Eimaße als Indikatoren für die Qualität eines Lebensraumes - Langzeituntersuchungen an Kohlmeisen (Parus major) in der Mittelgebirgsregion von Vogelsberg, Rhön und Spessart

Stipendiatin/Stipendiat: Regina Fache

Kalziumverfügbarkeit ist eine der wichtigen Ressourcen, die das Überleben und die Reproduktion von Vögeln in einem Lebensraum ermöglichen. Emissionen von Schwefeldioxid und Stickoxiden sowie Kohlendioxid verursachen sauren Regen und dadurch eine Absenkung des pH-Wertes der Waldböden. Das führt zu einem dramatischen Rückgang kalziumreicher Invertebraten, deren verminderte Zahl für viele Vögel Schwierigkeiten bei der exakten Ausformung ihrer Eierschalen bedeutet. Eierschalen von Vögeln bestehen zu etwa 35% aus Kalzium und werden in der Regel innerhalb eines Tages ausgebildet. Viele Vögel sind nicht in der Lage Kalzium in ausreichenden Mengen zu speichern, so dass sie die jeweils benötigte Menge an Kalzium täglich aufnehmen müssen. Es existiert eine kalzium-limitierte Reproduktion in nicht versauerten, aber natürlicherweise kalziumarmen Gebieten, z.B. in großen Teilen Nordeuropas. Die Brutvögel in solchen Gebieten sind entgegen früherer Annahmen nicht an den Kalziummangel angepasst. Natürlicherweise kalziumarme Gebiete sind vergleichbar mit versauerten Gebieten.Ziel der Studie ist die Untersuchung der Auswirkungen von Kalziummangel auf die Eimaße (Länge, Breite, Index, Volumen) und die Schlüpfrate von Kohlmeisen, die in Waldgebieten auf verschiedenen geologischen Formationen und mit verschiedenartiger Vegetation brüten. Die günstige Lage des Untersuchungsgebiets in der hessischen Mittelgebirgsregion zwischen Vogelsberg, Rhön und Spessart erlaubt die Untersuchung der Auswirkungen verschiedener Kalziumgehalte der Böden auf die Brutbiologie der Höhlenbrüter, da sich hier natürlicherweise verschiedene geologische Formationen befinden. Die Spanne reicht dabei von kalziumarmen Buntsandstein über Basalt bis zu kalziumreichem Muschelkalk. Anhand der Ergebnisse der Studie soll ein Langzeit-Indikatorensystem entwickelt werden, mit dem man die Versorgungslage der Kohlmeisen mit Kalzium abschätzen kann; dieses Indikatorensystem ist dann durchaus auch auf andere Meisen und gegebenenfalls auch auf andere kleine Singvögel übertragbar. Die Kohlmeise fungiert in dieser Studie demnach als Modellobjekt. Im Untersuchungsgebiet ist sie allen anderen vorkommenden Arten zahlenmäßig überlegen.

Förderzeitraum:
01.06.2008 - 31.05.2011

Institut:
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Institut für Ökologie
Leiter AG Kleinsäugerökologie

Betreuer:
Prof. Dr. Stefan Halle

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