Chemische Reaktionen mit Zuckermolekülen ohne Lösemittel durch Derivatisierung in niedrig schmelzenden Gemischen

Stipendiatin/Stipendiat: Dr. Florian Ilgen

Unlängst ist man sich darüber einig, dass die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen reduziert werden muss, indem nachhaltige Strategien für die Zukunft entwickelt werden. Ein Ansatz zur langfristigen Sicherung der Rohstoffgrundlage ist die effektive chemische und biochemische Transformation nachwachsender Ausgangsstoffe in Feinchemikalien und Bedarfsgegenstände. Neben der Verwendung alternativer Rohstoffe tragen auch alternative Lösemittel zur Entwicklung einer nachhaltigen Chemie bei.Die Basis des Forschungsvorhabens stellt das erprobte Konzept von Kohlenhydrat-Harnstoff-Salz Mischungen dar. Es lässt sich als alternatives Lösemittelsystem klassifizieren. Durch die Zugabe eines Harnstoffderivats, das als Wasserstoffbrückendonor und ?akzeptor fungiert, kommt es bei den Zuckermischungen zu einer Schmelzpunktdepression. Das System wurde solvatochromatisch mit Nil Rot und dem Reichhardt Farbstoff auf seine Polarität hin untersucht. Für die unterschiedlichen Mischungen konnte eine Polarität zwischen N,N-Dimethylformamid und Wasser festgestellt werden. In den bei 65-75 °C eintretenden Schmelzen lassen sich im besonderen Reaktionen durchführen, die über ionische bzw. polare Intermediate oder Übergangszustände verlaufen; beschriebene Beispiele in seht guten Ausbeuten sind neben der Suzuki- und Stille-Kreuzkupplung die Hydrierung von Alkenen, sowie Diels-Alder-Cycloadditionsreaktionen. Das Aufgabenfeld der Dissertation lässt sich in zwei große Teilgebiete unterteilen. Es sollen Reaktionen sowohl in, als auch an den Zucker-Harnstoff-Mischungen selbst durchgeführt werden. Das beschriebene Lösemittelsystem bietet neben den bereits aufgeführten Reaktionen noch eine Vielzahl interessanter Anwendungen. Es sollen wichtige C-C-Kupplungsreaktionen, die für die Synthese essentieller Zwischen- oder Endstufen der pharmazeutischen oder agrochemischen Industrie unerlässlich sind, herausgegriffen werden und auf die Schmelze möglichst effektiv übertragen werden. Das One-Pot-Verfahren stellt hier eine nachhaltige Strategie dar, da auf die Isolierung und Aufreinigung der Zwischenprodukte verzichtet wird, wodurch ein erheblicher ökonomischer und ökologischer Vorteil entsteht.Eine andere Strategie verfolgt das zweite Teilgebiet der Dissertation. Die Zucker-Harnstoff-Salz-Mischungen sollen nun herangezogen werden, um die Kohlenhydrate selbst in der Schmelze zur Reaktion zu bringen. Dadurch wird auf ein Lösungsmittel komplett verzichtet und gleichzeitig gehen ausschließlich nachwachsende Rohstoffe in den Prozess ein. Zucker kann demzufolge ohne die Verwendung von DMF oder DMSO in bedeutende Produkte für die Pharmazeutik, Kosmetik- und Nahrungsmittelindustrie transformiert werden. Auf diesem lösemittelfreien Weg erreicht man durch effiziente Derivatisierung eine Wertsteigerung des günstigen und nachwachsenden Rohstoffs Zucker.

Förderzeitraum:
01.07.2006 - 30.06.2009

Institut:
Universität Regensburg
Institut für Organische Chemie

Betreuer:
Prof. Dr. Burkhard König

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