Einfluss der Straßenbegleitbegrünung aus autochthonem und gebietsfremdem Saatgut auf heimische Pflanzenpopulationen - vergleichende Untersuchung an drei Modellarten und Entwicklung eines Managementkonzeptes

Stipendiatin/Stipendiat: Jutta Reiker


Bei Renaturierungsmaßnahmen, insbesondere im Straßenbau, wird vielfach gebietsfremdes Saatgut verwendet. Aus naturschutzfachlicher Sicht ist diese gängige Praxis umstritten, da fremde Genotypen in die Region eingebracht und potentiell adaptierte, heimische Genotypen derselben Art verdrängt werden können. Innerhalb der Dissertation soll der mögliche Einfluss von gebietsfremden Saatgut auf die heimische Vegetation analysiert und beschrieben werden.

Im Rahmen des erstes Dissertationsjahres wurde eine erste, rein molekulargenetisch-quantitative, Ähnlichkeitsanalyse von 75 Individuen aus fünf Populationen von Wilden Möhre (Daucus carota) mittels der AFLP-Methode durchgeführt, diese zeigte zum Teil eine genetische Differenzierung zwischen vier angesäten Populationen und einer Population aus einem FFH-Schutzgebiet. Siebzehn Jahre nachdem das gebietsfremde Saatgut ausgesät wurde, konnten die gebietsfremden Nachkommen aufgrund spezifischer molekularer Muster nachgewiesen werden, was auf eine Persistenz fremder Genotypen verweist.
Aufbauend auf diesen Ergebnissen erfolgte im zweiten Dissertationsjahr eine umfangreichere Analyse an 20 Populationen (zehn fremde und zehn heimische) mit Hilfe der Mikrosatelliten-Analyse, die neben einer genetischen Ähnlichkeit bzw. Unähnlichkeit potentiell die Richtung der Ein- bzw. Auswanderung aufzeigen kann. Die ersten Ergebnisse zeigten hierbei, dass die heimischen Genotypen von Daucus carota deutlich diverser sind, als die der eingebrachten Populationen. Nur wenige der untersuchten Populationen zeigten einen eigenständigen Genotyp, der auf eine nicht-autochthone Herkunft schließen lässt. Dies bedeutet, dass entweder eine Durchmischung der heimischen und fremden Genotypen erfolgte, diese jedoch die genetische Diversität der Wilden Möhre in dem Untersuchungsgebiet anscheinend nicht gefährdet, oder dass die fremden Genotypen zum Teil nicht mehr zu detektieren sind. Bei einem Vergleich der gebietsfremden Populationen wurde ersichtlich, dass zunächst die jüngeren gebietsfremden Populationen in Hessen diverser sind als die älteren gebietsfremden Populationen. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass die fremden Populationen im Laufe der Zeit an Diversität verlieren. Eventuell könnte dies bedeuten, dass die gebietsfremden Populationen durch ihr fehlendes Adapationsvermögen an die jeweiligen Standorteigenschaften starke Einbußen erleiden, oder dass das konventionelle Saatgut in den 90iger Jahren zum Aussaatzeitpunkt genetisch nicht so divers war, wie in der heutigen Zeit.

Vorerst versuchen wir im dritten Dissertationsjahr die Aussagekraft der Ergebnisse durch weitere Analysen zu optimieren. Die Analyse wurde dafür erweitert und die Ergebnisse werden zurzeit ausgewertet. Die morphologische Datenerhebung von Daucus carota unter Kulturbedingungen befindet sich zurzeit in Auswertung. Desweiteren laufen parallel die molekularen Untersuchungen (AFLP) von siebzehn Populationen (10 heimische und sieben fremde) der zweite Art Pimpinella saxifraga des Forschungsprojektes an, sowie eine Aussaat von Saatgut dieser Populationen für eine morphologische Datenerhebung Sommer/ Herbst 2014 Botanischen Garten Gießen.

Förderzeitraum:
01.10.2011 - 30.09.2014

Institut:
Justus-Liebig-Universität Gießen
Institut für Botanik

Betreuer:
Prof. Dr. Volker Wissemann

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