StSP Umweltethik: Normativität in den Wirtschaftswissenschaften: Die Neoklassik und ihre Alternativen - Zur Interdependenz zwischen ökonomischen Theorien und dem Nachhaltigkeitsdiskurs

Stipendiatin/Stipendiat: Dr. Tanja von Egan-Krieger

FragestellungAusgehend von der umfangreichen Kritik an der heutigen Mainstream-Ökonomik sollen drei heterodoxe ökonomische Theorien: die Kritische Institutionenökonomik, die Ökologische Ökonomik und die Feministische Ökonomik, einer wissenschaftstheoretischen und ethischen Kritik unterzogen werden, mit dem Ziel, ihre normativen Gehalte offen zu legen und zu bewerten. Theoretische EinbettungDie heute dominante Mainstream-Ökonomik1 kann als die theoretische Grundlage der so genannten schwachen Nachhaltigkeit bezeichnet werden. Normative Voraussetzungen der heutigen Mainstream-Ökonomik stehen seit langem unter Kritik. An ihr werden insbesondere folgende Punkte kritisiert: ein verschleierter Normativismus, das Menschenbild des »homo oeconomicus«, die vielfache Gleichsetzung von Nutzen mit Konsum, die Sprachlosigkeit der Theorie und die unzureichende Berücksichtigung der sozialen Lebenswelt und Umwelt. Diese Normativität, so der Vorwurf, wirkt sich ? beispielsweise durch ökonomische Politikberatung ? auf die bestehende Gesellschaft aus. Aus dieser Kritik heraus, in der Regel unter besonderer Betonung einzelner der oben genannten Aspekte, wurden alternative, so genannte heterodoxe ökonomische Theorien entwickelt, die von anderen normativen Voraussetzungen ausgegehen. Allerdings wurden diese normativen Gehalte ihrerseits nicht immer offengelegt und selten argumentativ gerechtfertigt.Methodischer AnsatzAls Methode wird die Analyse von wissenschaftlichen Texten zugrunde gelegt. Die drei heterodoxen Wirtschaftstheorien sollen mit Hilfe wissenschaftsgeschichtlicher, wissenschaftstheoretischer und ethischer Analysen vergleichend untersucht werden. Ziel ist es dabei, wissenschaftstheoretische und ethische Positionierungen immanent zu rekonstruieren. Weiterhin sollen die drei heterodoxen ökonomischen Theorien einer epistemologischen und ethischen Kritik unterzogen werden. Vorausgesetzt bei dieser Art der Kritik wird eine Auffassung von Begründungs- qua Diskursrationalität. RelevanzAufgrund der starken Interdependenz zwischen der ökonomischen Theorie und des Nachhaltigkeitsdiskurses ist für die Weiterentwicklung einer Theorie der Nachhaltigkeit eine kritische Auseinandersetzung mit der ökonomischen Theorie unumgänglich. Dies ist eine zugleich wissenschaftstheoretische wie wirtschaftsethische Aufgabenstellung. Zu ihrer Beantwortung ist Wirtschaftsethik auf Theorieebene als eine reflexive und immanente Kritik der normativen Gehalte der Ökonomik notwendig. Die kritische Rekonstruktion ist per se noch keine Widerlegung oder gar die Präsentation einer Alternative. Sie ist aber eine notwendige Bedingung für beides.

Förderzeitraum:
01.01.2008 - 31.12.2010

Institut:
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Institut für Botanik und Landschaftsökologie

Betreuer:
Prof. Dr. Konrad Ott

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