkettige PFASs sein, die generell ein geringeres Bioakkumulationspotential haben. Die Auswirkungen der zukünftigen Verminderung von PFOA Emissionen und der Restriktion von PFOS in der Europäischen Union muss durch weitere zeitliche Trend-Studien untersucht werden. Diese Arbeit leistet einen wissenschaftlichen Beitrag zur Begründung und Erfolgskontrolle von politischen Maßnahmen und könnte einen Anstoß in Deutschland und auch auf europäischer Ebene geben, einen Handlungsplan für perfluorierte Substanzen zu erstellen.

Förderzeitraum:
01.04.2006 - 31.03.2009

Institut:
Universität Lüneburg
Fakultät III Umwelt und Technik
Institut für Ökologie und Umweltchemie

Betreuer:
Prof. Dr. W. Ruck

E-Mail: E-Mail schreiben

URL: www.slu.se/lutz-ahrens