Abbau und Transformationsprodukte trizyklischer Psychopharmaka aus der Klasse der Phenothiazine in der aquatischen Umwelt

Stipendiatin/Stipendiat: Dr. Christoph Trautwein

Trizyklische Psychopharmaka aus der Klasse der Phenothiazine gehören zu den Arzneimitteln, die bislang kaum auf ihren Verbleib in der Umwelt untersucht worden sind. Sie zeichnen sich bei Applikation durch starke Nebenwirkungen und niedrige Toxizitätsschwellen aus. Außerdem neigen sie zu Bioakkumulation und werden nach bisherigem Kenntnisstand nur schlecht biologisch abgebaut. In verschiedenen Simulationstests wird in diesem Promotionsvorhaben untersucht, ob Phenothiazine biologisch (aerob/anaerob) oder abiotisch (Photoabbau) unter natürlichen Bedingungen eliminiert werden und ob sich Transformationsprodukte bilden, welche gemeinsamen Stoffwechselmustern folgen. Allen Simulationsverfahren ist eine umfangreiche instrumentelle Analytik (SPE, LC-MS/MS) nachgeschaltet, die es ermöglicht, die Wirkstoffe und ihre Transformationsprodukte auch noch in Spurenkonzentrationen in den Tests oder in der Umwelt nachweisen zu können. Der Forschungsfokus des Promotionsvorhabens im ersten Jahr lag in der Durchführung aerober biologischer Abbautests nach OECD-Norm, sowie der Entwicklung einer instrumentellen Multimethode zur simultanen Detektion aller Wirkstoffe und möglicher Transformationsprodukte aus wässrigen Proben. Im zweiten Förderjahr wurden weiterere aerobe biologische Abbautests nach der OECD 301-Norm (Closed Bottle Test, Manometrischer Respirationstest) durchgeführt, sowie ein Testsystem zur Messung der anaeroben Abbaubarkeit nach DIN EN ISO-Norm etabliert und Umweltproben zur Analytik gesammelt. Im dritten Jahr wurde der anaerobe Abbau unter verschiedenen Konditionen untersucht, sowie die photolytische Abbaubarkeit durch natürliches Sonnenlicht getestet. Bei der Entwicklung der Multimethode konnte per LC-MS/MS für alle acht Stoffe eine chromatographische Trennung erzielt werden, sowie gute Signale im UV- und Massenspektrum (Vorläufer- und Produktionen), welches eine eindeutige Identifizierung aller acht Stoffe auch in Mischproben erlaubt. In den aeroben biologischen Abbautests nach OECD 301D (Closed Bottle Test), OECD 301F (Manometrischer Respirationstest) und OECD 302B (Zahn-Wellens Test) zeigte sich im CBT und MRT für sämtliche Substanzen kein biologischer Abbau. Die Ergebnisse aus der LC/MS-Analytik für den CBT und MRT bestätigten dieses Ergebnisse. Im ZWT konnte bei der Kohlenstoffmessung eine teilweise Elimination gefunden werden, welche einherging mit der Bildung oxidierter Phenothiazine, wie sie auch in der Literatur beschrieben ist und analytisch bestätigt wurde.Beim anaeroben Abbau über 30 Tage zeigte sich keines der Phenothiazine als abbaubar aus den Ergebnissen der Gasproduktion. Per LC/MS-Analytik konnten teilweise Strukturumwandlungen wie z.B. Dehalogenierungen beobachtet werden. Außerdem wurde eine teilweise toxische Wirkung auf die Faulschlamm-Bakterien beobachtet.Die Untersuchung des Photoabbaus wurde mithilfe einer Xenon-Lampe und anschließender DOC bzw. LC/MS-Analytik untersucht. Diese Strahlerquelle emittiert ein ähnliches Spektrum wie natürliches Sonnenlicht und kann daher aufzeigen, was beispielsweise in einem Oberflächengewässer mit den Phenothiazinen passiert. Hierbei wurden insgesamt mehrere hundert Photoprodukte chromatographisch und ein Teil davon per LC/MS(n) auch strukturell identifiziert. Ein abschließendes Umwelt-Screening mit dem Zu- und Ablauf einer kommunalen Kläranlage konnte keinen der acht Wirkstoffe oder seiner Transformationsprodukte finden. Die Verdünnungsraten sind hier so hoch, dass selbst eine optimierte instrumentelle Spurenanalytik solch geringe Konzentrationen nicht mehr nachweisen kann.

Förderzeitraum:
01.02.2008 - 31.01.2011

Institut:
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene
Sektion Angewandte Umweltforschung

Betreuer:
Prof. Dr. Klaus Kümmerer

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