Bedeutung und Funktion von Unterwasserlandschaften in den inneren Küstengewässern für die Reproduktion des frühjahrslaichenden Herings (Clupea harengus L., 1758) in der westlichen Ostsee

Stipendiatin/Stipendiat: Lena von Nordheim

 

Die im Frühjahr laichenden Heringe heften ihre Eier in flachen, geschützten Küstengebieten an geeignetes Laichsubstrat, in der Ostsee vorwiegend Wasserpflanzen. Dies ist von besonderer Bedeutung, da sich die Planzengemeinschaft bedingt durch Eutrophierung, Gewässertrübung und Bebauung in vielen Küstenzonen stark verändert (hat). Dies betrifft sowohl die eingeschränkte Ausdehnung in tieferes Wasser als auch die Artenzusammensetzung und Vegetationsdichte. Da sich die Heringspopulation gegenwärtig von dem Fischereidruck der vergangenen Jahrzehnte erholt, deutet vieles darauf hin, dass die reduzierte Menge an Nachwuchs stark durch die Sterblichkeit der frühen Lebensstadien beeinflusst wird und nicht die Konsequenz einer zu geringen Menge von Elterntieren darstellt.

Im Rahmen dieser Promotion wird untersucht, welche Auswirkungen dabei die Veränderung des Laichhabitats haben kann. Im Fokus steht der bisher weitgehend ungeklärte Einfluss des Laichsubstrats auf den Reproduktionserfolg des Herings.

Feldexperimente zum Laicherfolg haben bereits gezeigt, dass einfach geformte Substrate deutlich höhere Sterblichkeit der Heringseier mit sich bringen, als Substrate mit ausgeprägter struktureller Komplexität, wie sie in der gemäßigten Zone fast ausschließlich von Wasserpflanzen gebildet werden (von Nordheim et al. 2017, DOI:10.1007/s12237-017-0283-5). Weiterhin werden manipulative Feld- und Laborexperimente zum Wirken verschiedener von Heringen genutzter Pflanzenspezies (Zostera marina, Stuckenia pecktinata, Fucus spp., Furcellaria fastigiata) durchgeführt. Dabei wurde unter anderem festgestellt, dass das Auftreten einiger fädiger Braunalgen (Pylaiella littoralis und Ectocarpus siliculosus) eine stark letale Auswirkung auf Heringseier hat. Dies ist besonders alarmierend, da diese eutrophierungs-assoziierten Algen scheinbar mit zunehmender Häufigkeit massenhaft während der Heringslaichzeit in den Laichgebieten auftreten.

Feldstudien und -experimente zum Laichverhalten adulter Heringe wurden im Greifswalder Bodden durchgeführt, einem der Hauptlaichgebiete des Frühjahrsherings der westlichen Ostsee. Erste Ergebnisse aus dem Jahr 2017 vermuten, dass die Heringe substratspezifische Präferenzen (Belaichungsintensität) bezüglich verschiedener Pflanzenarten zeigen. Diese Studie wird in der folgenden Laichsaison weiter vertieft.

Das Wissen um die Bedeutung verschiedener aquatischer Pflanzenarten für den Hering mit Blick auf andauernde Veränderungen des Küstenlebensraumes ermöglicht die Entwicklung gezielter lokaler Managementmaßnahmen. Diese bilden eine Grundlage für die Erhaltung und Wiederherstellung der ökologischen Funktion von Küstengewässern.

Förderzeitraum:
01.01.2016 - 31.12.2018

Institut:
Universität Hamburg
Institut für Marine Ökosystem- und Fischereiwissen-
schaften (IMF)

Betreuer:
Prof. Dr. Christian Möllmann

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Publikationen: