Bildung für nachhaltige Entwicklung als Reflexion der Intuition. Rekonstruktion der Welt- und Menschenbilder von Jugendlichen im Hinblick auf nachhaltige Entwicklung

Stipendiatin/Stipendiat: Dr. Anne-Katrin Holfelder

Forschungsfrage: Bildung für nachhaltige Entwicklung stellt hohe Herausforderungen an die Pädagogik und Didaktik. Neben dem Aufbau von Wissen zielt BNE auf die Einstellungs- und v.a. die Handlungsebene. Die Umweltbildung hat gezeigt, welch ambitioniertes Vorhaben dieses Ziel darstellt. Um dies zu erreichen, sollten die subjektiven Zugänge der Lernenden sowie deren implizite Wissensbestände in den Fokus rücken. Ein didaktisches Konzept, das dies berücksichtigt, ist der Ansatz der Alltagsphantasien. Als Alltagsphantasien werden alle Assoziationen, Gefühle und Vorstellungen bezeichnet, die durch ein Thema aktualisiert werden. Sie haben intuitiven Charakter und transportieren Werthaltungen, Welt- und Menschenbilder. Zentraler Bestandteil dieser Studie ist die Rekonstruktion von Alltagsphantasien von Jugendlichen zu nachhaltiger Entwicklung.

Methoden: Nachhaltige Entwicklung ist eine Leitidee, die sich vorwiegend auf die Gestaltung der Zukunft bezieht. Deshalb werden die Jugendlichen bezüglich der Vorstellung der Zukunft befragt. Damit werden die Themen von den Jugendlichen selbst gewählt. Die Auswertung erfolgt mit der Dokumentarischen Methode, ein sequentielles Verfahren, welches für Gruppendiskussionen entwickelt wurde. Darüber hinaus scheint die Methodologie – mit der Unterscheidung zwischen implizitem und handlungsleitendem Wissen vom expliziten kommunikativen Wissen – besonders geeignet für Themen nachhaltiger Entwicklung.

Bisherige Ergebnisse: Bei fast allen Diskussionen geht es um die Bearbeitung der Diskrepanz zwischen dem Soll-Zustand, also dem moralischen Anspruch und dem Ist-Zustand, der Wirklichkeit. Es zeigt sich, dass ein überwiegender Teil der Jugendlichen Distanz zur Thematik einnimmt.Die Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln bearbeiten viele Jugendliche mit Bewusstsein (über das eigene Nicht-Handeln) oder der Darstellung einer alternativlosen Situation. Beide Bearbeitungsweisen bestätigen den Status Quo. Es ist auffällig, dass nachhaltig(er)es Handeln immer mit Verzicht und Mehraufwand assoziiert wird. Ebenfalls werden in den meisten Diskussionen, Menschen, die nachhaltiger handeln, sozial abgewertet. In keiner Diskussionen konnte ein subjektiv bedeutsamer Zugang zu Natur rekonstruiert werden, was die Kritik am hegemonialen Nachhaltigkeitskonzept als zu technokratisch, bestätigt.
 

Förderzeitraum:
01.12.2012 - 30.11.2015

Institut:
Universität HamburgFachbereich ErziehungswissenschaftenDidaktik der gesellschaftlichen undmathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer

Betreuer:
Prof. Dr. Ulrich Gebhard

E-Mail: E-Mail schreiben