Ökonomische und politische Alternativen für die Gratifikation von Emissionsreduzierungen aus Entwaldung und Walddegradierung in einem zukünftigen Klima-Abkommen

Stipendiatin/Stipendiat: Dr. Michael Hüttner

Der Mechanismus zur Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen aus Entwaldung und Walddegradierung (REDD = Reducing Emissions from Deforestation and Degradation) wird eine herausragende Rolle bei der Etablierung eines Post-Kyoto Abkommens nach 2012 spielen. Viele Akteure versprechen sich davon nicht nur große und relativ kostengünstige Emissionreduzierungsoptionen, sondern auch einen effektiven Beitrag zum Schutz der tropischen Biodiversität sowie signifikante Impulse zur Armutsreduzierung. Das Ziel der Promotion ist das Aufzeigen von politischen und ökonomischen Alternativen für die Gratifikation von Emissionensreduzierungen aus Entwaldung und Walddegradierung in einem zukünftigen Klima-Abkommen.Hierzu sollen verschiedenene ökonomische Bewertungsmechanismen für den Erhaltung tropischer Wälder im Beispielland Papua Neuguinea anhand der Inwertsetzung der Ökosystemleistungen Kohlenstoffspeicherung und Biodiversitätsschutz untersucht werden. Im Gegenüberstellung zu konventionellen wirtschaftlichen Alternativen wie Forstwirtschaft und Landwirtschaft kann eine integrierte Bewertung der Opportunitätskosten anhand der Anwendung eines geografisch-expliziten Landnutzungsmodells erfolgen.Anhand der Ergebnisse soll so für verschiedene Bereiche vorausgesagt werden, wie stark die jeweiligen Gebiete von Entwaldung betroffen sind, wie hoch die Opportunitätskosten der Nutzung / des Schutzes wären und somit letztendlich auch, in welchen Gebieten am kostengünstigsten Waldschutz für bestimmte Ökosystemleistungen betrieben werden kann. Die Arbeit erlaubt darüber hinaus die Kalkulation von Kosten für die Erhaltung von Ökosystemleistungen auf Flächenbasis und kann so als wichtiges Entscheidungsinstrument dienen, um z.B. den Preis von Emissionszertifikaten in einem zukünftigen Klimamechanismus zu bestimmen. Gerade unter diesem Aspekt des zukünftigen REDD-Mechanismus kann eine solche Fallstudie Wege aufzeigen, wie nationale Regierungen anhand wissenschaftlicher Instrumente ihre Waldschutzbemühungen optimieren können. Da Entwaldungs- und Walddegradierungsfaktoren räumlich und zeitlich heterogen auftreten können, müssen diese Dynamiken bei der Ausgestaltung nationaler Systeme zur Verteilung von REDD Anreizen berücksichtigt werden. Bisher gibt es für den Vergleich von Verteilungssystemen für REDD Anreize weder ausreichend praktische Erfahrungen noch theoretische Analysen.
Ein Kapitel der Dissertation versucht diese Dynamiken anhand einer empirischen Modellierungsstudie auf nationaler Ebene für das Fallbeispielland Papua Neuguinea zu untersuchen. Anhand eines räumlichen Simulationsmodells wurde basierend auf der Waldflächenveränderung zwischen 1975 bis 2002 die zukünftige Entwaldung und Walddegradierung für den Zeitraum von 2002 bis 2022 projiziert. Diese Informationen wurden mit landwirtschaftlichen und forstlichen Opportunitäts-kosten-Daten sowie Vegetationskohlenstoff-Karten verbunden, um die Kosten der Emissionsminderung zu berechnen. Anhand dieser Resultate wurden Preisspanne und Quantität von potentiellen REDD Zertifikaten von unter verschiedenen Landnutzungsszenarien berechnet. Aufbauend darauf simulierten und verglichen wir flexible und fixierte Zertifikatpreis-Modelle hinsichtlich ihrers Emissions-Eeinsparungspotentiales und ihrer Kosteneffizienz.
Die Ergebnisse zeigen, dass in Papua Neuguinea die Reduzierung von Walddegradierung ein deutlich höheres und kostengünstigeres Emissions-Reduktionspotential aufweist als die Reduzierung von Entwaldung. Bei begrenzten finanziellen Mitteln für REDD weist jedoch die nachhaltige forstliche Waldbewirtschaftung (sogenanntes “'reduced-impact logging”') die kosten-effizienteste Maßnahme dar, um Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren.
Die Kosteneffizienz der Verteilung ist zudem stark abhängig von der Preisgestaltung für REDD Anreize. Neben den aktuell propagierten einheitlichen Zertifikatpreisen für REDD (siehe z.B. für den 'Amazon Fund' der Brasilianischen Regierung) können in einem flexiblen Modell die Zertifikatspreise durch Auktionsmechanismen wie die Vickrey-Auktion (Vickrey 1961) individuell ermittelt werden, um sich so den direkten Opportunitätskosten anzunähern. Zur Umsetzung flexibler Preisansätze wird es jedoch wichtig sein, die dafür notwendigen Auktionsmechanismen, die auch im zweiten Kapitel diskutiert werden, in der Praxis zu erproben.

Förderzeitraum:
01.01.2008 - 28.02.2011

Institut:
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre

Betreuer:
Prof. Dr. Uwe Cantner

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URL: www.bmu-klimaschutzinitiative.de/de/aktuelles