Nachhaltige Landwirtschaft durch Schutz der Gesundheit von Wildbienen: Untersuchung des Risikos der Infektionsübertragung durch Honigbienenpathogene

Stipendiatin/Stipendiat: Dr. Uta Müller

Die Bestäubung von sowohl bewirtschafteten Kulturpflanzen als auch Wildpflanzen durch Insekten ist eine essentielle Ökosystemdienstleistung und eine Schlüsselkomponente der Biodiversität. Ein aktuelles und hoch relevantes Fallbeispiel ist der dokumentierte Rückgang von sowohl domestizierten als auch wilden Bestäubern. Gründe für diesen sind Veränderungen in der Landnutzung, welches zu Habitatverlust und Fragmentierung führen, erhöhter Pestizideinsatz, die Verbreitung von Pathogenen und der Klimawandel. Wilde Bestäuber sind für die Erhaltung der Nahrungsmittel- und Artenvielfalt dabei von noch größerer Bedeutung als die domestizierten Honigbienen. In Deutschland ist ein entscheidender Anteil der wilden Bestäuber auf der Roten Liste als gefährdet aufgeführt.
Da die Pathogene besonders bei den Honigbienen einen entscheidenden Faktor in den Rückgängen darstellen, ist es von Interesse, zu untersuchen, welche Rolle Infektionen bei Wildbienen spielen. Der aktuelle Stand der Forschung zeigte bereits eine Übertragung des Honigbienenpathogens N. ceranae auf Hummeln auf.
Zurzeit ist wenig über die Ursachen der aktuellen Rückgänge der Wildbienenpopulationen sowie die Auswirkungen auf die insektenbestäubten Kulturpflanzen bekannt. Die in den erwähnten Studien beschriebene aktuelle Lage verdeutlicht die Notwendigkeit der Untersuchung des Gesundheitszustandes der hochrelevanten Bestäuber um das Gefährdungspotential durch Pathogene, welche durch domestizierte Honigbienen übertragen werden, richtig einschätzen zu können. Daher ist es das Ziel des vorgestellten Forschungsprojektes, die Gefährdung ausgewählter heimischer Wildbienengattungen durch eine mögliche Etablierung von N. ceranae zu untersuchen. Die Ergebnisse der Studie sind von großer Relevanz für Managemententscheidungen in Naturschutzfragen für den Erhalt der Bestäuber.
Dabei soll im ersten Teil des Projektes ein Pathogenprofil für Arten unterschiedlicher Wildbienengattungen erstellt werden. Weiterhin soll die Rolle von Blüten als Infektionsquellen untersucht werden. Einer Probennahme an ausgewählten Standorten an denen Honig- und Wildbienen Futterquellen teilen, wird eine genetische Pathogendetektierung im Labor folgen. Im zweiten Teil soll die Infektions- und Übertragungsrate von nicht infizierten Mauerbienen im Freiland ermittelt und mithilfe von Labormethoden bestätigt werden. Im dritten Teil, welcher in kontrollierten Gewächshausexperimenten stattfinden wird, wird die Übertragung von N. ceranae zwischen kommerziellen Bienen und drei Gattungen von Wildbienen betrachtet. Zusätzlich soll die Rolle der Pflanzen- und Bestäuberdiversität in der Pathogenübertragung untersucht werden.
Das Methodenspektrum kennzeichnet sich durch eine Kombination von freilandökologischen und molekularbiologischen Methoden. Die Kooperation der Freien Universität Berlin und dem Länderinstitut für Bienen gewährleistet die benötigte Expertise und das Arbeiten nach den aktuellsten Techniken.

 

Förderzeitraum:
01.02.2015 - 31.01.2018

Institut:
Freie Universität Berlin
Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie
Institut für Biologie / Zoologie

Betreuer:
Prof. Dr. Jens Rolff

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