Emissionen im Museum: Ein Gütezeichen für emissionsarme Ausstellungsmaterialien und Vitrinen als mögliches Instrument der Schadstoffbegrenzung

Stipendiatin/Stipendiat: Dr. Elise Spiegel

Der Eintrag von Schadstoffen in Museen und damit die Gefährdung und Schädigung von Kunst- und Kulturgut durch Bau- und Ausstellungsmaterialien – insbesondere bei Vitrinen – ist ein gravierendes Problem. Die Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob ein Gütezeichen für emissionsarme Ausstellungsmaterialien und Vitrinen ein geeignetes Instrument zur Schadstoffbegrenzung im Museum darstellt. Diese Grundlagenarbeit verfolgt dabei die drei nachstehenden Ziele:(1) Die Analyse der aktuellen Schadstoffsituation im Museum zur Herstellung von Transparenz bezüglich der aufgezeigten Schadstoffproblematik; (2) die Beurteilung der Umsetzbarkeit eines GZs aus konservierungswissen-schaftlicher Sicht am Beispiel von Vitrinen; (3) die Beurteilung der Umsetzbarkeit eines GZs aus wirtschaftlicher Sicht, d.h. die Abschätzung der wirtschaftlichen Tragfähigkeit des Vorhabens sowie die Erkundung der Akzeptanz seitens der Museen und Produzenten.Die wichtigsten Ergebnisse der Auseinandersetzung lassen sich wie folgt zusammenfassen:Mit Hilfe einer Primärerhebung wurde veranschaulicht, dass in deutschen Museen im Hinblick auf die aktuelle Schadstoffsituation bzw. den Umgang mit der Schadstoffproblematik dringender Handlungsbedarf besteht und die Entwicklung von Instrumenten zur Begrenzung des Schadstoffeintrags notwendig ist. Bislang hat sich keine einheitliche Vorgehensweise bei der Auswahl und Untersuchung von Ausstellungsmaterialien im Sinne einer präventiven Konservierung etablieren können. Deutlich wird, dass bisherige Maßnahmen (Materialprüfung, Routineuntersuchung etc.) an den befragten Museen nur einen sehr geringen Beitrag zur Reduzierung des Schadstoffeintrags leisten. Hinsichtlich der Umsetzbarkeit eines GZs aus konservatorischer Sicht konnte gezeigt werden, dass diese auf Basis des bestehenden Forschungsstands grundsätzlich möglich ist, auch wenn zur Spezifizierung der Grenzwerte weitere umfangreiche Studien erforderlich wären. Veranschaulicht wurde, dass die Einführung eines GZs für emissionsarme Ausstellungsmaterialien und Vitrinen zunächst eine Bestimmung von Prüfverfahren und Grenzwerten zur Beurteilung stofflicher Emissionen voraussetzt. Eine wesentliche Erkenntnis ist ferner, dass sich GZ aus dem Humanbereich nicht direkt auf den musealen Sektor übertragen lassen, da sie im Hinblick auf die Emissionsbeschränkung auf Grenzwerten basieren, die speziell für den menschlichen Organismus gelten. Es konnte jedoch gezeigt werden, dass bestehende Prüfkriterien aus dem Humanbereich als Grundlage für eine Zertifizierung im Bereich Kunst- und Kulturgut herangezogen werden können.Bezüglich der Umsetzbarkeit eines GZ aus wirtschaftlicher Sicht konnte herausgestellt werden, dass sich insbesondere für die Anbieter von qualitativ hochwertigen Museumsvitrinen Wettbewerbsvorteile durch ein GZ ergeben würden. Dementsprechend besteht von Seiten der Vitrinenbauer ein großes Interesse an einer derartigen Zertifizierung. Es wurde konstatiert, dass das GZ wirtschaftlich tragfähig realisiert werden könnte und somit die Umsetzbarkeit als gut möglich einzustufen ist.Mit Hilfe der Arbeit konnte gezeigt werden, dass im musealen Umfeld grundsätzlich Handlungsbedarf in Bezug auf die hier im Fokus stehende Begrenzung des Schadstoffeintrags besteht und Instrumente zur Schadstoffreduktion notwendig sind. Aus konservierungswissenschaftlicher Sicht erscheint die Einführung eines GZs für emissionsarme Ausstellungsmaterialien und Vitrinen für umsetzbar, auch wenn weitere umfangreiche Studien zur Spezifizierung der zu definierenden Grenzwerte nötig sind. Darüber hinaus konnte verdeutlicht werden, dass auch die wirtschaftliche Tragfähigkeit für ein GZ gegeben ist. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass ein GZ für emissionsarme Ausstellungsmaterialien und Vitrinen ein geeignetes Instrument zur Schadstoffbegrenzung im Museum darstellt. Die Arbeit verfolgt daher folgende korrespondierende Ziele:(1) Analyse der aktuellen Schadstoffsituation im Museum und damit Schaffung von Transparenz bezüglich der aufgezeigten Problematik,(2) Beurteilung der Umsetzbarkeit eines Gütezeichens als praktikables Instrument zur Vermeidung von Einzelprüfungen in Museen am Beispiel von Vitrinen aus konservierungswissenschaftlicher Sicht durch Aufbereitung des Status quo hinsichtlich bereits durchgeführter Analysen, abgeleiteter Richtlinien und Grenzwerte zur Beurteilung museumstauglicher Werkstoffe unter Einbeziehung der Erkenntnisse aus verwandten Forschungszweigen des Humanbereichs,(3) Beurteilung der Umsetzbarkeit eines derartigen GZs aus wirtschaftlicher Sicht, d.h Klärung der generellen Akzeptanz von GZ bei Museen und Produzenten sowie Abschätzung der wirtschaftlichen Tragfähigkeit eines solchen Vorhabens.Die Situation lässt sich wie folgt zusammenfassen: • Vor dem Hintergrund auftretender Schäden an Kunst- und Kulturgut rückt vermehrt das Gefahrenpotenzial durch eingetragene Schadstoffe in den Fokus von Restauratoren. • Der Schadstoffeintrag basiert häufig auf Bau- und Ausstellungsmaterialien (für Vitrinen).• Als problematisch erweist sich die unzureichende Deklaration der Produkte hinsichtlich ihrer Zusammensetzung. Durch die zunehmende Globalisierung und die damit einhergehende Verlagerung von Produktionsteilen bzw. ganzer Produktionen ins Ausland sind die Wertschöpfungsketten unübersichtlich und letztendlich intransparent geworden. Die genaue Zusammensetzung bleibt somit unklar. • Verschärft wird die Situation durch den Einsatz von Vitrinen, die sich aufgrund steigender Ansprüche der Museen an einen optimalen Kulturgüterschutz und einem damit verbundenen technischen Fortschritt von „Schaukästen“ mit hoher Luftwechselrate zu nahezu diffusionsdichten Systemen mit stark reduzierter Luftwechselrate entwickeln. Im ungünstigsten Fall entsteht so an Stelle des geplanten präventiven Schutzraumes eine „Schnellalterungskammer“ für Kunst- und Kulturgut.Aus Sicht der Restaurierungswissenschaften lassen sich aus der dargelegten Situation drei Grundprobleme ableiten:(1) Es ist unklar, ob und inwieweit sich die Museen der skizzierten Schadstoffproblematik bewusst sind, wie Museen mit der Problematik umgehen (sollten) und ob genereller Handlungsbedarf zur Sondierung von Materialen besteht bzw. Instrumente zur Schadstoffbegrenzung entwickelt werden sollten.(2) Es fehlen derzeit Daten, Richtlinien und nicht zuletzt Grenzwerte zur Beurteilung museumstauglicher Werkstoffe im Sinne präventiver Konservierungsstrategien.(3) Die Identifizierung geeigneter Bau- und Ausstellungsmaterialien sowie eine Bewertung hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf das Raumklima und sensible Objektoberflächen erscheinen nach heutigem Stand nahezu unmöglich. Jede Materialwahl erweist sich für die Verantwortlichen als eine singuläre und kostenintensive Aufgabe.Die vorliegende Arbeit verfolgt somit drei mit der Problemstellung korrespondierende Ziele:(1) Analyse der aktuellen Schadstoffsituation im Museum und damit Schaffung von Transparenz bezüglich der aufgezeigten Problematik,(2) Beurteilung der Umsetzbarkeit eines Gütezeichens als praktikables Instrument zur Vermeidung von Einzelprüfungen in Museen am Beispiel von Vitrinen aus konservierungswissenschaftlicher Sicht durch Aufbereitung des Status quo hinsichtlich bereits durchgeführter Analysen, abgeleiteter Richtlinien und Grenzwerte zur Beurteilung museumstauglicher Werkstoffe unter Einbeziehung der Erkenntnisse aus verwandten Forschungszweigen des Humanbereichs,(3) Beurteilung der Umsetzbarkeit eines derartigen GZs aus wirtschaftlicher Sicht, d.h Klärung der generellen Akzeptanz von GZ bei Museen und Produzenten sowie Abschätzung der wirtschaftlichen Tragfähigkeit eines solchen Vorhabens.

Förderzeitraum:
01.06.2007 - 31.12.2010

Institut:
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Institut für Archäologie, Bauforschung
und Denkmalpflege

Betreuer:
Prof. Dr. Rainer Drewello

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